111. Tag- Sonntag, der 15.08.10

15. August 2010

Kaiserliche Gräber in Hue

Zum Frühstück tue ich etwas, was ich seit langem nicht mehr getan habe, ich bestelle das ultimative Backpackerfrühstück: Banana Pancake. Dann brechen wir nicht zu zeitig auf, um ein paar der Königsräber um die Stadt zu besichtigen. Viel Zeit haben wir nicht, denn am späten Nachmittag fahren wir ja schon wieder mit dem nachtbus nach Hanoi zurück.

Wir mieten uns zwei Motorradfahrer und dann geht es einmal durch die kleine Stadt. Die Gräber scheinen die Haupttouristenattraktion zu sein, denn hier gibt es eine ausgedehnte touristische Struktur, das heißt es gibt viele Stände mit Souvenirs und getränken und ganze herden von Straßenhändlern. Zum Glück bleibt denen der Eintritt in die Grabanlage des Kaisers Tu Duc verwehrt, so dass man innerhalb seine Ruhe hat. Die Anlage ist kreisrund und ummauert und orientiert sich auch ein wenig an den Ming Tombs bei Beijing. Drinnen wartet ein wirklich schöner Park mit netten alten Gebäuden und schöner Holzarchitektur am Wasser. Die Grabanlagen an sich sind nicht zu sehenswert, aber der riesige Landschaftspark ist gut zu erlaufen und die Massen verlieren sich leicht in der Tiefe des Geländes.

Die größte Anlage hier ist die des Kaisers Tu Dyc aus der Ngyuen Dynastie. Er regierte von 1847 bis 1883. Das vietnamesische Reich war zu dieser Zeit formal ein Lehensstaat des Qing Reiches in China, praktisch aber unabhängig. Allerdings waren die Ngyen Kaiser sehr konfuzianisch ausgelegt, was den zahlreichen Konflikten, die es im Lande gab, nicht unbedingt zuträglich war. So gab es unter Tu Duc heftige Auseinandersetzungen mit den Franzosen, was zur späteren Kolonialisierung des Landeds führte, ebenso gabe es zahlreiche rebellionen der Landbevölkerung, die aber niedergeschlagebn werden konnten.

Eigentlich wolllen wir noch ein weiteres Grab besichtigen, aber die Fahrer führen uns zu einer Anlage, die gerade renoviert wird und weigern sich noch eine weitere Anlage anzufahren, zwei Gräber seien vereinbart gewesen, das dies hier reniviert wird und deshalb nicht betreten werden kann sei schließlich nicht ihr Problem. So viel frechheit wirkt schon wieder erheiternd, aber die beiden fahrer haben die rechnung ohne den Wirt gemacht, denn auf dem Rückweg steht noch ein kleines Waldkloster auf dem Programm. Und obwohl es hier nicht zu viel zu sehen gibt, lassen wir uns richtig viel Zeit bei der Besichtigung. Es gibt jede menge schöner kühler schattiger gräber hier und einen schönen kleinen See und ich freue mich, dass sich die Nonnen hier sehr bereitwillig fotografieren lassen.

Den Rest des Nachmittags verbringen wir dann in einem indischen Restaurant und ich bin glücklich, weil es enlich einmal wieder etwas richtig scharf Gewürztes zum Essen gibt, dann müssen wir auch schon wieder los zu unserem Nachtbus, der uns wieder zurück nach Hanoi bringt. Dort kommt er kurz nach 8 Uhr an und ich komme nur 20 Minuten zu spät zu meinem Unterricht, was aber kein Problem ist, da ich meinen Schülern per SMS schon eine Aufgabe zugeschickt habe.

110. Tag in Hanoi – Samstag, der 14. 08.10

14. August 2010

Plattfüße und Karsthöhle- Phong Nha

Schon um 6.30 Uhr geht es los, ein kleiner Bus wird mit uns vollgestopft, ich bin die einzige Langnase, dazu kommen zwei vietnamesische Pärchen, zwei Koreaner und drei Japaner. Der Fahrer ist muffelig und so geht es konversationlos durch die schöne Landschaft, das Karstgebiet von Phnong Nha und Ke Bang liegt knappe 200 Kilometer im Norden, mich interessiert auch die Infrastruktur, denn die Höhle soll auch auf meiner „Ho Chi Minh Pfad“ Tour im nächsten Februar liegen, also habe ich mein GPS mitgenommen und mein Sudoku Buch, während der Bus anfangs durch die flache Landschaft brettert, geht es dann in die Berge, es ist ein recht hügeliges auf und ab, aber aus dem Bus lässt sich immer schwer einschätzen, wie hart die Strecke dann mit dem Rad auch wird.

