11. Tag: Montag, der 7. Februar 2011

7. Februar 2011

Tag der Reispflanztechniken

106 km durch wunderbare Reisfeldlandschaften von Tan Ky nach Vu Quang, 503 hm auf kleinen Straßen bei sehr sonnigen 25 bis 28 Grad

Was für ein wundervoller Tag. Gleich am Morgen scheint die Sonne und es haben auch wieder mehr Läden offen, das Tet-Festival nähert sich seinem Ende. Die Schulen haben aber ihre Arbeit noch nicht begonnen, denn sonst trifft man unendliche Horden von Schülern auf der Straße, die zu Fuß oder per Fahrrad zur Schule traben.

Nach einer Nudelsuppe biegen wir dann gleich wieder auf die Nebenstraße und auch heute war es die richtige Entscheidung, denn heute erleben wir das Setzen der Reispflanzen auf den Feldern rechts und links der Straße. Was für ein Gewimmel und Gewühl auf den Feldern, fast wie in Berlin auf dem Alexanderplatz. Auf den schmalen Dämmen dazwischen parken Fahrräder und Mopeds und zahlreiche Ochsen und Wasserbüffelkarren sind unterwegs. Von den leuchtend grünen Vorsaatflächen werden die Stecklinge und auf den in den letzten Tagen vorbereiteten Feldern gesteckt und natürlich ist alles Handarbeit. Kaum vorzustellen, wie oft eine Reispflanze von der Aussaat bis zum dampfenden Reis auf der Tafel durch die Hände eines Vietnamesen geht.

Interessant sind auch die verschiedensten Techniken. Einige Felder müssen noch bewässert werden und dann stehen zwei Leute mit zwei vielleicht 4 Meter langen schnüren am Wassergraben, in der Mitte hängt ein Eimer und mit einer rotierende Bewegung und viel Schwung wird Wasser geschöpft, oder aber von einer Person mit einer verlängerten Schöpfschaufel. Hinter dem nächsten Ort herrscht wieder Ruhe auf den Feldern, vielleicht kommt die Kolonne mit hunderten von Feldarbeitern morgen oder übermorgen auf diese Seite der Siedlung.

In der Restaurantküche sieht es wieder recht leer aus, trotzdem zaubert der Koch daraus drei kleine Gerichte und Fischsauce und Chili zum Reis werden wir satt.

Der Nachmittag ist eher beschaulich, die Landschaft, ein weite Flussniederung ist sehr beschaulich. In weiten Bögen folgt die Straße dem Fluss und ab und zu geht es einen Hügel hinauf. Reisfelder gibt es nur unten am Fluss, weiter oben wird der Boden für Mais und anderes vorbereitet und indische Höckerkühe stehen hier statt des Wasserbüffels vor dem Pflug. Eine klare Arbeitsteilung ist nicht zu erkennen, auch zahlreiche kleine Vietnamesinnen machen die schwere Arbeit am Pflug. Heute reisen wohl die letzten Leute von ihren Familien zurück. Die wenigen Busse sind mehr als voll. Ein Minibus mit einer Kapazität von 12 Gästen platzt förmlich aus allen Nähten, ich zähle 35 Personen in dem Gefährt plus noch einige Babys und Kleinkinder, Platz zum bewegen hat niemand mehr.

Die letzten Kilometer bis Vu Quang ist die Straße winzig und recht hügelig und wir kommen fast noch ins Schwitzen. Vu Quang ist nicht auf dem GPS verzeichnet und bis vor kurzem gab es den Ort noch gar nicht. Eine reine Retortensiedlung am neuen HCM-Pfad. Es gibt eine Post, eine Bank, eine geplante Promenade mit Palmen, eine Parteileitung und eine Kreisregierung, kaum Wohnhäuser. Auch ein neues Hotel findet sich und die Zimmer sind heute recht ordentlich und sauber. Die Familie ist recht überrascht über die so plötzlich auftauchenden Gäste. Auch ein Restaurant gibt es, mit nur einem einzigen Tisch und auch hier wird aus dem fast nix wieder gezaubert und heute schmeckt es sogar recht gut, das beste Mahl, seit wir die größeren Städte verlassen haben. Im Hotel gibt es sogar Internet, aber mein Computer kann keine IP Adresse beziehen. Dann fällt der Strom aus und beim Brummen des generators werden wir noch zu einem Tee eingeladen. Die Kommunikation läuft mit einem Google Übersetzungsprogramm, aber nicht zu lange und wegen des Stromausfalls verschwinden wir alle schon gegen kurz nach acht im Bett.

