29. Tag: Samstag, der 14.Mai 2011

14. Mai 2011

Festung und Kreml in Pskow

56 Kilometer von Räpina über Isborsk nach Pskow, Besichtigung der Festung Isborsk und Stadtrundgang mit Pskower Kreml, 102 hm auf großer Straße, aber wenig verkehr und viele Schlaglöcher bei regnerischen 10 bis 12 Grad

Das Frühstück wird jetzt schon deutlich russischer, es gibt eine Schüssel Kascha Moltschnaja, also Milchreis und zwei Scheibchen Weißbrot und Tee. Dann geht es los und Russland begrüßt uns mit leichtem Regen und ungemütlichen vielleicht 10 oder 11 Grad. Wir wählen nicht die direkte Strecke nach Pskow, sondern fahren einen kleinen Umweg über ein Dörfchen namens Isborsk und besichtigen dort eine alte Festungsanlage. Wir stolpern ein wenig in den alten Ruinen umher, die bis ins 14. Jahrhundert zurückgehen und man hat einen schönen Ausblick aufs Umland. In den mauern steht eine kleine nette russisch-orthodoxe Kirche mit schönen Ikonen. Vor der Festung gab es dann zahlreiche kleine Souvenirstände, die Wollsocken, Nierenwärmer und Holzkämme und Matroschka Figuren verkaufen, allerdings auch einige Frauen aus dem Dorf, die warme Plinui, also Teigtaschen verkaufen, die mir Sauerkrautfüllung waren die besten.

Wegen des Wetters beschließen wir, dann doch auf der Europastraße bis Pskow zu fahren, der verkehr war extrem ruhig, so dass wir keine Probleme hatte. Leider endete die Ausbaustrecke recht bald und dann ist die Straße eine historische Schlaglochpiste und man möchte drauf wetten, dass einige Löcher noch von deutschen Panzern auf dem Rückzug stammen.

Gegen 14 Uhr fahren wir dann in Pskow ein, am Anfang geht es durch ein 80er Jahre Neubauviertel und dann über ein Brücke in die Stadt. Auf der anderen Seite des Flussufers empfangen uns die Kremlmauern und die Türme der Dreifaltigkeitskathedrale thronen imposant über der Festung. Am Leninplatz grüßt uns der Genosse und unser Hotel ist nicht weit enfernt, auch mit Blick auf die Kremlmauern, allerdings von der anderen Seite.

Wir brechen zügig zu einem kleinen Stadtspaziergang auf, statten dann Lenin, der einige Monat in der Stadt verbracht hat und deshalb hier auf einen Sockel gestellt wurde, einen Fotobesuch ab.

Die Stadt ist auch noch recht sowjetisch, so etwas wie ein Zentrum gibt es nicht, was auch daran liegt, dass im Krieg sehr viel zerstört wurde. Der Kreml ist eine weitläufige Anlage mit dicken Mauern drumherum, an denen sich die Heere des Deutschen Ordens, die Schweden und die Mongolen erfolglos versucht haben. Das ist für mich hier der interessanteste geschichtliche Fakt, dass wir uns hier an einem Punkt befinden, der Anfang und Ende unserer weiten Reise direkt verbindet. Die deutschen Heere sind mehrfach hierher vorgedrungen und von der anderen Seite standen die Mongolen hier. Letztere werden uns ja dann bis Beijing begleiten.

Die Dreifaltigkeitskathedrale ist mehr als 30 Meter hoch und üppig mit Malereien und Ikonen ausgestattet. Zahlreiche Leute pilgern hierher, um sich andachtsvoll zu bekreuzigen.

Direkt neben Lenins Wohnhaus enden wir in einem Lokal, wir sind die einzigen Gäste des Abends und werden mit deftigen Salaten und einer diesmal vernünftigen Soljanka beköstigt, dazu wird Brot und Schmal gereicht.

Auf weitere Rundgänge in der Stadt haben wir keine Lust, es regnet zwar nicht mehr, aber es ist doch recht kalt und zugig und wir sind ja morgen noch den ganzen Tag in der Stadt. Aufs Internet verzichte ich heute wieder, denn im Hotel will man eine Gebühr von 13 Euro für 24 Stunden Verbindung ins Netz und das ist mir ein wenig zu heftig, morgen werde ich den Computer mitschleppen in ein Restaurant mit WiFi und dafür 2 Bier auf die Nebenkostenabrechnung setzen, in jedem Falle die bessere Alternative.

