8. Tag: Ostersonntag, der 24. 04. 2011

24. April 2011

Ruhige Ostern!

Ruhetag in Olstyn, der wegen des Feiertages noch ruhiger verläuft als geplant, das Wetter ist wieder schön mit ein paar Wolken am Nachmittag und kräftigen Windböen, die uns heute am Arm vorbeigehen

Das Zentrum von Olstyn ist nicht sehr groß und eigentlich haben wir das wichtigste schon gestern Abend abgeklappert, aber wir machen die runde durchs Städtchen noch einmal. Leider ist heute zum Ostersonntag so absolut gar nichts los in der Stadt, erst gegen Mittag kommen eine handvoll Spaziergänger aus den Häusern, ansonsten ist kaum eine Seele auf der Straße und natürlich hat auch alles zu, aber auch wirklich alles, jeder laden und jedes Restaurant und jedes Cafe.

Ich nutze die Zeit zu einem langen Mittagsschlaf und ein bisschen Arbeit an meiner Webseite und da es ein Ruhetag ist, gibt es heute auch nur einen kurzen Eintrag im Blog.

Karin, die gestern am späten Abend aus Deutschland wieder zu uns gekommen ist, hat selbst gebackenen Kuchen von der Goldenen Hochzeit ihrer Eltern mitgebracht und rettet damit den kulinarischen Teil des Tages.

Auch am Abend gibt es kein einziges Restaurant, das geöffnet hat, nur die Kneipe neben dem Hotel mit über 200 Biersorten hat auf. Wir probieren Kakaobier und Cherrybier und einiges andere und zwei Bier sind schließlich auch ein ganzes Steak.

8. Tag: Ostersamstag, der 23. April 2011

23. April 2011

Masuren kompakt

57 km von Osteroda über Olstynek nach Olstyn, Besuch im Freilichtmuseum, kleine Straße und große Straße bei bis zu 25 Grad, 600 Höhenmeter, Sonnenschein und 12 Regentropfen plus eine blitzende und donnernde Gewitterwolke

Die Frühstücksbuffets in Polen sind immer grandios, so dass wohl dieser Standard kaum noch gehalten werden kann, wenn wir weiter nach Osten vorstoßen. Gepökelter fisch, Würstchen, gefüllte Eier, eingelegte Pilze, dazu natürlich Wurst und Käse, Pastetchen und auch genug Dinge für die Müslifraktion.

Wir beschließen heute nicht nach Osterode zur Stadtbesichtigung zurück zu fahren. Stattdessen geht es über eine wirklich schöne Nebenstraße nun langsam in die Masuren, das heißt, es wird hügeliger, es gibt mehr Wald und ab und zu Seen zu sehen.

In den Wäldern blühen Unmengen von Buschwindröschen, davon hatte ich ja gestern schon Bilder im Blog. Auf der Straße geht es mehr als ruhig zu, aber es ist ja gerade hier in Polen auch schon Feiertag. Heute treffen sich die halben Dörfer auf ein Osterfest. Wir treffen in den Dörfern viele Familien, die ins Dorfzentrum Pilgern und Körbe mit Eiern und Schokolade in der Hand haben.

Entgegen leichter Bedenken hat das Freilichtmuseum der Masuren in Olstynek heute geöffnet. Viele Gäste gibt es nicht, doch uns soll es nur recht sein. Fast zwei Stunden Pilgern wir durch die große Anlage, bestehend aus vielleicht zwei Dörfern mit vielen hölzernen Bauernhäusern, reichere und einfache, mit Fachwerk oder nur aus sorgsam ineinander verschachtelten dicken Stämmen. Es gibt eine Kirche, eine Schule, eine Kneipe und Windmühlen verschiedenen Typs. Die Gebäude stammen alle aus der Umgebung und sind 70 bis 150 Jahre alt. Einige Häuser sind begehbar und liebevoll ausgestattet mit altem Mobiliar. Im Gegensatz zu anderen Museen erscheint das Leben hier zwar eben etwas altmodisch, aber nicht ohne Gemütlichkeit gewesen zu sein. Manche Stube wirkt recht einladend, die betten sind zwar alle recht klein, aber der Platz auf der Ofenbank war wohl vor allem im Winter nicht der schlechteste.