10. Tag: Sonntag, der 6. Februar 2011

6. Februar 2011

Tag der Wasserbüffel

105 km von Yen Cat nach Tan Ky auf dem Ho Chi Minh Pfad und auf Nebenstraße, kleine Dörfer und unendlich viele Wasserbüffel, 620 hm auf guter Straße bei angenehmen 25 Grad

Nebelig und grau ist es am Morgen, aber nicht kalt und das ist gut so. Frühstückssuppe bekommen wir in der „russischen“ Kneipe, als wir um 7.45 dort einrücken wäscht sich die Wirtin in der schmuddeligen Küche gerade noch die Haare. Allgemein ist die vietnamesische Provinz noch weit entfernt von jeglichen Standards, das betrifft die spärlichen Restaurants genauso wie die lausigen Hotels. Gestern haben wir mit einiger Mühe im Hotel noch Handtücher und Toilettenpapier zusammengesucht, im Bad liegen noch gebrauchte Zahnbürsten, die Klos müssen vor der Benutzung noch mal gereinigt werden und Heino findet gebrauchte Kondome im Zimmer. Und genauso schmuddelig war es auch im Restaurant, aber hier lautet die erste Regel sowieso, niemals einen Blick in die Küche werfen.

Es rollt super auf dem Ho Chi Minh Pfad, die Straße ist gut ausgebaut und zieht sich über leichte und mittlere Hügel. Nach einer Stunde verschwinden dann auch die Nebel und wir bekommen auch etwas von der Landschaft zu sehen. Heute gibt es wieder viel Zuckerrohr, erst später kommen wieder Reisfelder. Diese sind entweder schon bestellt oder werden gerade umgepflügt. Ich bin fast schon verzweifelt auf der Suche nach dem Zwischenschritt, denn ich möchte gerne Fotos vom Stecken der Reispflanzen machen, aber wir sind ja auch noch eine Weile unterwegs.

Der verkehr ist sehr ruhig und es gibt nicht zu viel davon, den größten teil machen immer noch die Mopeds aus, die von Ort zu Ort düsen. Mittags am Abzweig nach Tai Hoa kommt wieder der Tet-Fest Effekt, das einzige Restaurant hat geschlossen. Wir pfeifen uns ein paar Kekse rein und trinken eine Kaffee, den der Besitzer so dick in die Filter gefüllt hat, dass es eine Viertelstunde dauert, bis auch nur ein halbes Tässchen durchgelaufen ist. Die dicke Brühe ist zwar super stark, aber auch immer wieder extrem lecker, ich freue mich schon auf die Kaffeeanbaugebiete im Süden des Landes. Im Ort findet sich ein Lokal mit Reis und Gemüse und ein wenig Fleisch und Tofu. Der Geschmack ist, wie fast überall ok, aber so die richtigen Gourmetköche sind die Vietnamesen nicht, vor allem das Gemüse ist fad und langweilig, dabei sieht man so viel auf den Märkten, womit zumindest ich eine Speisekarte mit leckersten Gerichten füllen könnte, zumal auch nur auf den Märkten eine Fülle an verschiedensten Kräutern, wie Dill, Basilikum und Zitronenmelisse zu finden ist. Um nicht die gleiche Straße 8 km wieder zurück fahren zu müssen probieren wir einen parallele Nebenstraße zum HCM-Pfad und das war eine sehr gute Entscheidung, denn es geht wieder unablässig durch kleine Dörfer und die Fotomotive schießen nur so aus dem Boden. Es scheint heute der Tag der Wasserbüffel zu sein, überall laufen die Tiere durch die Landschaft, vor dem Ochsenkarren, auf den Feldern hinterm Flug oder hinter der Egge. letzteres sieht witzig aus, den der Bauer oder die Bäuerin steht auf der Egge und „surft“ förmlich über den nassen Modder des Reisfeldes, wir taufen diese Sportart als „Mudsurfing“ und wollen das zu Hause dann auch für Großstadtkinder und ausgebrannte Manager anbieten.