28. Tag: Freitgag, der 13. Mai 2011

13. Mai 2011

In Russland-Harmonie in Grau

40 Kilometer von Räpina nach Pecory, über die russische Grenze bei Wolken und Sonne bis 20 Grad, 100 hm, Deja-Vu mit alten Zeiten in der Kleinstadt und Klosterbesichtigung

Die letzten Kilometer in Estland und die letzten Kilometer in der Europäischen Union, auch wenn Estland vom Empfinden her nicht mehr so viel mit Mitteleuropa zu tun hat. Die Weite und Grüne der Landschaft, die wenigen Leute, die man auf der Straße trifft, rundherum nur Wälder und Wiesen und ein paar wenige Gehöfte. Von den alten Gehöften ist oft schon ein altes Gebäude am Einstürzen. Daneben stehen dann aber schon die neuen Häuser. Im Gegensatz zu Litauen bleibt dann aber die alte zusammenbrechende Scheune so wie sie ist und wird nicht renoviert. Aber wer eben jahrelang in der Holzkate gewohnt hat und nun in einen komfortablen Neubau gleich daneben umziehen kann, der tut dies natürlich auch.

Vor der Grenze stauen sich die LKW über vielleicht einen Kilometer. Und heute ist Freitag der 13.! Die russische Grenze ist der Knackpunkt der Reise, wir müssen hier heute mit unseren Businessvisa auf die andere Seite oder wieder nach Hause umkehren.

Aber es geht alles mehr als glatt. Wir schlängeln uns an dem LKW-Stau vorbei, zeigen am ersten Posten die Pässe und bekommen unsere Einreisepapiere, die wir am zweiten Posten wieder abgeben und mit dem gewünschten Stempel im Pass zurückbekommen. Posten Nummer drei ist der Zoll, die Dame wirft in einige der Taschen einen mehr oder weniger lustlosen Blick und fragt nach Waffen. „Nur Atomwaffen!“ antworte ich grinsend und bekomme ein ebensolches zurück und wir sind auf der anderen Seite. Dort wartet auch schon unser neuer Fahrer und wir holpern auf der löcherigen Straße noch die 3 Kilometer bis in die Stadt Pecory.

Dies ist ein kleines Nest und es scheint sich in den letzten 19 Jahren, die ich nicht mehr im Lande war, auch nicht viel geändert zu haben. Die mit nagelneuen Mercedes Benz beladenen Trucks rollen wohl durch bis Moskau, hier bestimmen rostlaubige Lada immer noch das Straßenbild. Inmitten von grauen Wohnblocks befindet sich ein grauer betonierte Platz, das Zentrum der kleinen Stadt und hier steht auch das einzige Hotel. Die Zimmer sind eher rustikal und einfach und die „Deschurnaja“ hinter dem Tresen, eine kräftige Russin mit lauter Stimme und Bewegungsarmut braucht ein halbe Stunde zur Verteilung der vier Zimmer. Dieses Zimmer oder jenes Zimmer oder doch in der dritten Etage. Es hat sich wirklich nicht viel geändert, denke ich so vor mich hin. Aber die Räume sind sauber und es gibt heißes Wasser und warum sollte ich auch einen Blick unters Bett werfen wollen.

Auf den kleinen Straßen bestimmen die Alkoholiker das Bild und ältere Frauen mit Kopftuch. Wir machen eine Runde durchs „Zentrum“, dessen Bild durch zahlreiche kleine Schnapsläden bestimmt wird und finden dann eine Bank. Auch hier wieder gutes Ost-feeling, ungefähr 25 Leute in der Warteschleife. Trotzdem dauert es nur 20 Minuten, bis wir unsere Euro umgerubelt haben. 39,1 Rubel gibt es für einen Euro und nun müssen wir nur noch herausbekommen, wie die Preisverhältnisse sind.

Das Angebot in den Läden ist in Ordnung, neben den vielen Alkoholika auch reichlich Käse, Wurst und Butter und alles andere, vom Preisniveau alles ein paar Prozent unter unseren deutschen Preisen, aber nicht sehr viel billiger.

In der Stadt soll es ein bekanntes Kloster geben und tatsächlich tauchen hinter den grauen Wohnblocks die blau-goldenen Kuppeln einer russisch-othodoxen Kirche auf. Hinter einer hohen steinernen Mauern liegt dann auch eine große und prachtvolle Klosteranlage. Für Frauen ist selbst Eintritt in langen Hosen nicht erlaubt, aber es gibt eine Ausleihstation für Wickelröcke, auf Kopftücher wurde nicht unbedingt bestanden.