Interessant ist es, die Nase in die Details zu stecken und zu sehen, wir die Windmühle nun wirklich funktionierte, welcher Raum in den Häusern sich am besten beheizen ließ und wer, wo im Haus geschlafen hat. Rundherum tummelt sich auch jede Menge Getier: Enten auf dem Teich und Pferde und Schafe auf der Koppel.

Irgendwann zieht dann eine dicke Regenwolke heran und es tröpfelt ein wenig. Als wir weiter fahrten grummelt es ein wenig aus der Wolke und ein oder zwei Blitze zucken. Wir werden aber nicht nass und können sogar picknicken. Dazu haben wir inzwischen eine Tradition entwickelt. Wir mopsen uns die Zutaten vom Buffet und schmuggeln dann alles unter scheuen Blicken aus dem Frühstückssaal. Miriam bringt dazu immer ihre Jacke mit und ich ziehe meine Hose mit den großen Taschen an. Barbara blickt inzwischen nicht mehr „unauffällig“ durch den ganzen Saal, bevor sie ihre Sandwichs in Servietten verpackt. Wie der geneigte Leser also erkennen kann, leben wir unsere kriminellen Energien gut aus und haben sogar Spaß daran.

Am frühen Nachmittag sind wir in Olstyn, eine nette kleine Stadt und wir machen schon einen rundgang, aber ich schreibe noch nicht zu viel, denn sonst bleibt für morgen nichts mehr übrig. Probleme gibt es nur ein Lokal zum Abendessen zu finden, denn wegen Ostern hat alles zu. Nach einiger Suche landen wir in einem Steakladen, aber es gibt auch nichtsteakiges und wir brauchen nicht hungrig ins Bett. Gegen 21 Uhr trifft dann auch Karin wohlbehalten wieder ein und unsere Truppe ist ab morgen wieder komplett.

7. Tag: Karfreitag, der 22.04.2011

22. April 2011

Tag der geschlossenen Türen

113 km von Grudziadz nach Osteroda bei schönstem Wetter bis 23 Grad, leichtem Gegenwind auf kleinen Straßen

Auf dem Weg aus der Stadt fragen wir uns nach der alten Festung durch. Diese soll tolle Bollwerke aus dem 19. Jahrhundert haben und liegt etwa 2 km südlich von Grudziadz. Wir finden auch schnell den Eingang, aber alles ist militärisches Sperrgebiet und man kann nicht hineingehen, nur ein Tor, Schlagbaum und viel Stacheldraht. Also geht es weiter, der Umweg war nicht groß und wir fahren heute sogar auf der Hauptstraße, denn hier ist in Pogozno eine alte Ordensburg verzeichnet und die Straße hügelt vor sich hin durch die Wälder. Irgendwann taucht dann auch links im Laubwald die Burg auf, doch auch hier stehen wir vor verschlossenen Türen, die Burg gehört einem Bauern und es sieht nicht so aus, als ob Touristen hier willkommen wären.

Dann geht es auf Nebenstraßen nach Lasin, die hiesigen Sehenswürdigkeiten sind mehr als schnell abgearbeitet, das Rathaus von außen, der Wasserturm ist eher klein als bemerkenswert und die Marienkirche besticht auch eher durch Bescheidenheit.

Ähnlich ergeht es uns in Ilawa, die „Lokals“ sagen sogar, dass es nichts besonderes zu sehen gäbe, wenigstens finden wir in der Stadt eine nette Bank mit Grün und Blumen drumherum zum Picknicken.

Danach geht es auf einer kleinen schlechten Straße gegen den Wind, schön wird es erst, als wir in einen Waldweg abbiegen, der ist jedoch super asphaltiert und wir haben keinen Wind und Verkehr gibt es auch nicht. Das motiviert dann sogar für die letzten 12 km auf der Hauptstraße. Wegen einer Hoteländerung kommen wir aber gar nicht ins Zentrum von Osterode, obwohl dort ein paar schöne alt Gebäude und eine Burg zu besichtigen wären. Aber unser Hotel liegt in einem Vorort oder besser Vordorf ungefähr 5 km südlich aus der Stadt heraus.