Entlang der DMZ, der demilitarissierten Zone, die hier im Krieg gegen die Franzosen die Trennlinie zwischen dem kommunistischen Norden und dem besetzten Süden darstellte ist die Landschaft recht trocken. Es gibt zwar niedrige Wälder, aber zwischen den Gehölzen schimmer der Sand durch und dass, obwohl es an Wasser in der Landschaft nicht zu mangeln scheint. Ob dies die Folgen des massiven Einsatzes von Entlaubungsmitteln sind, kann der Fahrer nicht beantworten und er versteht meine Frage wohl auch gar nicht. Sein Englisch beschränkt sich auf „Sit there“, „Wait me“ und „Good molning“. Als es vorne am Auto zu rumpeln anfängt und der Bus einen Plattfuß hat, sinkt seine Laune dann auf den Gefrierpunkt, wir warten in der prallen Sonne, bis der Fahrer den kaputten Reifen gegen das Reserverad ausgetauscht hat, welches weder Profil, noch genug Reifendruck hat. Schade, dass ich keine Wette abgeschlossen habe, wie lange dieses halten wird, aber nach noch nicht einmal 10 Kilometern rumpelt es wieder und der reifen ist wieder flach. Ohne Kommentar lässt uns der fahrer wieder in der Sonne stehen und entschwindet mit dem nächsten Truck wohl in den nächsten Ort. Eine Stunde später kommt er mit einem „neuen“ Reifen wieder und nach einer weiteren halben Stunde geht die Fahrt weiter. Während des Wartens in der Sonne versuche ich Revolution und will die Gruppe überreden, einfach in den nächsten Ort zu trampen und dort auf den Fahrer zu warten, aber es kommt keine Reaktion, zumindest hätte ich als Reiseleiter das Problem des Warten auf diese Art für meine Gruppe gelöst.

So kommen wir also schon recht spät an der Höhle an, das Mittagessen dauert auch noch einmal ein Weilchen und dann geht es mit einem kleinen Boot auf den kleinen Fluss in den Nationalpark. Hier beginnt eines der größten Karstgebiete in Asien mit den größten zusammenhängenden Urwäldern in der Region. Bis nach Laos erstreckt sich das Areal und wurde wegen seiner Artenvielfalt an Pflanzen und Tieren von der Unesco gelistet.

Davon bekommt man auf dem Boot nicht sehr viel mit, aber es geht einen schönen Fluss hinauf, auf dem Wasser kleine Fischerboote und am Ufer eine katholische Kirche und kleine Dörfer vor den Karstbergen geben eine idyllische Landschaft ab. Dann geht es um die Ecke uind in der Felswand klafft ein riesiges Loch und verschluckt den Fluss, hier ist der Eingang zur Höhle. Ich habe schon so manche langweilige Tropfsteinhöhle besichtigt, aber dies hier ist wirklich toll. Schon die Ausmaßed der Höhle an sich sind gigantisch, der Fluss im innerebn des Berges ist immerhin noch 10 bis 15 Meter breit und wie ein Dom ist das Gewölbe nach oben zugespitze und läuft dann in bis zu 25 oder 30 Metern Höhe zusammen. Am Anfang sind dann die Stalagmiten und Stalaktiten noch rech rar, aber weiter hinten hängen gigantische Gebilde aus Kalk von der Decke herab und wachsen mit ihren Gegenstücken am Boden zusammen. Zum Fotografieren ist es in der Höhle zu dunkel, da die Formationen nur spärlich beleuchtet sind, dies macht es aber um so eindrucksvoller, durch dies Märchenlandschaft zu gondeln. Am Ende der Höhle wird das Boot dann entladen und die Menschentauben wälzen in eine Seitenhöhle zum Fototermin, dann geht es auf einem anderen Flussarm wieder zurück in Richtung Eingang. Hier folgt noch ein weiterer Rundgang in einer auch beeindruckenden nebenhöhle, dann blendet nach knapp zwei Stunden im berg das Sonnenlicht wieder. Draußen erwartet einen dann die „Mr. water“ und „Mr. postcard“ Fraktion. Weil wir uns aber an den „falschen“ Tisch setzen brechen die Eigentümerinnen des Standes in einen wüsten Streit aus, die Anwerberin war wohl vom nachbarstand, aber der hier sah einfach gemütlicher aus. Um den zentralvietnamesischen Frieden wieder herzustellen, kaufe ich dann auch auch noch am Nachbarstand eine Flasche Wasser und trinke mein Bier vom gemütlicheren Stand.