Am Straßenrand haben wir viele witzige Begegnungen, es scheinen nicht all zu viel Radler oder andere Touristen aus fernen Ländern hier vorbei zu kommen und entsprechend groß ist die Begeisterung und alle lassen sich mit großer Freude fotografieren. Die Mopeds werden langsamer, damit Fahrer und Beifahrer uns beschnuppern können und wir tauchen gegenseitig ein dickes Grinsen aus.

Die letzten Kilometer wieder auf dem HCM Pfad zurücklegend erreichen wir gegen halb 5 Tan Ky, auch wieder ein winziges Städtchen, es gibt zwei Hotels, im zentraleren gibt es nur noch drei Zimmer und das am Ortseingang sieht zwar von außen ganz schick aus, aber es ist noch muchtiger, als der Schuppen vom Vortag, was soll’s, mit einigen Bemühungen kann man der Dusche warmes Wasser abringen, das „Management“ besorgt uns eine Runde Bier und angeblich soll es sogar Internet geben, wir werden sehen.

Wir finden ein einziges Restaurant, das uns drei Fleischgerichte zaubert, das Krautgemüse ist mehr als blass. Ich will versuchen den Koch zu überreden, die Babyaubergienen zu frittieren, aber er lässt mich nicht an die Pfanne, dafür sammele ich ein große Bündel Kräuter in der Küche zusammen und schneide sie klein und verrühre sie dann mit sechs Eiern, die ich finde und übergebe dann zum Braten an den Chef und es wird lecker! Also es geht doch.

Morgen wollen wir dann wieder eine Nebenstraße versuchen, auch wenn es dann 110 Kilometer werden, die heutige Erfahrung hat uns mutig gemacht, die Strecke auf dem Highway ist nicht so schön, denn es gibt nur wenige Dörfer und Siedlungen und wir wollen ja einmal mitten durch durchs vietnamesische Leben.

9. Tag: Samstag, der 5. Februar 2011

5. Februar 2011

73 km von Sam Son nach Yen Cat, 448 hm bei angenehmen 25 Grad und Sonne, erst am Meer entlang und dann hinauf zum Ho Chi Minh Pfad

Die Nacht war angenehm ruhig, erst um halb sieben beginnen die Lautsprtecher wieder zu plärren, Sinn haben diese Geräte keinen, denn alles ist dermaßen übersteuert, so dass die Musik nicht zu identifizieren und Sprache wohl auch für die Vietnamesen nicht zu verstehen ist. Der einzige Sinn ist wohl, das Volk zeitig aus dem Bett zu holen.

Am Strand bekommen wir Instantnudelsuppe und Kaffee und dann geht es auf einer winzigen Straße am Meer entlang. Auf dem Wasser sind einige Fischerboote unterwegs, aber die meisten Boote bleiben während der Feiertage im Hafen ein paar Kilometer hinter Sam Son. Die Strecke ist wunderschön, faktisch ein einziges langes Straßendorf und entsprechend rege ist das Leben. An jeder winzigen Ecke gibt es einen kleinen Markt mit Fisch und Gemüse und jetzt zu den Feiertagen noch ein paar Buden mit Luftballons oder kleine Stände an denen man beim Würfelspiel den Inhalt der roten Geldgeschenkbriefe verzocken kann, was vor allem auch die größeren Kinder und Jugendlichen tun. Der Rest der Dorfjugend ist wie in den letzten tagen hauptsächlich am Cruisen und donnert neugierig an uns mehrfach vorbei und alle rufen laut „Hello“ und „Whats your name“ und entschwinden, ohne die Antwort abzuwarten.

