11. Tag: Donnerstag, der 23. Dezember 2010

23. Dezember 2010

Wilde Wasser und Bananapancakes auf dem Nam Ou

Bootsfahrt auf dem Nam Ou von Muang Khua nach Muang Ngoi Neua bei 25 Grad und Sonnenschein, Abstecher in ein kleines Dorf

Nach der langen gestrigen Etappe können wir heute ausspannen, denn es geht mit dem Boot den Nam Ou Fluss hinunter. Der Fluss windet sich nahe der vietnamesischen Grenze durchs Bergland und fließt dann nicht weit von Luang Prabang in den Mekong. Da es nur einen langen Umweg per Straße nach Luang Prabang gibt wählen auch Dutzende von Backpackern diese Route und das schon seit Jahren. So trifft man dann auch am Hafen die gleichen Leute wie abends im Restaurant oder schon zwei Tage zuvor in Luang Namtha und auch wieder ab und zu ein paar Radler, in den letzten tagen waren es mindestens sechs andere Radler, alles Belgier und ein deutsches Pärchen. Am Bootsanleger unten am Fluss suchen dann alle ein Platz in den wenigen Booten, doch auch wenn die Boote übervoll beladen werden, alle kommen irgendwie mit. Einig brausen mit den Schnellbooten in nur drei Stunden den Fluss hinunter, die meisten nehmen die größeren Kähne in die zwischen 8 Touristen oder 20 Laoten geladen werden.

Jetzt in der Trockenzeit ist der Wasserstand recht niedrig, wahrscheinlich nur an wenigen Stellenmehr als drei Meter tief und an breiten Stellen wahrscheinlich sogar wesentlich weniger. Unser Schiffer muss ordentlich navigieren, aber er kennt den Fluss wie seine Westentasche. Weiter unten wird das Wasser richtiggehend wild und hier gehört schon großes Geschick dazu, das Boot zwischen den Felsen und Klippen auf Kurs zu halten, während das Wasser ordentlich am Bug hochschlägt und uns ab und zu ein wenig nass macht.

Die Qualität der Boote hat einen großen Schritt nach vorn gemacht, in den letzten Jahren waren es immer nur kleine Höckerchen gewesen, auf denen wir saßen, in diesem Jahr sind es aus einem Bus demontierte Sitze. Nach drei Stunden machen wir eine kleine Pause und steigen auf einem schmalen Pfad in ein kleines Dorf, das man vom Boot hat nur erahnen können. Entlang einer kleinen „Straße“, Fahrzeuge gibt es außer einem Kinderfahrrad natürlich nicht, rieht sich Häuschen an Häuschen, am rechten Ende des Dorfes befindet sich die Krankenstation und auf der anderen Seite das kleine Kloster und dahinter noch die Schule.

Dazwischen dann 500 Meter mit den typischen Holzhütten auf Stelzen und ab und zu ein kleiner Laden mit den nötigsten Waren zum Leben, wir Töpfe, Schiffsschrauben, Hämmer und Werkzeug, daneben ein Laden mit Klamotten und einer Näherin, die auf einer alten fußbetriebenen deutschen Maschine arbeitet. Auf der Straße brennen kleine Holzfeuer und in Bastkörben über einem Dämpftopf wird der Sticky Reis, Klebereis, zubereitet. Kinder, Schweine, Enten, Hunde und Hühner teilen sich den Platz auf der Straße und tollen herum, die Frauen sitzen bei kleinen Handarbeiten an den Feuern und schwatzen. Alles in allem ein geruhsames Leben während des warmen Winters, wenn die Feldarbeit auf den Reisfeldern in den Bergen nicht ruft.

Noch einmal zwei Stunden geht es dann weiter flussabwärts durch den unendlich grünnen Dschungel, ab und zu ein kleiner Weg und ein paar Wasserbüffel am ufer zeugen davon, dass sich weiter oben ein ähnliches kleines Dorf befindet.

Am Nachmittag kommen wir dann in Muang Ngoi Neua an, ein kleines Backpackerparadies zwischen Karstbergen, das seit einigen Jahren vom Bootstourismus lebt. Es gibt zahlreiche kleine Guesthäusern mit Preisen zwischen drei und fünf Euro für die Übernachtung, jedes Guesthouse hat ein kleines Restaurant und die Errungenschaften der Zivilisation werden per Boot herangeschafft. Ältere Frauen buckeln schwere Bierkisten vom Bootsanleger in die Lokale und jetzt in der Saison verteilen sich bis zu 50 Backpacker und Touristen in dem kleinen Dorf. Auf der Karte stehen Bananapancake und Müsli und es gibt sogar Nutella und Käse. Von hier aus kann man kleine Wandertouren machen oder einen Angeltrip auf dem Fluss oder aber einfach gar nix und auf einer der Terrassen sitzen und die Abendstimmung genießen. Ab halb sieben rattern dann die Generatoren, denn Strom gibt es bisher noch nicht und der vor Ort erzeugt wird dann auch um 22 Uhr wieder abgestellt und dann ist es sehr ruhig im kleinen Dorf, bis am frühen Morgen wieder die Hähne krähen und dichte Nebel über dem Fluss und der traumhaften Landschaft liegen.