Die Rückfahrt verläuft dann unspektakulär, ich löse „Sudokus“ in Serie und wundere mich darüber, warum ich für die „sehr leichten“ Aufgaben mehr Zeit als für die „sehr schwierigen“ Varianten brauche.

109. Tag in Hanoi-Freitag, der 13.8.2010

13. August 2010

Ab nach Hue, in die alte Kaiserstadt

Schon am Donnerstagabend brechen meine Freundin aus China und ich auf, gegen halb sechs sind wir an der Busstation und steigen in den Bus nach Hue. Hue war die Hauptstadt Vietnams während der Dynastie der Nguyen Kaiser von 1802 bis 1945. 13 Kaiser der Nguyen Linie haben hier regiert und entsprechend hoch sind meine Erwartungen.

Der Reisebus ist recht modern, doch eher für kleinwüchsige Vietnamesen bis 1,7o konzipiert und für kleine Füße. Die verschwinden in einem Fußschacht des Klappstuhlbettes und ab Schuhgröße 40 verkantet man da drinnen gnadenlos mit seinem Gehwerkzeug. Wenigstens kann ich den Platz direkt unter der Kühlung noch loswerden, da wäre ich hoffnungslos erfroren. Mehr schlecht als recht kann ich schlafen, als der Bus durch die Nacht nach Süden rumpelt, meiner Freundin ergeht es wesentlich besser, sie schläft von 22 Uhr bis kurz vor 8 durch, als wir in Hue ankommen. Ich kann wenigstens noch einen grandiosen Sonnenaufgang vor den Fenstern des Busses erleben und bewundere eine wunderschöne grüne Landschaft mit vielen Flüssen und einer Gebirgskette im Hintergrund; und ich freue mich auf die Radtour in Februar, ich werde immer zeitig aufstehen, denn die Farben in der Landschaft sind mehr als toll.

Hue ist dann provinzieller als erwartet, es gibt eine kleine Straße mit Hotels und Guesthäusern und für erstaunliche 10 Dollar bekommt man einen angenehmen Raum in einer Seitenstraße, der Ruhe verspricht.

Der erste Tag gehört der Stadt, wir wandeln ein wenig durch die Straße, überqueren den Parfümfluss auf einer belebten Brücke und kommen durch ein altes Stadttor in die Altstadt. Die Stadtmauer ist fast noch komplett erhalten, aber nicht begehbar, sondern zum Teil wild zugewachsen. Vor den kaiserlichen Anlagen befindet sich eine Art Freilichtmuseum, hier ist jede Menge Kriegsgerät aus dem Vietnamkrieg zusammen getragen worden, für einen Ex-Offizier aus der NVA ein schöner Spielplatz und der Platz auf dem Drehsitz einer FLAK lässt Erinnerungen an längst vergessene Zeiten wach werden.

In der Mitte befindet sich der Kaiserpalast. Auch wenn es die Vietnamesen nicht gerne hören, die Anlage der Stadt und des Plastes hat Beijing zum Vorbild. Die rechtwinkligen Straßen und die Aufteilung der Flächen und der Versuch einer imposanten Palastanlage, alles in strenger Nord-Süd Ausrichtung, da höre ich doch die alten chinesischen Baumeister leise hüsteln.

Ein Chor der Vietnamesischen Befreiungsarmee ist heute angereist, um hier ein Video zu drehen, sehr putzig anzusehen der gemischte Chor aus Männern und Frauen in weißen Uniformen. Als ich nach einem Foto frage, wehren ein paar der Unteroffiziere ab, aber es ist schon zu spät, die Damen haben sich sofort in Pose geworfen und zeigen das all-asiatische Foto-Victory, so dass den Männern nichts weiter übrig bleibt, als auch in meine Kamera zu grinsen. Der etwas abseits stehende Major billigt alles mit unbewegtem Gleichmut.