Mit einer großen Pilgertruppe vom Schwarzen Meer sind wir die einzigen Gäste und warten auf einen geführten Rundgang. Dann kommt ein dicker Pope in schwarzer Robe, mit langem Bart und Ledergürtel und lässt nur die angemeldete Gruppe ins Gewölbe. Heute sei kein offizieller Besichtigungstag und morgen auch nicht und außerdem erzählt er noch was von den Kartoffeln, die in die erde müssen. Doch nun erscheint ein zweiter Mönch, das genaue Gegenteil von dem anderen, dürr und hager von gestalt, ebenfalls Rauschebart und mit Zahnlücke und Goldzähnen. Der ruft: „Kommt ihr aus Deutschland? Na dann kommt mit!“ und wir drängeln uns am dicken Bauch des ersten Mönchs vorbei ins Innere.

Unter dem Kloster liegt ein riesiges Felsengewölbe mit langen dunklen Gängen, Hier liegen die Patriarchen, also die Klosterchefs aus der Region der letzten 600 Jahre in schmalen Nieschen im Fels begraben. Licht gibt es nicht im Gewölbe, deshalb hat jeder am Eingang eine kleine Kerze bekommen. Die Kühle im Gewölbe und die dunklen, nur von dünnen Kerzen bestrahlten Gesichter verbreiten eine eigenartige Stimmung, ein bisschen wie in einem Horrorfilm und der dürre Priester mit Goldzahn und Zahnlücke passt hier auch noch genau rein. Viel zu sehen ist nicht im Dunkel, an den Gewölbewänden befinden sich mehr als 9oo relativ schmucklose grabplatten und an den Enden einzelner Gänge immer eine Arte kleine Kapelle. Draußen ist es dann wieder wunderbar warm und die Führung geht weiter durch den Klostergarten mit unzähligen Johannisbeer- und Stachelbeersträuchern, dass Frühstück für die heiligen Brüder dürfte also nicht schlecht aussehen. Vom Garten hat man auch noch einmal ein gute Aussicht über die ganze Anlage mit dem drei oder vier Basilika mit bunten Zwiebeltürmchen, die Mauer, die die Anlage umrundet und den Hof mit den farbigen Häusern.

Zurück in der Stadt suchen wir uns ein Lokal und versuchen uns an der russischen Speisekarte, mit etwas Mühe bekommen wir einen Großteil der Salate und Gerichte übersetzt. Die erste Soljanka auf russischem Boden ist dann auch gleich die schlechteste bisher, oben wabbert eine dicke Fettschicht und es wurde vorwiegend knorpeliges Fleisch und fettester Speck verarbeitet. Die anderen Salate und kleinen Gerichte waren besser. Zum Nachspülen und auf den gelungenen Grenzübertritt spendiere ich am Abend noch eine kleine Flasche Wodka und dann fällt auch das Schlafen leichter.

27. Tag: Donnerstag, der 12. Juni 2010

12. Mai 2011

Durch Löwenzahn übers platte Land

68 Kilometer von Tartu nach Räpina auf mittlerer Straße, 130 hm bei Sonnenschein bis 25 Grad, am Abend leichter Regen

Ausschlafen heißt es heute wegen der kurzen Strecke, aber es wird ja schon um 5.30 Uhr hell, so dass ich zeitig wie immer wach bin. Am Morgen Blog zu schreiben hat auch seine Vorteile, es schreibt sich ausgeschlafen viel flüssiger.

Gegen halb 10 verlassen wir Tartu und bleiben heute auf der Straße, die weder klein noch groß ist. Die Landschaft ist heute wesentlich flacher, es gibt kaum Orte und wir fahren hauptsächlich durch Wälder, die ab und zu einmal aufreißen und den Blick auf kleine romantische Seen freigeben. Am Ufer dann Wiesen auf denen der Löwenzahn in Unmengen blüht, ich habe noch nie so viel Löwenzahn gesehen wie hier, alles leuchtet Gelb und es findet sich kaum ein Platz ohne Pusteblumen.

