14. Tag: Freitag, der 19.April 2011
29. April 2011Aprilwetter vor Vilnius
46 km von Margis über Trakai nach Vilnius, 240 hm bei Sonnenschein, Regem, Hagel und Gewitter zwischen 15 und 24 Grad
Der Morgen glänzt wie der gestrige Abend und wir können uns Zeit lassen und das dicke Buffet genießen. Wir verlassen dann wieder alle mit dicken Taschen den Saal und haben für unseren mittäglichen Picknick-Imbiss vorgesorgt.
Zur Hauptstraße haben wir heute keine Alternativen, aber wir sind auch nach 10 Kilometern in Trakai, der ersten litauischen Hauptstadt, bevor der Sitz nach Vilnius oder zeitweise nach Kaunas verlegt wurde. Trakai ist ein kleines Städtchen und traumhaft schön fast ein große Museumsdorf. In den Straßen stehen alte Holzhäuser, alle pastellfarben angemalt und das litauische Gelb darf natürlich auch nicht fehlen.
Auf einer Insel gelegen befindet sich die alte Wasserburg, in der der litauische König residierte. Es ist eine richtige Ritterburg, wie man sie sich vorstellt, hohe dicke mauern, kleiner Innenhof, Türme und Verließe, ein Rittersaal und ein Schatzkammer und an den Mauern Schießscharten, um den Angreifern das Angreifen schwer zu machen. Die Anlage soll zwar häufig belagert, aber niemals eingenommen worden sein, was allein beim Anblick schon gut vorstellbar ist.
Mich beeindruckt vor allen, dass es hier in mittelalterlichen Zeiten schon ein Luftheizungssystem gab, mit dem es in der Burg behaglich warm wurde, war ich doch noch vor vier Wochen im Schloss von Bamberg und durfte dort lernen, dass die Blaublüter dort, trotz der Kanonenöfen hier noch bis ins 18 Jahrhundert hinein noch mächtig gefroren haben; die adligen Hütten ließen sich höchstens auf 14 oder 15 grad im Winter beheizen.
Was ich bisher vergessen habe zu schreiben ist, dass wir eine sehr sangesfreudige Gruppe sind, das geht vor allem auf Gerhard und Miriam zurück. Gerhard zückt zu jeder passenden und unpassenden Gelegenheit die Mundorgel, also sein kleines Gesangsbuch, von denen er drei Exemplare dabei hat, und dann schmettern wir Wohlklang in die litauische Landschaft. Heute verbrüdert sich Gerhard mit dem Musikanten vor der Wasserburg und versucht das Budget der Gruppenkasse etwas aufzubessern.
Von Trakai starten wir dann nach Vilnius, der Hauptstadt Litauens und unserem Ruhetag entgegen, wir haben zwar eine Nebenstraße ausgewählt, aber auch hier rollt dichter Verkehr, außerdem zieht eine Gewitterwolke heran, es sieht nach einem kurzen Guss aus und so versuchen wir anfangs den Regen zu ignorieren, aber der Himmel verdunkelt sich weiter und das Wetter entscheidet sich für weitere Regengüsse. Dann wird es sogar richtig heftig, denn es hagelt richtig dicke Hagelkörner , doch wir haben Glück und müssen nur vier oder fünf Minuten durch das Geprassel, dann erreichen wir eine Tankstelle, wo wir das ende des Hagels abwarten.
Leider hört es aber nicht auf zu regnen und so entschließen wir uns weiter zu fahren. leider geht es jetzt nur noch auf der Stadtautobahn in die Stadt und überall gibt es riesige Pfützen und so werden wir jetzt von den vorbeirauschenden LKW auch noch ordentlich seitlich mit dreckigem Wasser besprüht.
Unser Hotel finden wir recht schnell, es heißt „Panorama“ und trägt seinen Namen zu Recht. Man hat einen wunderbaren Blick über die gesamte Altstadt mit ihren über 50 Kirchen und Domen und inzwischen gibt es auch eine kleine Skyline. Am frühen Abend ziehen wir noch einmal los zu einem kleinen Stadtbummel und besichtigen eine katholische und eine russisch-othodoxe Kirche. Der König von Litauen hat im Mittelalter nicht nur Baumeister aus aller Welt, also damals Italien, holen lassen, sondern auch Handwerker anderer Gilden angelockt und Religionfreiheit zugesichert und so gibt es hier katholische, evangelische, russisch-othodoxe Kirche und natürlich auch Synagogen und eine Moschee. Die Altstadt wurde von der UNESCO dem Welkulturerbe zugeordnet und weite Teile sind schon sehr schön saniert. Mir gefallen aber trotzdem die abgewohnten Hinterhöfe und nicht durchgestylten Nebenstraßen besser.
Nach zwei Stunden enden wir in einem traditionellen Pfannkuchenladen und neben leckeren Pfannkuchen bekommen wir hier auch lecker Suppen, ich nehem eine Gemüsesuppe auf Milchbasis, leicht gesalzen, ansonsten wenig gewürzt, aber durch das Gemüse sehr schmackhaft. Auch die kalte Rote Beete Suppe ist grandios und rech einfach herzustellen, zur Not tut es Rote Beete aus dem Glas in feinen Würfeln, dazu saure Sahne und Sahne zum verflüssigen, gewürzt wird mit Salz und wenig Pfeffer, wichtig ist als Einlage noch ein gewürfeltes gekochtes Ei und frische Kräuter und das heißt vor allem Dill und Schnittlauch ist auch möglich dazu. Ich würde zu hause vielleicht noch kleine Würfel einer filetierten Gurke dazu tun. das ganze heißt „Saltibarsci“ und falls ich wirklich mal ein Restaurant aufmachen sollte, kommt das zeug ab und zu mit auf die Karte.
Am Abend treffen wir uns noch mit Sigitas, Physikprofessoer und Gintas. Beide kenne ich, wie Monika von der Athen-Beijing Tour. Sigitas war der Chef und Organisator der „Litauisch-Polnischen Alkoholikergruppe“, wie wir sie immer genannt haben, umgekehrt waren wir immer die „5-Sterne-Radler“. Auf alle Fälle landen wir am Abend dann noch alle in einer netten Eckkneipe, erzählen über unsere Tour, schwärmen von den guten alten Zeiten und schmieden neue Pläne bis uns der Wirt rausschmeißt und die Straßen schon leicht wackelig unter meinen Füßen wird. Aber zum Hotel und dem superweichen Bett ist es nicht weit und morgen können wir ausschlafen und Gintas kommt erst um 10 Uhr vorbei, um uns ein wenig durch die Stadt zu führen.