Leider ging im Krieg gegen die Franzosen und Amerikaner der komplette Palast zu Bruch und so ist von der „Purpurnen Stadt“ nicht mehr viel übrig, der Rest ist eher lausig renoviert, also im vietnamesischen Pfusch-Stil, wir machen hier einmal ein bisschen was und dann dort und den Müll lassen wir liegen. Deshalb lassen sich Ausmaße und die Schönheit des Palastes nur erahnen. Überall gab es viel Wasser und es wurden Teiche mit Seerosen und Lotus angelegt, aber auch hier fehlt die pflegende Hand und die Urwüchsigkeit eines Biotops wird durch die zahlreichen Baustellen und Schuttkippen zerstört. An den neu renovierten oder besser dem alten Stil nachempfundenen Gebäuden wurden eher lieblos gearbeitet, keine handwerklich großartigen Details, wie man sie im chinesischen Vorbild findet. dafür blättert schon nach wenigen Jahren wieder die Farbe….ein Wunder, dass die UNESCO, die das Objekt dem Weltkulturerbe zurechnet hier noch nicht mit Sanktionen gedroht hat.

Die Hitze drückt gegen Nachmittag unbarmherzig und wir fliehen vor den Souvenirverkäufern, Rickshaw-Fahrern und Mopedtaxis in ein kleines Cafe an der Stadtmauer.

dann machen wir uns auf zur Thien Mu Pagode, etwas außerhalb der Stadt gelegen. Die Pagode gehört zu einem aktiven buddhistischen Tempel, in dem jede Menge Novizen ausgebildet werden. Das Kloster ist rech beschaulich und am Nachmittag wird das Touristengedränge weniger. Man hat einen wunderschönen Blick über den Parfümfluss, von dem dunkle Gewitterwolken heranziehen. So verzichten wir dann doch auf den Bootstrip zurück und schwingen uns auf eins der allgegenwärtigen „Xe Om“ Mopedtaxis, um zum Hotel zurück zu kommen.

Den Abend verbringen wir bei einem Feuertopf mit Fisch und dem lokalen Bier, dann geht es zeitig zurück, denn morgen planen wir einen längeren Ausflug und ich muss die Nacht im Bus noch nachholen.

104. Tag in Hanoi-Sonntag, der 8.8.2010

8. August 2010

Ausflug nach Chua Hong-lokaltouristische Depressionen

Um 7.00 Uhr wieder Instant Nudeln und dann geht es wieder aufs Boot. Die heutige Rudrerin ist genauso dünn wie gestern, dafür aber weniger gesprächig. Heute geht es den rechten Flussarm entlang. leider ist auch heute die Sicht trüb, bei schönem Wetter ist die Aussicht wohl umwerfend. nach einer guten Stund erreichen wir den Endpunkt. Hier gibt es zahlreiche Wellblechhütten mit kleinen Restaurants und Kiosken. Bei den wenigen Touris döst die Besatzung träge vor sich hin, dafür muss man vor dem Lokal von Ziegelstein zu Ziegelstein über große Schlammpfützen hüpfen. Hinter den Wellblechhütten Restaurants lagern große streng duftende Müllhaufen und große Haufen von Bambus oder Ziegelsteinen sind mit bunten Plastikbahnen abgedeckt. Ein wunderbares Beispiel, wie Tourismus hier funktioniert, mit minimalem Aufwand und überhöhten Preisen so viel wie möglich aus den Gästen herausquetschen. Bis zum Tempel sind es vielleicht 500 Meter und hier reiht sich eine Dreckbude an die andere und die Händler überbieten sich verbal, billigen Kitsch, Getränke an die Frau oder Potenz steigernde Wurzeln an den Mann zu bringen. Der Tempel ist wieder recht öde und zur Höhle führt ein weitere mit plastikbedeckten Wellblechbuden gesäumter Weg oder eine Seilbahn. Da es schön schwül und feucht ist, beschließen wir, die Seilbahn zu nahen, die wird jedoch erst geöffnet, wenn genug Leute da sind. Der Ticketcounter ist geschlossen und die Reinigungskraft winkt unwirsch in die Ferne. Als nach 10 Minuten die Seilbahn den Betrieb aufnimmt, haben wir immer noch kein Ticket, die Frau winkt immer noch in die ferne und ich habe die Faxen dicke. Als wir dann direkt zur Gondel gehen wollen, nimmt die Kontrolleuse dann auch Cash an, warum nicht gleich so. Oben ein ähnliches Bild wie unten, Verkaufsbude an Verkaufsbude und heute ein große Höhle mit Buddhas und einem gigantischen Stalaktiten. Rundherum wird Müll, wie verrostete Verkaufstische und Holzbänkchen abgelagert, für die Zeit, wenn die Leute aus den 5000 Booten hier einrollen. Mehr ist oben nicht zu sehen und so machen wir uns wieder auf den Rückweg. Diesmal steht die Seilbahn noch eine halbe Stunde still, dafür bekommt man die Tickets ohne Probleme bei der Reinemachfrau. Unten steigen wir dann wieder ins Boot und werden langsam zurück gerudert. Das Wetter wird langsam schöner und heute sind auch mehr Boote unterwegs als heut Morgen oder gestern.