Thomas und ich kommen auf ein neues Wortspiel, wenn es die Situation ergibt, dann antworte ich: „Ich heiße Tomtom“ (bedeutet „Shrimps“) und Thomas fügt an: „Same, same.“

Heute müssen wir die A1 zum Glück nur überqueren uns stürzen uns dann auf schmalste Feldwege, wir versuchen noch eine Abkürzung und landen dann mehrfach fast im Wohnzimmer irgendeiner kleinen Hütte in den Resifeldern. Diese sind hier schon alle bestellt, wir sind also nicht mehr ganz in der gleichen Klimazone wie Hanoi und es wachsen auch überall Palmen am Wegesrand. Der Weg durch die winzigen Dörfer ist Spaß, seit den Amerikanern ( die hier nicht waren), dürften hier keine Ausländer vorbei gekommen sein und wir stellen uns vor, wie vielleicht im nächsten und in zwei Jahren, meinem GPS Track folgend, immer wieder Radler hier durchs Gelände kreuzen. Auf jeden fall werden wir mächtig bestaunt und nicht nur die Kinder laufen aus den Hütten zusammen. Die letzten hundert Meter bis zur Asphaltpiste geht es dann wirklich nur noch auf dem schmalen Damm eines Reisfeldes entlang und wir müssen die Räder über einen Wassergraben heben, aber so kommen wir in den Genuss eines Vietnams das man weder mit einer Pauschal- oder Studienreise noch als Backpacker sehen kann und das ist auch der Grund, warum meine 5 Mitstreiter hier radeln wollen.

Zum Mittag erreichen wir dann wieder ein größere gute Straße und ein größeres Dorf, aber die beiden „Restaurants“ haben wegen des Tet- Festes immer noch geschlossen. Auch der begriff Restaurant ist nicht richtig, denn es handelt sich um kleine Gaststuben in denen normalerweiser Reis mit ein wenig Fleisch und Gemüse verkauft wird. Auch sämtliche „Pho“ Nudelbuden haben noch zu. Im zweiten Lokal aber, entscheidet man sich dann, uns zum Essen einzuladen und schnell wird Reis, Fisch, kaltes Fleisch und Rührei aufgefahren. nach dem Tet-Fest ist es nicht egal, wen man zuerst empfängt oder als gast in seinem Business begrüßt, davon hängt das glück eines ganzen Jahres ab und ein deutsche Radlergruppe ist wohl ziemlich glücksverheißend. Wir lassen aber dann ein moralisches Geldgeschenk da und zahlen auch unsere Getränke und freuen uns über die Bekanntschaft der Wirtsfamilie. Wie schon auf der Athen-Beijing Reise ist Heino, mit seinen 72 Jahren der begehrteste Junggeselle und bekommt eine Overte von der 56 jährigen Inhaberin.

Die letzten 20 Kilometer geht es in die Berge und wir haben zwei mittlere Anstiege zu bestehen, bevor wir in Yen Cat einrollen. Hier erreichen wir dann auch den Ho Chi Minh Pfad, die legendäre Nachschubstraße des Vietcong während des Krieges. Heute ist es jedoch kein Pfad mehr, sondern eine gut ausgebaute Straße mit wenig Verkehr und diesem Weg werden wir bis in den Süden treu bleiben.