10. Tag: Mittwoch, der 22. Dezember 2010

22. Dezember 2010

Langer Tag durch den Dschungel

100 km von Oudomxai nach Muang Khua, 840 Höhenmeter, wolkig bis sonnig bei 24 Grad

In der Nacht hat es geregnet und am Morgen sieht das Wetter auch noch recht unentschieden aus. Wir brechen recht zeitig auf, denn wir haben einen langen tag vor uns und zuerst geht es dreimal den Berg recht kräftig hinauf. Anfangs reiht sich noch Ort an Ort, aber dann gibt es rundherum nur noch dichten Wald. Etwas später fahren wir dann noch einmal durch ein fruchtbares Tal mit vielen abgeernteten Reisfeldern, aber dann wird es wieder wilder.

Obwohl die Route eigentlich immer am Fluss entlang führt, ist es recht anstrengend, denn es geht unablässig kleinere und mittlere Hügel hinauf und wieder hinunter. Wir haben Glück und das Wetter hält sich, mal kommt die Sonne durch und dann sieht es fast wieder einmal nach Regen aus. nach 70 km erreichen wir den einzigen Ort, in dem es ein kleines Restaurant gibt, das Angebot ist nicht üppig, aber zum Klebereis gibt es ein paar scharfe Pasten, gewürzten Seetang aus dem Fluss, Rindfleischstreifen, gegrillte Fische und gegrillte Eichhörnchen. Leider will keiner außer mir probieren und so verschiebe ich das dann auf die nächste Tour.

Weiter geht es dann noch einmal 40 km mit ebenfalls vielen Hügeln, aber durch das kühle Wetter ist der Tag nicht so anstrengend wie sonst. Landschaftlich ist die Strecke am kleinen Fluss entlang und durch den dichten Wald sehr schön und eine der schönsten Streckenabschnitte überhaupt. Gegen 16.30 Uhr erreichen wir dann Muang Khua, ein winziges Städtchen am Nam Ou Fluss, eine Fähre verbindet den Ort mit der Straße, die auf der anderen Seiten in die Berge ins nahe Vietnam verschwindet. Die Straße ist eine üble Piste und es gibt keine Ortschaften, aber es wird gebaut und in ein paar Jahren gibt es dann eine asphaltierte Trasse.

Abends sind wir dann in einem der beiden Lokale im Ort nicht die einzigen Gäste. Ein gutes Dutzend Touristen kommen hier täglich durch und alle wollen, so wie wir morgen auf dem Fluss mit dem Boot weiter fahren. Doch zuvor gönnen wir uns eine ruhige Nacht im chinesischen Guesthouse gleich neben dem Markt.

9. Tag: Dienstag, der 21.12.2010

21. Dezember 2010

Hügelei nach Oudomxai

43 km von Na Mawn nach Oudomxai, 743 bergige Höhenmeter bei sehr schönem Wetter bis 25 Grad

Das beste Frühstück, das man in Laos bekommen kann ist eine Reissuppe. Die ist nicht wie die chinesische dünn und geschmacklos, sondern mit Hühnerfleisch und Brühe, dazu kommen (dänische) Röstzwiebeln, Limettensaft, ein wenig Zucker, Kräuter und Chili, einfach lecker und sehr sättigend.

So gestärkt geht es dann in die nordlaotische Bergwelt. Die Straße windet sich durch fast unberührte Natur und nur selten gibt es ein kleines Dorf. Auch hier ist alles wieder sehr einfach und ärmlich, aber die Menschen machen keinen unglücklichen Eindruck. Und obwohl hier jede menge Radler durchkommen rufen die Kinder nur ein fröhliches „Sabaidee“ oder „Bye Bye“ und keines der kleinen Wichte kommt auf die Idee zu betteln oder „Money“ oder „Pen“ zu rufen, vielleicht, weil hier wirklich nur Individualtouristen und keine Pauschalbusse durchblasen. Nachdem wir uns auf 1100 hm hochgeschraubt haben kommt dann auch die Sonne hinter dem Nebel vor und wir haben grandiose Fernsichten. Auch hier wieder viele Wälder und Brand gerodete Berge und nur sehr wenige Siedlungen.