Eigentlich könnte der Ausflug her ein wunderschönes Erlebnis sein, diese werden aber durch die Schlepper, die an jeder Ecke warten und ihr Preisdiktat durchsetzen zunichte gemacht. Dazu kommt jeglicher Mangel an Feingefühl für Ästhetik und Umweltbewusstsein. Dringend hat dieses Gebiet einen Schutz notwendig und eine ordnende Hand oder Gesetzgebung, die sichert, dass die Rudrerinnen nicht am Ende fast heulend um ein Trinkgeld betteln, wenn der Trip für vietnamesische Verhältnisse doch recht teuer war und man dann im rostigen Kahn ohne Bestuhlung fahren lassen muss. Vielleicht gibt es wohl auch eine Regulierung hier, die möglicherweise durch Korruption komplett umgangen werden kann.

Gegen 14 Uhr sind wir am Hotel zurück und machen uns auf den Rückweg. Auf halber Strecke packt mich der Hunger und wir finden ein Lokal mit gegrillten Enten, die gibt es nur als Ganzes und dann ohne Reis oder Nudeln, sondern nur mit einer Schale Kräutern und Sojasoße. Andere Gerichte werden nicht angeboten. Auf Hanoi zu wird der verkehr wieder mehr als Stressig und anstrengend und ich bin froh, als wir dann gegen 17 Uhr das kleine Bierlokal zu Hause um die Ecke anlaufen können. Der Ausflug war also recht interessant, wird aber nicht in mein Programm fürs nächste Jahr mit einfließen, schöne Karstfelsen haben wir dann auch andernorts. Warum sich die Gegend hier um Chua Hong „Parfümpagode“ nennt, war nicht zu ergründen, meine Schüler haben mir versprochen, das zu recherchieren.

Am Abend habe ich dann alle Hände voll zu tun, meinen Unterricht für die nächste Woche vorzubereiten und die Bilder zu bearbeiten. Das Schreiben muss dann bis zum Montagnachmittag warten. Nächste Woche steht dann der Ausflug in die alte Kaiserstadt Hue an, das wird sicher interessant, zumindest sah es auf den Bildern nicht übel aus, außerdem ist es Weltkulturerbe und vielleicht deshalb nicht ganz so vermöhlt.

103. Tag in Hanoi-7. August 2010

7. August 2010

Ausflug nach Chua Hong- Regen an der Parfümpagode

Ich habe Besuch aus China, meine alte Studienfreundin aus Beijing ist für zwei Wochen nach Hanoi gekommen. Was also am Wochenende tun: „Parfüm Pagode“, das klingt duftig und verlockend in den Reisführern und die Anlage ist nur 60 km von Hanoi entfernt. Also borge ich mir ein Moped und am Samstagmorgen sausen wir aus der Stadt. Moped fahren ist nicht halb so entspannend wie radeln, besonders hier in der Stadt und bei dem starken Verkehr auf der Ausfallstraße ist es richtig stressig. Gestern Abend hatte ich meinen ersten kleinen Unfall (ohne Alkohol), weil noch ein Mopedfahrer meine grüne Ampel gequert hat, glücklicherweise nur eine Schürfwunde bei mir und ein platter Reifen am Moped. Der querende Fahrer hat möglicherweise gar nichts realisiert, denn es gibt nur eine Blickrichtung: vorwärts.

