23. Tag: Montag, der 6. Dezember 2010
6. Dezember 2010Zu den Ein-Bein-Ruderern
55 km von Kalaw zum Inlay-See, blendendes Wetter bei 28 Grad, 500 hm
Heute starten wir erst einmal zum Markt in Kalaw, wie überall in der Region gibt es rotierende Markttage, meistens wechseln sich fünf Orte ab und eine vernünftige Prognose für Touristen ist kaum zu erstellen. Aber das schöne an den Märkten ist eben auch, dass sie nicht touristisch sind und nur lokale Produkte für Lokals anbieten. Man schlendert hier also durch heimisches Obst und Gemüse und kann auch wunderbar die verschiedenen Minoritäten begutachten, die sich mit ihren auffälligen Haartrachten deutlich von den Burmesen unterscheiden. Im Gegensatz zu diesen sind sie sehr scheu und lassen sich nicht gern fotografieren.
Burma ist ein wunderbares Land für Fotografen, man darf hier mit einer angemessenen Eitelkeit vor allem der Frauen rechnen. Wenn ich per Hand Fuß klar gemacht habe, dass ich die Tanaka Bemalung wunderschön finde, bekomme ich dazu auch noch ein herzliches Lächeln. Und die Frauen hier in Burma sind ja auch wirklich sehr schön, nicht nur von Aussehen, sonder auch vom Wesen, von ihrer warmen Neugier. Wenn man als Ausländer hier den Markt entlang schlendert, wird man natürlich auch bestaunt, aber die Blicke gehen sofort ins Gesicht und es wird ein tiefer Augenkontakt hergestellt, als ob sie in direkt in die Seele blicken wollen, um herauszufinden, was man für ein Mensch ist. Ich habe mich inzwischen daran gewöhnt und blicke inzwischen ebenso tiefgründig zurück, was dann meistens in einem breiten freundlichen Grinsen beider Seiten endet.
Bis zum Inlay See sind es gute 50 km, die Straße wechselt von mies bis recht ordentlich, obwohl es gut bergab geht, gibt es noch einige kräftige Hügel zu klettern. Die Landschaft aber entschädigt dafür. Interessant ist hier die Eisenbahnlinie, die sich mitunter in wunderlichen Schleifen durch die Landschaft schlängelt und ein gute Vorlage für jeden Modellbauer geben könnte.
noch nicht fertig!
22. Tag: Sonntag der 5. Dezember 2010
5. Dezember 2010Schlechte Laune in Kalaw
Ruhetag und Tageswanderung in Kalaw
Die schlechte Laune gilt nur für mich und mein flaues Gefühl im Magen, welches sich nicht auflösen will. Da es nun noch Min min unseren Lokalguide und Nandar, den Trainee-Guide, sowie den Lokal-Lokal Guoide gibt, habe ich kein schlechtes Gewissen, mir heute meinen Schontag zu nehmen.
Mit viel Kaffee versuche ich meinen Magen auf Trab zu bringen, da funktioniert nur halbwegs und macht müde. Ich schlafe dann noch zwei Stunden und setze mich an den Computer und schreibe die letzten Tage nach. Danach versuche ich, im Internet eine Verbindung zu bekommen, was wiederum fehlschlägt, nicht einmal bis zum Login meines Mailservers komme ich, geschweige denn ist an ein Hochladen von Text und Bilder ist wieder einmal nicht möglich.
Die Gruppe kommt erst kurz vor Sonnenuntergang zurück und hat eine lange schöne Wanderung hinter sich. Die Minoritätendörfer waren etwas sparsam gesät, aber auf den Wegen trifft man viel Volk auf dem Weg vom Feld in die Siedlung oder umgekehrt. Die Landschaft bietet grandiose Blicke über die nahen und fernen Hügelketten und auf dem Rückweg geht es ein gutes Stück durch dichten subtropischen Wald.
Am Abend wechseln wir das Lokal, diesmal gehen wir zu einem Inder an der Hauptstraße, der Wirt hat feste Vorstellungen davon, was wir essen wollen und was nicht, die Speisekarte eher Makulatur und so enden wir dann alle beim Lammcurry oder Hühnercurry. Es hat geschmeckt und Wirt und Gäste waren zufrieden.
21. Tag: Samstag, der 4.Dezember 2010
4. Dezember 2010
Anstieg nach Kalaw
70 km und 800 hm von Meikthila nach Kalaw, sonnig und heiß bis 35 Grad
Die Ausfahrt aus Meikthila ist wunderschön. Die Straße liegt unter alten knorrigen Bäumen und im Morgendunst kommen uns viele burmesische Radfahrer auf dem weg zur Arbeit entgegen. Aber auch auf dieser Straße hat der Verkehr ziemlich zugenommen und man muss von dem schlechten Asphalt öfter auf den Staubstreifen wechseln. Obwohl seit vier Jahren an der Piste gebaut wird, hat sich noch nicht viel getan, immer wieder kommt mal ein kürzeres Stück, das recht ordentlich asphaltiert ist, dafür poltert es dahinter um so schlimmer. Poltern tut es auch in meinem Magen, es kommt aber in beide Richtungen nichts hinaus, sondern stimmt mich lediglich ein bisschen depressiv. Das schlägt sich dann auch auf meine Lust zu fotografieren nieder und so ist meine heutige Ausbeute mehr als gering.