Mittags finden wir einen netten Platz an einem Flüsschen mit einer alten russisch-orthodoxen Kirche, in die wir aber leider keinen Blick hinein werfen können, wir haben aber so viel Zeit, dass es für ein „Schläferstündchen“ reicht. Bis nach Räpina sind es dann noch einmal 30 Kilometer. Ewartet hatten wir ein kleines Städtchen, aber Räpina ist doch nur ein kleines Dorf. Es gibt eine Kirche und ein Herrschaftshaus im Park, das ein Museum beherbergen soll, doch dieses ist leider geschlossen. Laut Reiseführer gibt es im Park über 300 Bäume, ein bemerkenswerter Eintrag in einen Reiseführer in einem Land, das fast nur aus Seen mit Bäumen drum herum besteht. Wir machen uns ans zählen, und das ist schwer. Zählen die Doppel-, Dreifach- und Vierfachbäume nun einzeln oder nicht? Oder werden die Bäume erst ab einem bestimmten Alter gezählt?

Eigentlich wollten wir dann noch einen Abstecher ans Meer machen, aber es zieht eine dunkle Regenwolke heran und so verzichten wir auf den 5 km Strandausflug und verbringen einen ruhigen Abend im Lokal unten im Hotel. Die Essensauswahl ist ok, aber sehr begrenzt, da der Koch krank geworden ist und an anderen Lokalen mangelt es im Ort.

Die Zimmer im Hotel dafür sind klein und fein und richtig schnuckelig, mit 60er Jahre Tapetendesign, Fußboden und Möbel fein drauf abgestimmt, nur das bett ist wie fast immer hier im Baltikum viel zu weich.

26. Tag: Mittwoch, der 11. Mai 2011

11. Mai 2011

Estland- das Radlerparadies

92 Kilometer von Valga nach Tartu, 600 hm mit schönen bissigen Hügeln auf perfekten Radwegen, ein bisschen Piste und guten Straßen, Anbaden bei bis zu 25 Grad

Unsere ersten Kilometer beginnen mit einer militärischen Grundausbildung. Noch in der Stadt gibt es ein kleines Armeemuseum, welches zwar noch geschlossen hat, aber im Park drumherum lassen sich schon einige Stücke besichtigen. Mirjam passt farblich hevorragend ins Wächterhäuschen, Gerhard stürmt die Kampfbahn und Barbara „reitet“ die Bombe. nachdem wir all unseren Spaß hatten geht es dann die ersten kilometer in die estnischen Weiten, anfangs noch auf der Europastraße, aber es gibt nur wenig Verkehr und der Straßenbelag ist mehr als gut. Wegen einer Baustelle fahren wir nicht die geplante Route, sondern wählen eine winzige Nebenstraße übers Land und fahren völlig allein durch die frühlingshafte Landschaft. Etwas später biegen wir dann sogar freiwillig auf die Piste ab. Die windet sich dann immense 150 Höhenmeter nach oben und wir verstehen recht schnell, warum man hier vom estnischen Hochland spricht. Dafür ist die Natur einzigartig. Nadel- und Mischwälder zaubern 86 verschieden Grüntöne in die Landschaft, die ich mit meiner Rot-Grün Schwäche erkennen kann. Die Wege sind wunderbar ausgezeichnet und hier im Hochland gibt es ein ganzes System von imposanten Radwegen. Oben gibt es dann noch einen 30 Meter hohen hölzernen Turm, von hier kann man die Aussicht auch über die Baumwipfel hinweg genießen. In Richtung Otepää sind die Radwege dann noch besser ausgebaut, breit wie eine kleine Fahrstraße und in der Saison nachts sogar beleuchtet. Es hügelt sich kräftig durch die Endmoräne, aber man kann auf der Abfahrt dazwischen auch immer wieder gut Schwung holen. In der Gegend gibt es Unmengen kleiner und mittlerer Seen. Die laden zu gemütlichen kleinen Pausen ein und weil es heute auch so schön warm ist, packen wir die badesachen aus und springen einmal schnell ins mehr als frische Wasser.

Unser nächstes Jubiläum, die 2000 Kilometer feiern wir schon gar nicht mehr, aber wir sind dem Ziel doch schon ein ganzes Stück näher gekommen.

Die letzten 20 Kilometer nach Tartu müssen wir noch einmal über die große Straße, aber es rollt vorzüglich und wir sind halb fünf am Ziel. So bleibt noch genügend Zeit für ein Runde Schlendern im Zentrum mit netten Straßenzügen aus dem 19. und frühen 20. Jahrhundert. Imposante Sehenswürdigkeiten gibt es zwar nicht, aber der sonnige Nachmittag treibt nicht nur uns, sondern auch viele Tartuer auf die Straßen und in die Cafes.

