26. Tag: Dienstag, der 22. Februar 2011
22. Februar 2011Die großen Pässe (kein Overkill)
110 km von Lien Son nach Dinh Van über 2 große Pässe, 1468 hm über teilweise üble Straße bei wenig Verkehr, wieder bei 35 Grad
Da wir heute den härtesten Tag erwarten, brechen wir schon 6 Uhr auf, gerade nach Sonnenaufgang. Draußen ist es noch kühl und frisch, so dass wir nach fast 2 Wochen wieder einmal die Jacken auspacken müssen. Dafür bekommen wir die Landschaft in einem tollen Licht zu sehen. Der Morgen liegt über den Feldern und der „Berufsverkehr“ geht über die Straße, die Bauern sind mit Fahrrad oder Moped und ihrem Ackergerät unterwegs. Irgendwo schein eine große Demonstration stattzufinden, denn Dreiradkarren transportieren jeweils ein Dutzend Bauern irgendwohin, auf jedem karren weht eine Vietnamflagge.
Zu Beginn geht es erst noch durch Ebenen mit leichten Hügeln und vor dem Pass kommen wir noch zum Lac See. Die An- und Aussichten sind grandios und heute wird zum tag der Landschaftsfotos. Der See scheint erst recht neu angelegt zu sein, denn es stehen noch Bäume im Wasser. Die Landschaft rundherum ist trockener, es gibt nur noch Mais und Zuckerrohr und überall liegen dicke Granitfelsen in der Landschaft, wir in einer Endmoräne, aber es ist nicht anzunehmen, dass sich hier einmal ein eiszeitlicher Gletscher drübergewälzt hat.
Der Anstieg zum Pass ist eine Katastrophe, da sich die Straße komplett aufgelöst hat und nichts außer Löchern, bei denen ab und zu der Rand asphaltiert ist, übrig blieb. Wir holpern also mächtig nach oben. Glücklicherweise weht ein leichter Wind, der den Anstieg in der brennenden Sonne etwas angenehmer macht. Weitgehend geht es durch Wälder der in höheren lagen in Kiefern und Pinien übergeht. Zwei Stücken der Holperpiste mit jeweils 10 Kilometern bringen wir hinter uns, dann sind wir oben. Aber es ist kein richtiger Pass, sondern wir erreichen einfach nur die nächste Ebene mit Hügeln. Unterwegs gab es wieder zwei Mal leckeren Kaffee und auf ein Mittag haben wir zu Gunsten von Keksen verzichtet.
Unterwegs begegnen wir den „Easy Ridern“, dass ist eine Gruppe von Motorradfahrern, die Touristen hier durchs zentrale Hochland führen, trotz der heftigen Anstieg möchte ich jetzt nicht hinten auf ein Motorrad geklemmt sein und durch die Löcherpiste geschaukelt werden, dazu bei 35 Grad noch eingemummelt in dicke Lederklamotten. Während wir einfach vom Rad absteigen, müssen diese sich bei jeder Pause schnell die Klamotten vom Leib reißen. Wir sind wieder mal enttäuscht über die „Touris“, von den „Easy Rider“ Mitfahrern kommt kein Gruß oder eine grüßende Handbewegung, kann mich noch an meine ersten trips vor 20 Jahren erinnern, da hat man angehalten und ein bischen über Land und Leute gesnackt, da sind mir fast die großen Busgruppen lieber, wenn man da mal eine herde Leute trifft wird man beguckt und begrüßt und Bewunderung ausgedrückt, aber heute ist wohl eher jeder auf dem individuellen Selbstfindungstrip.
Der zweite Passanstieg ist dann etwas angenehmer, es geht nur noch einmal 400 Höhenmeter nach oben, teilweise mit grandiosen Ausblicken und die Passhöhe liegt auf 1333 Metern. Dann bleibt uns nur noch eine lange und schöne Abfahrt bis in das kleine Städtchen Lien Son, in dem es zwei lausige Herbergen gibt, wir wählen leider die falsche aus, wie sich herausstellt, die Bettwäsche wird nur aller 16 Gäste gewechselt und wir scheinen die 16. zu sein, außerdem tobt am Abend im Keller die Disko-Karaoke und in den fensterlosen Zimmern ist es recht stickig.
Der „schwerste“ Tag war weniger anstrengend als erwartet, erst nach dem wir zwei „schmutzige“ Bier getrunken haben, werden die Bein schwer, als wir in den zweiten Stock aufsteigen. Am Abend essen wir leckere kleine Snacks und trinken Wodka mit einem pappsüßen Energiedrink mit knallroter Farbe. Dann heißt es noch die Mücken im Zimmer zu erschlagen und zu warten, bis die Karaoke zu Ende ist, glücklicherweise endet die Party noch vor 22 Uhr und ich habe erstaunlich gut geschlafen.