Der heutige tag ist eindeutig der schönste Fahrtag, auch wenn die letzten 15 km bis Oudomxai nicht mehr asphaltiert sind und wir noch einmal ordentlich zugestaubt werden. Schon gegen 14 Uhr haben wir unser Ziel erreicht und essen ein spätes Mittag. bevor es zum Bummel in den Ort geht ist aber noch Wäschetag angesagt, die verstaubten Klamotten der letzten beiden Tage bedürfen einer gründlichen Reinigung und nach der „Elefantendusche“ gestern wäre eine warme Dusche auch schön gewesen, aber der Strom ist ausgefallen und somit auch der Durchlauferhitzer. Erst nachdem ich mit dem rasieren fertig bin, kommt der Strom wieder.

Ich nutze den späten Nachmittag zu einem Friseubesuch, ich war in den letzten Wochen doch schon wieder recht zugewachsen und danach wartet ein haufen Arbeit am Computer auf mich.

Das Abendessen fällt dann etwas zu reichlich aus und wir schwanken mit dicken Bäuchen zurück in Guesthouse, morgen können wirs gebrauchen, es wartet eine lange und schwere Etappe auf uns.

8. Tag: Montag, der 20. Dezember 2010

20. Dezember 2010

Staubpiste durchs Wunderland

66 km auf staubigster Piste, 670 hm bei angenehmen 25 Grad und schönem Wetter

Eigentlich könnte der heutige Tag recht einfach sein, aber die Straße nach Oudomxai ist eine Baustelle. Das ist sie schon seit drei Jahren, aber, wie gesagt, hier in Laos geht alles etwas langsamer, deshalb werden die Straßenbauarbeiten wohl noch ein weiteres Jahr brauchen.

Doch erst einmal geht es zurück bis zum Abzweig zu chinesischen Grenze und dort ist die Straße schon seit langem fertig.

Die Provinz Namtha hat nur 150.000 Einwohner, also gerade einmal die Bevölkerung einer deutschen kleinen Kleinstadt. Entsprechend dünn besiedelt ist das Land und man kann manchmal 20 km radeln, ohne eine kleine Siedlung zu sehen. Die wenigen kleinen Dörfer bestehen dann aus kleinen Holhäusern auf Stelzen. meist haben die Häuser nur einen Raum, der als Schlafraum und Küche dient, in der auf offenem Holzfeuer gekocht wird. Viele Kinder gibt es in den Dörfern, man sieht keine Unterernährung, aber oftmals fehlt es dann doch am Geld für eine Hose und so laufen manche eben halb nackt herum, bei den Temperaturen ist das auch nicht das große Problem. Fröhlich und ausgelassen wird am Straßenrand gespielt, meist ist ein alter Fahrradreifen das einzige Spielzeug.

Nach dem Mittag an der Kreuzung hört der Asphalt auf und die Piste beginnt, zum Glück ist sie recht gut ausgefahren und der verkehr nicht zu straff. Vielleicht aller 10 Minuten bläst ein Jeep oder ein LKW vorbei und hüllt sich und uns in eine dichte Staubwolke. Dazwischen bleiben dann Lücken und ein wenig Muse, um die wundervolle Landschaft zu genießen. So weit wie das Auge reicht nur Wälder, manchmal von der Brandrodung kahle Hügel oder ein Hügel mit Kautschukplantagen. Nahe den Dörfern dann Bananenstauden und Papayabäumchen. Die meisten Papaya werde grün mit viel Chili und Gewürzen zu Papayasalat verarbeitet und schmecken mit besser, als die ausgereiften Früchte. An den kleinen Wasserläufen gibt es dann kleine Feldchen mit frischem Gemüse. In den meisten Dörfern können die Menschen völlig unabhängig leben und tun diese auch, kleine Überschüsse an Gemüse oder kleine Handarbeiten oder Webarbeiten werden auf dem Markt verkauft und dafür können dann Klamotten zugekauft werden.

In den Dörfern und Städten an der Straße sieht es natürlich schon ganz anders aus, der Reichtum ist, wie überall in der Welt sehr ungleichmäßig verteilt, so ist heute Morgen zum Beispiel ein dicker „Hummer“ vom Hotelhof gedonnert.

In unserem abendlichen winzigen Guesthouse ist man stolz darauf, dass es seit knapp einem Jahr rund um die Uhr Strom gibt. Vorher gab es nur abends zwischen 18 Uhr und 21 Uhr Energie, danach war es stockduster. Viel geändert hat sich allerdings nicht, die wenigen Lampen im Dorf gehen nun eine halbe oder ein Stunde später aus, der Laote geht gern zeitig ins Bett und nur in wenigen Häuschen flimmert die Fernsehkiste. Dafür krähen die ersten Hähne schon um drei Uhr morgens und die ersten Geräusche im Dorf hört man gegen 5 Uhr, da wird dann das Holz gehackt und der Klebereis angesetzt, damit dieser dann zum Frühstück fertig ist.