Auch in der Kleinstadt Yen Cat ist es noch still und ruhig und 80 Prozent der Läden verriegelt und verrammelt und auch die beiden Herbergen. Wir fangen schon langsam an, uns mit dem Gedanken anzufreunden noch 6o km weiter zu schwarten, worauf nach 75 Kilometern eigentlich niemand Lust hat, aber ich gehe noch einmal auf Erkundungsfahrt und ein Jugendlicher mit Moped bringt mich dann zum dritten und letzten Guesthouse im winzigen Städtchen und hier haben wir Glück. Begrüßt mit einem raubkopierten Schluck „Johnny Walker“ dürfen wir unsere einfache Zimmer beziehen, aber es gibt eine heiße Dusche um den Staub des Tages vom Körper und aus den Klamotten zu spülen. Zwei Stunden später radeln wir noch einmal ins Zentrum auf der Suche nach einer abendlichen Mahlzeit, es sieht wieder schlecht aus, nur ein Laden hat offen. Die Inhaberin stürzt aber heraus und fragt, ob wir Russisch sprechen. Armin strahlt im Glück, er hat 5 Jahre in der Sowjetunion studiert, und wir bekommen wiederum eine einfache, aber reichliche Mahlzeit aus Reis, Schweinefleisch und Eiern und ein paar Tomaten und so ist der Tag gerettet. Laut meiner Freundin (am Telefon) müssen wir nur noch über den morgigen tag kommen, dann laufen die Dinge im schönen Vietnamland wieder ihren gewohnt sozialistisch-marktwirtschaftlichen Gang, wir sehen also hoffnungsvoll der näheren Zukunft entgegen.

8. Tag: Donnerstag, der 4. Februar 2011

4. Februar 2011

Staub und Verkehr bis ans Meer

99 km von Ninh Binh über Tan Hoa nach Sam Son, 270 hm auf teilweise staubiger Straße, viel Verkehr auf der A1, bei sehr warmen 26 Grad uns Sonne, leichter Gegenwind

Gegen 9 Uhr verlassen wir Ninh Binh, gestärkt mit Pfannkuchen und Spiegelei. Gleich in Ninh Binh biegen wir auf die kleinere Straße ab, die ich als angenehm ruhig kenne, doch nach dem Tet Fest tobt auch hier der Bär und es gibt ordentlichen Mopedverkehr. Dazu kommt, dass die Straße neu gemacht wird und so gibt es lange Stücken mit viel Staub. Einen ersten Stop machen wir an einem großen Soldatenfriedhof. Wenn es im modernen Vietnam oft so erscheint, dass der Vietnamkrieg aus den Gedanken verbannt wurde, stehen hier auf den Gräbern überall frische Blumen und es flattern hunderte kleiner Fähnchen. Von den Soldaten war kaum einer älter als 22 Jahre alt. Bedauerlich, dass unsere westliche Welt kaum Lehren aus dem Vietnamdebakel gezogen hat, heute geht es aber nicht mehr gegen die Gefahr des Kommunismus, sondern gegen die noch diffusere Bedrohung durch den Terrorismus.

Schon nach einer halben Stunde pellen wir uns aus unseren warmen Sachen, denn die Sonne scheint warm und es ist T-Shirtwetter in Nordvietnam. Noch liegen die Reisfelder links und rechts der Straße brach, aber überall werden die neuen Setzlinge herangezogen, entweder auf kleinen Feldern oder direkt am Straßenrand. Dort hat man eine Erdschicht von vielleicht 3 Zentimeter aufgetragen, die immer feucht gehalten wird. In diesem Schlamm sprießt dann die Reissaat. In ein paar Tagen dürfte dann das große Stecken beginnen, am Ende des Tages, direkt am Meer sind sogar schon Reisfelder bestellt.

In Phat Diem gibt es eine große Kathedrale. Eigentlich gibt es hier in jedem Dorf eine katholische Kirche, aber die Kathedrale in Phat Diem ist besonders, denn sie wurde im Stil eines Tempels errichtet. Auf dem Platz vor der Kirche geht es zu wie auf einem Volksfest, aber ins Gebäude kommen wir nicht hinein.

Endlich wird auch die Straße besser und schlängelt sich durch die Felder und vom Meer weht eine warme Briese herüber. Wir haben inzwischen großen Hunger, aber immer noch sind alle Läden geschlossen und wir müssen uns in Geduld üben und von den eigenen Speckröllchen zehren. Über einen kleinen Fluss staut sich der Verkehr an einer Pontonbrücke. An jeder Seite der Brücke sind zwei Vietnamesen ständig damit beschäftigt, die Fahrzeuge auf die Brücke zu lotsen und die zerfahrenen Holzbalken zur Auffahrt neu auszurichten.