Am Abend enden wir in einem russischen Restaurant bei Schaschlik, Auflauf und Salat, davor einen Borsch oder Schi, also diverse Krautsuppen und auch das russische Bier „Baltika“ ist schon erhältlich, durchnumeriert gibt es 9 Sorten, wir entscheiden uns für die Lagerbiervariante „Baltika No.7“.

Landschaftlich geht damit heute der wohl schönste Tag zu Ende und wir hoffen morgen wieder auf viel schöne Natur, auch wenn es keine winzigen Straßen gibt.

25. Tag: Dienstag, der 10. Mai 2011

10. Mai 2011

Schnelle Straßen, alte Städte

123 km auf Schnell- und Nebenstraße, von Sigulda nach Valga, 361 hm immer auf Asphalt bei schönen 14 bis 18 Grad und viel Sonne

Heute wird unser schnellster Tag bisher mit einem Schnitt von 20 Kilometern pro Stunde und es fängt am Morgen schon gut an. Nein, wir haben keinen Rückenwind, sondern höchsten ein Lüftchen, das kommt aber aus verschiedenen Richtungen. Die Schnellstraße dagegen ist gut ausgebaut und die Räder schnurren nur so über den Asphalt, schwups sind schon 30 Kilometer gefahren, bevor wir zum ersten male absteigen.

Neben dem rausche der Geschwindigkeit ist es langweilig auf den großen Straßen. Zwar ist die Landschaft schön und es gibt viel Wald, aber keine einzelnen Motive, für die es sich lohnt eine kleine Pause oder einen Fotostopp zu machen.

Das sieht auf den kleinen Staraßen ganz anders aus. Auf mittleren Wegen geht es dann weiter nach Cesis. Hier wohnt eine ehemalige Untermieterin von mir, wir wollten uns dort auf einen Kaffee treffen, aber gerade jetzt gibt es Probleme mit der Handyverbindung. Trotzdem lohnt sich der Abstecher in die kleine Stadt, es gibt ein nettes historisches Zentrum und eine alte Burg. Die war wohl mal ähnlich imposant, wie die in Trakai, wurde aber nur teilweise rekonstruiert. Aber gerade das hat seinen Charme und man kann fast ungehindert in den alten Ruinen umhersteigen, bis hinunter in das Verließ im Turmsockel. Dort ist es grausam kalt und nur eine winzige lange Öffnung verband die „Verlassenen“ mit der Außenwelt. Grandios dagegen ist die Aussicht von der Turmruine, dazu muss man sich aber eine finstere Wendeltreppe hinaufkreiseln. Extra dafür gibt es für jeden eine Laterne, die ich natürlich nicht mitgenommen habe und dann vorsichtigst Schritt für Schritt im dunklen Gemäuer tappe.

Dann geht unsere feurige Fahrt weiter, unser Mittagspicknick machen wir in Valmiera, auch hier gibt es wieder eine Burgruine, aber die ist schon sehr „ruiniert“, taugt aber immer noch als schöner Rastplatz für Käsestullen.

Die letzten 50 Kilometer geht es dann wieder auf die A3, Schnellstraße bis zur Grenze des Landes nach Estland. Meistens ist der Asphalt gut und manchmal löchrig, aber auch huier kommen wir wieder zügig voran. Gegen halb fünf erreichen wir die Grenzstadt Valka/Valga, die Grenze, die heute natürlich wieder so gut wie nicht mehr existiert geht mitten durch die Stadt, die allerdings etwas ausdruckslos ist. Besonders dort, wo sich unser Hotel befindet gibt es nichts Sehenswertes Rundherum und dabei hätten wir dich schon ganz gerne unser „neues“ Land beschnuppert. Auf jeden fall kann man wieder einfacher die Preise im Laden abschätzen, denn für die nächsten drei tage sind wir wieder in der Eurozone. Der einzige Laden, den wir in der Nähe finden, ist dagegen schon etwas „sowjetisch“ zu nennen. Der große Verkaufsraum ist eben nur spärlich mit Waren bestückt, nicht ganz so wie vor 20 Jahren, aber eben auch nicht wie ein Supermarkt. Für ein paar Kaltgetränke und Kekse reicht es und dann ziehen wir zum Abendessen ins Hotel. Es sei das beste Restaurant in der Stadt, sagt man uns an der Rezeption, nach unseren Spaziergang fügen wir dazu, und das einzige! Aber das Essen ist wirklich gut und raffiniert, egal ob Schwein oder Kaninchen oder Fisch.