7. Tag: Sonntag, der 19.12.2010

19. Dezember 2010

Relaxen in Luang Namtha

20 km rund um Luang Namtha, kleine Dörfer und schöne Landschaft

In Laos geht das Leben immer drei Schritte langsamer, Stress und Hektik sind verboten und alle halten sich daran. Schließlich wird das Land, das eigentlich PDR Laos (Public Democratic Republic) auch „Pleas Don’t Rush“ genannt. Wir passen uns an und frühstücken erst um 9 Uhr und wollen dann gemütlich losfahren, müssen aber erst noch einen Plattfuß flicken.

Langsam rollen wir dann auf kleinen Feldwegen aus dem Städtchen, schon die ersten Dörfer sind Minoritäten der Lantan, die ihre Baumwollstoffe mit dem Saft aus Beeren einer Waldfrucht färben. Man erkennt sie an ihren verfärbten Fingern und an den tiefblauen Kleidern.

Im Moment ruht die Arbeit auf den Feldern, die zweite Ernte war erst vor ein paar Wochen und die Felder liegen brach. Auf einigen kleinen Feldern werden die Reisstecklinge für das nächste Setzen Anfang Januar herangezogen und diese kleinen Felder leuchten in frischestem Frühlingsgrün. Andere Felder wurden geflutet und nun kommen die Kids aus den umliegenden Dörfern und treiben die kleinen Fische zusammen und versuchen diese zu fangen. Die vielleicht nur zwei bis drei Zentimeter großen Fische werden dann zu einem „Kuchen“ gepresst, gewürzt und werden dann in Bananenblättern gedämpft.

Auf einem Hügel gibt es einen goldenen Stupa, der neben dem alten Stupa errichtet wurde. Der alte liegt zerfallen und zerstreut im Gelände, ein Abschiedsgruß der Amerikaner aus dem Vietnamkrieg. Der Flughafen, damals ein Rollfeld war einstmals ein amerikanischer Stützpunkt zum Betanken der Flugzeuge, die dann ihre Bombenlast nach Vietnam und in die laotisch-vietnamesische Grenzregion geflogen haben. Da die Flugzeuge mit montierten Bomben nicht landen durften, musste überzählige Ladung „entsorgt“ werden und der Stupa schien wohl ein schönes Zielobjekt darzustellen, überzeugende Kulturpolitik während des Krieges.

Die Laoten hatten unter dem Vietnamkrieg fast mehr zu leidern als die Vietnamesen, da offiziell in Laos keine Kriegshandlungen stattfanden. Die Vietnamesen organisierten große Teile ihres Nachschubes über laotisches Bergland und die Amerikaner versuchten die entsprechenden Landstriche platt zu bomben. So tobte dann hier der inoffizielle Krieg und ca. 2 Tonnen Bombenlast pro Einwohner gingen auf das Land nieder, alles ohne Kriegserklärung und damit ohne irgendwelche Entschädigungen für Land und Leute, denn es hat ja kein Krieg stattgefunden.

Trotzdem haben die Laoten ihren Humor wieder gefunden und die gute Laune wird ordentlich mit „Lao-lao“ gepflegt, das ist der aus glutinösem Reis gebrannte Schnaps. In einem Nebental gibt es ein kleines Schnapsbrennerdorf, in dem in jedem zweiten haus gebrannt wird. In großen Fässern wird der Reis mit Wasser angesetzt und bleibt dann zwei Wochen stehen, um Alkohol zu bilden. Dann werden die Feuerstellen angeheizt und in großen Fässern wird gebrannt, die Vorrichtungen sind so einfach wie effektiv. Über das Fass mit der maische kommt ein Wok mit kalten Wasser und ein großer Holzlöffel fängt das Kondensat, also den Schnaps, auf. 20 kg Reis ergeben fast 20 Liter Reis, die für 7 Euro vom Erzeuger verkauft werden, entweder im 20 Liter Kanister oder in der Literflasche. Das Zeug schmeckt nicht schlecht und hat 55% Alkohol und natürlich probieren wir alle einmal.

Seit Mittag ist es richtig schön heiß geworden und so machen wir nur noch einen Abstecher in die Kautschukfabrik und tuckeln dann in die Stadt zurück. Die nächsten Events für den Tag sind Essen, Schlafen, Massage und wieder essen und das ist dann auch genau der richtige Ausklang für einen Feiertag.