Die 113 km fast ausschließlich gegen leichten gegenwind haben wieder ordentlich geschlaucht und so gibt es nach einem kräftigen schluck Wodka nur noch zwei Programmpunkte: Abendessen und Schlafen.

Ich realisiere, dass ich heute kaum Fotos gemacht habe, die Landschaft war aber den ganzen Tag lang schön, aber eben nicht spektakulär und wenn es gegen den Wind geht hat man kaum Lust anzuhalten. Zumal ich Mittag zwei Stunden Probleme mit dem Hinterteil hatte, aber die waren dann gegen Nachmittag genauso plötzlich wieder verschwunden, wie sie gekommen sind, so dass eine Ursachenanalyse nicht möglich war.

6. Tag: Donnerstag, der 21. April 2011

21. April 2011

Alte Städte an der Weichsel

80 km von Torun über Chelmno nach Grudziadz, schlaffe 137 hm bei angenehmen 20 bis 23 Grad und Sonne, zwei schöne Altstädte und Sonnenuntergang an der Weichsel

Wieder ein Morgen wie aus dem Bilderbuch und gleich hinter Torun wird die Straße sehr ruhig, die Landschaft ist nicht spektakulär sondern eher einfach und ländlich, aber ohne Rückenwind ist es ein entspanntes Radeln und Gucken. Ich mag die polnischen Dörfer, es ist nicht so sauber und unerträglich clean wie in Bayern, sondern es sieht ein wenig gemütlich verschlampert aus.

In Chelmno, einer alten kleine Stadt treffen wir wieder auf die Weichsel. Die Stadt ist ein recht beeindruckend, ein tolles Renaissancerathaus auf dem Markt. An der Westseite ist ein eiserner Maßstab angebracht, die Culmer Elle, ein breiter Stahl, 4,37 Meter lang mit einer 14er Unterteilung, im 14 Jahrhundert das hier gültige Maß. Gab es Streit beim Messen von Stoffbahnen, die auf dem Markt gehandelt wurden, konnte man diesen hier schlichten.

Auch die St. Marienkirche ist beeindruckend, der hohe gotische Saal ist reich geschmückt und eine Orgel schmückt die Rückwand. Ich mag diese großen Säle, hier könnte selbst ich religiöse Gefühle entwickeln, Licht, Akustik und Temperatur wirken halt auf Geist und Seele.

Gut für die seele ist auch unsere Mittagspause vor einem bunt mit Blumen geschmücktem Friedhof. Wir haben wieder die geklauten Brötchen vom Frühstücksbuffet und eine Menge an frischem Gemüse und Obst. Zusätzlich habe ich noch eine Flasche Wodka organisiert und bis auf Jarek, unseren netten polnischen Fahrer nehmen alle einen kräftigen Schluck, das „Zoladkowa Gorzka“ Zeug ist wirklich gut und es fährt sich danach sogar noch ein wenig angenehmer. Aber keine Angst, wir haben nicht viel getrunken und auf der Straße gab es faktisch keinen Verkehr.

Den gibt es dann auf dem Weg in die Stadt Grudziadz umso mehr, aber es gibt einen Radweg, der böse haken schlägt, aber vor den Trucks und wilden Autofahrern schützt.

Gegen 15 Uhr ziehen wir wieder los, diesmal zu Fuß, ich mag die Stadt, denn auch hier sind die alten Gebäude nicht auf Hochglanz poliert für den Tourismus, sondern es gibt auch noch graue Gebäude und mehr als ab und zu bröckelt eben auch mal der Putz. Vom Stadtwall hat man einen hervorragenden Blick über die Weichsel und ein schmaler Weg führt durch blühende Sträucher am Ufer entlang. Auf einer Erhöhung werden die Reste der Kreuzritterburg aus dem 12. Jahrhundert ausgegraben und langsam wieder hergestellt und man hat in alle Richtungen eine gute Aussicht.