Irgendwann geht dann auch die Allee zu Ende und wir knallen ordentlich unter der Sonne entlang. Der Anstieg zum Mittag ist zwar nicht sehr steil, aber trotzdem rinnt ordentlich der Schweiß. Bei der Hitze haben alle keinen großen Hunger und wir beschließen, erst noch einmal auf den Bus zu steigen, denn auf den folgenden Kilometern ist die Straße mehr als eine Katastrophe. Von der schönen Landschaft bekommt man auch kaum etwas mit, da man peinlichst den Kopf senken und sich auf die nächsten zu fahrenden Meter konzentrieren muss und dazu von jeglichem Verkehr ordentlich zugestaubt wird.
Kalaw liegt ungefähr 1000 Höhenmeter weiter oben, nach der Hälfte des Anstieges wird die Straße wieder etwas besser und wir steigen wieder aufs Rad um. Wegen meines Magens habe ich zwar keine Lust, aber im Bus ist es noch schlimmer, wenigstens lenkt dann das eintönige treten ab. Nach einer guten Stunde sind die 500 Höhenmeter geschafft und der Hunger hat auch das komische Gefühl im Magen vorübergehend weggepustet.
In Kalaw gibt es dann ein schmutziges Bier und eine lauwarme Dusche und dann geht es ins „Everest“ Restaurant, das von einer nepalesischen Familie betrieben wird. Die Currys sind gut wie immer, auch wenn ich dann doch kaum Appetit habe.
20. Tag: Freitag, der 3.Dezember 2010
3. Dezember 2010Der heilige Berg der Nat-Götter
55 km von Bagan bis zum Mt. Popa, dann 100 km Transfer nach Meikthila
Da sich Kerstin und Andre heute Morgen schon um sechs Uhr verabschiedet haben, kommen wir auch sehr zeitig los und genießen die Morgenstimmung auf dem rad, die über den Stupa liegt. Viele Burmesen sind auf dem rad unterwegs und fahren zur Arbeit und grüßen ein freundliches „Mengelaba!“ und wir grüßen artig zurück.
Hinter Bagan wird die Landschaft etwas trockener, aber es gibt auch Palmen, aus den Palmsirup gewonnen wird. Mit feudaler Technik wird die Zubereitung von Palmzucker, Palmwein und Palmschnaps betrieben. Nicht nur Beate und Jürgen sind fasziniert von der einfachen Brenneinrichtung, aus der Töpfchenweise hochprozentige klare Flüssigkeit läuft. Und das Zeug mit knapp 50 % Alkohol schmeckt wirklich gut, die Literflasche kostet 2 €.
Hier in der Ebene wird es heute ein sehr heißer Tag und obwohl die Anstiege nicht bedeutend sind, kommen wir ordentlich ins schwitzen. Auf einem kleinen Hügel liegt ein ärmliches Dorf, Wasser muss mit Ochsenkarren aus der Umgebung geholt werden und auch die Behausungen und Hütten sind sehr einfach. Auch in diesem Jahr haben wir für die Kinder im Dorf wieder Schulmaterialien und ein paar Bälle mitgebracht. Der Lehrer bringt seine Schüler in Reih und Glied auf die Straße und dann wird ein Lied für uns gesungen. Hoffen wir, dass die Bälle viel Spielspaß bringen. Auf jeden fall ist die Freude über unseren kleinen Geschenke groß.
Bis zum heiligen Berg Mt. Popa ist es nicht mehr weit, noch ein steiler Anstieg und wir sind am Ziel. Zum Mittag machen wir nur eine Obstpause, dann besteigen wir den religiösen ort. Eins war der Berg nur Sitz der 37 Nat-Götter, die Naturreligion der Burmesen und Bergvölker vor Einführung des Buddhismus. Da die Ur-Religion zwar verboten wurde, aber nicht ausgemerzt werden konnte, wurden dann die Götter in den buddhistischen Reigen von Buddhas und Boddhisatwas mit aufgenommen.
An sich ist der Berg mit seinen Affen keine besondere Sehenswürdigkeit, die Tempel sind ziemlich runter gewirtschaftet und schmuddelig, aber von oben hat man eine grandiose Aussicht und auch der Blick von weitem auf den Popa hat Format.
Der Rest des Tages vergeht im Bus. Die schmale Piste bis Meikthila ist am Nachmittag nicht mehr zu schaffen und auch recht ordentlich befahren. Wir enden am Ortseingang in einem angenehmen Grillrestaurant und dann im lausigsten Hotel auf der Strecke. Zwar sind die Betten sauber und die Dusche warm, aber die hohen schlecht gestrichenen Räume sind eher geeignet als Hintergrund für einen drittklassigen Horrorfilm. Allerdings verhindern dann keine Untoten den Schlaf, sondern eine nächtliche Party, die ein paar Häuser weiter stattfindet.