Erst 20 km außerhalb wird es etwas ruhiger, aber dafür schön staubig, doch die zweite Hälfte der Strecke fährt sich dann recht gut auf ruhigen Straßen. Wir sind nach Süden aus der Stadt hinaus gefahren und dann durch zwei kleine Städtchen übers Land bis nach Dai Nghia (My Duc). Kaum etwas ist ausgeschildert, aber die Passanten wissen, wohin wir wollen. Gegen 12 Uhr sind wir am Ziel in Huong Son, einem winzigen Städtchen. Hier gibt es einen Flusshafen mit vielen kleinen Booten und ein paar einfachste Hotels. Für 200.000 Dong bekommen und für einen ähnlich dicken Preis auch ein Mittagessen, endlich mal wieder keine Nudeln, sondern ein fast chinesisches Gericht, Sojasprossen und Rindfleisch aus dem Wok. Im Hafen vor dem Hotel liegen zahlreiche Boote, alles recht rostige Blechkähne. Die Touristen haie sind auch schon da, man hat keine Wahl und kann sich nirgends informieren, alles ist hier in der Hand der Schlepperbande. Wir entschließen uns für die kleine Tour heut und die größere am nächsten Tag. Wenig später sitzen wir im rostigen Blechkahn und eine magere Vietnamesin am Ruder und dann geht es auf den Fluss hinaus. Durch ein schönes Karst-Tal führt der kleine Fluss recht romantisch hindurch, bei dem Regen sind nur wenige Boote unterwegs, aber nach dem Neujahrsfest Tet, beginnt hier die Festival Saison, dann sind an den Wochenenden 5000 Boote auf dem Gewässer und selbst die kleinen Boote werden dann mit bis zu zehn Vietnamesen besetzt. In Ausländer umgerechnet ungefähr 4 bis 6, je nach Herkunftsland und Ernährungsstatus.

Schon nach wenigen Augenblicken tut der Himmel das, was er schon seit einer Stunde angedroht hat, er schüttet sich aus. Zum Glück haben wir die Regenüberhänge vom Moped dabei, nur meine Umhängetasche mit dem Handy wird total nass und das Mobilteilchen fällt danach komplett aus, vielleicht auch einmal ein Segen, so ein mobilfonfreies Wochenende.

Im Regen rudert uns unsere Vietnamesin bis zu einem kleinen Tempel, nichts Welt bewegendes. Vielleicht liegt es auch daran, dass es nur wenige Mönche im Lande gibt, nicht wie in China oder in Burma, wo die meisten Tempel von einer größeren Zahl von Mönchen bewohnt werden. Zu Fuß geht es dann noch zu einer kleinen Tropfsteinhöhle, davor ein buddhistischer Altar mit ein paar Gottheiten. Der einzige Mönch führt mich mit der Taschenlampe durch die kleine Tropfsteinhalle und erklärt mir auf Vietnamesisch, welche Figuren meine Fantasie jetzt hier erkennen müsse. Einiges ist nicht schwer, bei anderem habe ich dann doch eher eine kreative Lücke. Aber vielleicht bin ich da von meiner Jugend her vorbelastet, denn mein Vater bewahrte in meinem Kinderzimmer seine Mineraliensammlung auf. Toll, dann eine Freundin mitzubringen: „Hey Kleines, willst du mal meine Mineraliensammlung sehen und am Steinsalz lecken.“ Aus heutigem Standpunkt hätte man da was draus machen können, aber nicht als 14 oder 15 jähriger Jungspund, der immer nur wissen wollte, wann der Vater seine „Steine“ (im besten Falle) oder sein „Geröll“ (bei eskalierenden Diskussionen) aus dem Zimmer räumt.

Zurück in den vietnamesischen Karst, bei schönem Wetter hätte man eine tolle Aussicht vom halben Wege, aber bei Regen muss man auf jeden Schritt auf dem glitschigen Untergrund achten.

Beim Zurückrudern wird dann das Wetter wieder besser, aber der Ort hat für den Abend wenig zu bieten. Gegen 18.30 werden die Bürgersteige hochgeklappt, zu Essen gibt es nur noch Instant-Nudeln und in der Bierhalle sind wir die einzigen Gäste und auch da werden wir 20.30 Uhr rausgefegt.