Gegen 14 Uhr erreichen wir wieder die A1, die Hauptverbindungsstraße von Hanoi nach Saigon durchs ganze Land. Hier finden wir dann auch eine Nudelstube, Obst und eine Packung ungenießbarer Kekse. Der verkehr auf der Straße ist der Horror, Andreas wird Zeuge, wie ein Moped gnadenlos von einem Bus gerammt und von der Straße geschleudert wird, den beiden Fahrern schein jedoch nichts passiert zu sein, den sie stehen auf, schütteln sich den Staub aus den Kleidern und fahren weiter. Wir sind jedoch froh nach nur 13 Kilometern wieder von der Horrorstrecke herunter zu kommen. Es gibt tatsächlich Radler, die die Strecke von Hanoi nach Saigon nur auf dieser Straße fahren und dann in ihren Blogs dieses Land faktisch zerreißen.

Kurz vor unserem Ziel halten wir noch auf einen Kaffee, es handelt sich wohl bei dem Lokal auch um ein „Bumsdings“, denn die „Wirtin“ ist stark geschminkt, es donnert laute softe Popmusik aus den Boxen und in dem schmuddeligen Raum hängen große Fotos hübscher Mädchen. Ohne dass die Wirtin moniert reduzieren wir die überzogene Rechnung um ein Drittel und erreichen wenig später Sam Son und das Meer.

Die Strandavenue besteht aus mehr oder weniger herunter gekommenen Hotels, es ist natürlich jetzt kaum was los hier am Strand. Lediglich ein paar Gruppen Jugendlicher vergnügt sich beim Herumtoben und Spaziergängen. Vor einem halben Jahr dagegen war der Strand fast überlaufen.

Wir finden ein kleines Hotel, dass warme Dusche und hinreichend saubere Betten hat, fast gegenüber gibt es ein kleines Seafood-Lokal in dem wir die einzigen Gäste sind. Wir speisen fürstlich mit Garnelen, Muscheln und Tintenfisch und genießen den lauen Abend.

7. Tag: Donnerstag, der 3. Februar 2011

3. Februar 2011

Easy Riding in der „Trockenen Halong Bucht“

56 km mit Mopeds durch die „Trockenen Ha Long Bucht“, Bai Dinh Tempel, Hoa Lu Shrine und Bootsfahrt in Tam Coc, alles bei Sonnenschein und 24 Grad

Ja, der liebe Leser hat richtig gelesen, wir sind heute mit dem Mopeds unterwegs gewesen, den ganzen Tag und haben die Fahrräder nicht einmal angesehen. Aber heute wollten wir es den Vietnamesen gleichtun, einmal ist heute Feiertag und zum anderen wollen wir auch einmal das Moped Feeling haben.

Um 9 Uhr sind die Straßen heute noch wie leergefegt, denn die Familien haben bis spät in der Nacht gefeiert und sind mit sehr gemäßigter kleiner Ballerei ins neue Jahr gerutscht. Wir teilen uns 4 Mopeds, zwei automatische Skooter und zwei Halbautomatik, die schon etwas in die Jahre gekommen sind. Zuerst müssen wir noch eine Tankstelle aufsuchen und etwas Sprit nachfüllen, dann rattern wir auf kleiner Straße wieder ins Karstgebiet der „Trockenen Halong Bucht“. Vor uns liegen die Karsthügel, die von Teichen und Flüsschen umspült werden, dazwischen kleine Häuschen und Reisfelder. Am Rande liegt auf einem größeren Hügel der Bai Dinh Tempel, der seit mehr als 5 Jahren im Bau ist. Inzwischen sind die drei Haupthallen fertig gestellt und ein teil der Wandelgänge, aber an den Nebengebäuden und an einer gigantischen Pagode wird noch gearbeitet. Schon die Ausmaße des Geländes sind gigantisch, über einen knappen Kilometer sind die drei hallen verteilt, die von Wandelgängen umrundet werden. In diesen stehen 528 steinerne Figuren von buddhistischen Heiligen, alle in verschiedenen Positionen und mit unterschiedlichen Gesichtern. Der Tempelaufbau ist klassisch, in der ersten halle befindet sich eine große vergoldete tausendarmige Guanyin, dann kommt ein Großer Sakyamuni-Buddha und in der letzten Halle sitzen drei große Buddhas, die die verschiedenen Zeitepochen vertreten: Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Hinter den Buddhas befinden sich Nischen mit kleinen Buddhafiguren, die von den Pilgern gestiftet werden können, ein Teil der über 10.000 Nischen im gesamten Tempelbereich sind schon gefüllt, der Rest wartet noch darauf, aufgestellt zu werden.