Wir schlendern durch die alten Straßen mit den historischen Speichern, manche dienen als Wohngebäude, manche sind fast verfallen und manche schon chic renoviert. Der Mix macht eine gute Mischung. Schwieriger wird es ein Restaurant zu finden, die „Pirrogarnia“ war leider schon geschlossen und auf Pommes hatten wir natürlich keine Lust, doch neben dem Hotel gab es einen „Chinesen“. Der hat zwar mit chinesischem Essen so viel zu tun, wie Hodscha Nasreddin mit dem Weihnachtsmann, aber es schmeckt nicht übel und es gibt gigantische Portionen zum netten Preis. Danach sind wir so voll, dass wir einen weiteren Spaziergang brauchen. An der Weichsel geht die Sonne unter und es ist wieder ein wunderschönes Foto für meine „10.000 langweiligsten Sonnenuntergänge der Welt“.

5. Tag: Mittwoch, der 20.April 2011

20. April 2011

In Kopernikus Geburtsstadt

55 km von Bydgoszcz nach Torun, nur 100 hm und leichter Gegenwind, Stadtrundgang bei schönstem Sonnenschein und 17 bis 22 Grad

Wegen der kurzen Strecke heute gönnen wir uns morgens eine halbe Stunde länger, das Buffet ist zumal genial, viele Sachen mit Ei und Mayonnaise, viel Energie und genau richtig für Radfahrer, ansonsten als Frühlingsdiät komplett ungeeignet, vor allem, wenn man dann von Kirschkuchen nicht lassen kann.

Draußen ist es wieder frisch und sonnig, aber wenigstens nicht so windig wie gestern. Wir trudeln noch einmal gemütlich durchs Zentrum und verlassen dann die Stadt. Zum Glück gibt es eine Nebenstraße, fast an der Weichsel entlang, die wir heute zum ersten male sehen. Der Fluss ist recht breit und hat so das Format der Oder.

Leider müssen wir noch einmal für 15 Kilometer an die Hauptstraße, das ist recht stressig, es gibt keinen Seitenstreifen und der Verkehr rollt dicht und auch dicht an uns vorbei. Das ist massiv unspaßig. Die einzige Abwechslung sind die Damen mit kurzem Rock, die hier an der Straße stehen und auf „hungrige“ Autofahrer warten. Uns Radler ignorieren sie komplett.

Um uns von der Hauptstraße wieder zu erholen machen wir wieder einen Abstecher in die Pampa und versuchen den Weg auf dem Damm der Weichsel. Leider ist der Weg entweder stark vergrast oder versandet, aber wir fahren doch gute 4 Kilometer nahe am Wasser entlang und haben eine schöne Aussicht übers Land. der Fluss versteckt sich leider noch hinter einer weiteren Baumreihe.

Gegen 13.30 Uhr sind wir schon in Torun. Über die Weichsel radelnd haben wir einen schönen Blick auf die mittelalterliche Stadt, mit alter Stadtmauer und zahlreichen Kirchen.

Es gibt überall wunderschöne Backsteingotik und das Rathaus hier diente als Vorbild für das Rote Rathaus in Berlin.

An Kopernikus erinnern nicht nur der Name unseres Hotels, sondern auch ein paar Straßenzüge mit seinem Namen und eine Statue im Zentrum. Doch interessanter sind noch die Leckereien, die angeboten werden. Die Stadt ist bekannt für ihre Pfefferkuchen und in den Pfefferkuchenläden riecht es nach Weihnachten und genauso schmecken die Lebkuchen, nur dass es diese hier 12 Monate im Jahr gibt.

Wir schlendern am Ufer der Weichsel entlang und genießen die Nachmittagssonne dort bei einem Bier oder Kaffee und sehen uns dann die Ruinen der alten Ordensburg an und schlendern weiter am Markt und historischen Gebäuden vorbei. Die schmucken Fassaden leuchten in der Abendsonne.

Auch das Abendessen ist eine Spezialität, Nalesniki, Pfannkuchen in vielen Variationen: Spinat, Käse; Kartoffeln, Tomaten oder Curry oder aber auch mit Schokolade oder Bananen. Und genau hier hangeln wir uns durchs Menü.

Am Abend bleibt dann noch etwas Zeit für Wäsche waschen oder Tagebuch schreiben, aber leider will das Internet nicht so wie ich will und so wird es dann wieder spät, ohne dass ich viel geschafft habe.