Als wir mit unserem Rundgang fast am Ende sind, wird es immer belebter, viele Vietnamesen aus der Umgebung sind hierher gekommen, um sich mit gebeten und Räucherstäbchen einen guten Start ins Jahr zu verschaffen, viel lustiger und bunter Trubel also im Tempel.

Der Hoa Lu Shrine ist dagegen einem alten König gewidmet, der hier vor Jahrhunderten seinen Stammsitz hatte, er ist die eigentliche Touristenattraktion, aber heute recht leer. Früher lag der kleine Tempel recht unscheinbar zwischen den Reisfeldern, heute führt ein große Straße dorthin, ein riesiger Parkplatz wurde aus dem Boden gestampft und „historische“ Torbögen an den Zu- und Abfahrten errichtet. Viel schöner sind die Schleichwege durch das Gebiet, beim Erkunden habe ich mich so oft verfahren, weil die meisten davon irgendwo in einem Nebental enden, aber für heute habe ich eine schöne Runde herausgesucht.

Trotz der Feiertage finden wir heute ein kleines Restaurant und haben zwei leckere Ziegengerichte, zwar ist das Fleisch etwas zäh, aber der Geschmack Ziegenfleisch und Zitronengras ist eine gute Kombination, dazu gibt es Crispy Reis, der mit einer dicken Gemüsecremesuppe gegessen wird.

Weiter ziehen wir dann bis nach Tam Coc, hier steigen wir auf kleine Boote um und lassen uns dann auf einem glasklaren Fluss rudern. Es geht eine halbe Stunde durch den Karst und durch drei Höhlen, das besondere hier ist die Rudertechnik, es wird mit den Füßen in die Paddel getreten, die Bewegungen sehen rund fließend aus, fast wie bei einem Tretboot. Hier ist immer viel Touristenvolk unterwegs und wir bekommen auch viele Ausländer zusehen und entsprechen sind hier auch die Verkaufsstrategien. Auf dem Boot befindet sich eine große Kiste mit Merchandising Produkten, wie handbestickte Tischdecken und Wandbildchen, aber wir bleiben alle hart und geben dann lieber ein kleines Trinkgeld.

Auf dem Rückweg haben wir dann noch einen schönen Sonnenuntergang zwischen den Karstbergen und sind eine Stunde eher als gestern zurück im Hotel.

Unser Mopedausflug war sehr angenehm, außer, dass ich einmal fast Heino vergessen hätte, er war für ein Foto abgestiegen und ich habe es nicht gemerkt und fahre ohne ihn los, dann erzähle ich auch fleißig nach hinten und stelle aber dann eine Frage, die nicht beantwortet wurde. Heino sah es dann drei Minuten später auch von der witzigen Seite, als ich zurückkam, um ihn wieder einzusammeln.

Zu unserem Abendessen bekommen wir dann eine traditionellen Reiskuchen, der nur zum Tet Fest gekocht wird. Dieser besteht aus Klebreis mit Schweinefleisch-in-Aspik-Füllung und sieht von Außen grün aus. Es ist nicht ganz die deutsche Geschmacksrichtung, aber wir probieren alle höflich ein kleines Stückchen davon.

Morgen nehmen wir dann Abschied von den Karstkegeln und werden hoffentlich bis Sam Son am Meer vordringen.