133. Tag: Freitag, der 26. August 2011

26. August 2011

Zurück in der Grassteppe

124 Kilometer mit Gegenwind durch die leicht bergige Grassteppe von Sinnidbanner nach Xiang Huang, 524 hm bei 28 Grad und Sonne und Wolken

Am Anfang sieht es windtechnisch gesehen recht gut aus, es ist windstill und wir fliegen über den Asphalt. Heute sind wir von der Autobahn abgebogen und fahren über eine kleine Straße einen östlichen Bogen durch die Landschaft. Und heute gibt es endlich wieder einmal ein wenig Landschaft.

Die Wüste ist nicht mehr gabnz so trocken und wird schon langsam wieder zur Grassteppe. Damit kommt natürlich wieder etwas mehr Grün in die Landschaft. An Jurten fehlt es weiter hier in der Inneren Mongolei, wie dieser Region Chinas heißt. Die Hirten, die wir heute auch mit ihren Herden treffen haben das Nomandenleben aufgegeben und wohnen in kleinen Backsteinhöfen, die über die Weite der Steppe verstreut liegen. Auch sehen wir die Hirten nicht zu Pferde bei ihren Herden, sondern zumeist auf dem Motorrad. Am Anfang treibt uns der Wind knappe zwei Stunden gut durch die Grassteppe, doch dann schlägt er wieder um und weht fast von vorne und so wird es wieder ein harter Tag, zumal doch einige länger Hügel auf uns warten. Auch heute gibt es wieder kein Lokal unterwegs und wir haben unseren Junkvorrat am Morgen noch einmal aufgefüllt und um ein paar unnatürlich aussehend Würstchen und süße Kekse aller Art aufgefüllt.


Unser Ziel ist eine weitere Retortenstadt, die irgendwann einmal eine Jurtensiedlung war und die die in den letzten fünf jahren komplett aus dem Boden gestampft wurde. Vielleicht 30.000 Menschen wohnen hier, aber es gibt ein giagntisches Verwaltungshaus und gleich zwei anständige Hotels in dem Kaff. Auf der Straße ist eigentlich nicht viel los, trotzdem ist die Haupstraße grandios illuminiert. Auf vielleicht zwei Kilometern Länge stehen aller 30 Meter kitschige Lampen mit jeweils 96 „Leuchtelementen“. Leider war ich am Abend zu müd und habe vergessen, die Kamera mit zum Abendessen zu nehmen. Aber ich bin nicht der einzige müde krieger und so wählen wir gleicgh ein kleines Restauranf gegenüber dem Hotel, wo wir wieder vorzüglich speisen.

132. Tag: Donnerstag, der 25. August 2011

25. August 2011

Im Gegenwind durch den Jurassic Park

121 km von Erlian nach Sunidbanner, 173 Höhenmeter und heftiger Gegenwind, vierspurige Autobahn und noch einmal ein Tag in der flachen weiten Gobi, leichter Regen bei recht frische 24 Grad

Eigentlich ist das chinesische Frühstück nicht jedermanns Sache, aber hier im Hotel war es recht ordentlich, etwas ungewohnt, am Morgen eingelegtes Gemüse und gebratene Auberginen zu essen oder dünne Reissuppe zu schlürfen, aber es gibt eine nette kleine Auswahl an Gerichten, so dass jeder etwas finden kann.

Eine kleine Geschichte habe ich gestern noch vergessen, als wir unsere Räder parkten. Die Mangerin hat für uns auf dem großen Parkplatz eine gut mit Monitor überwawachte Ecke herausgesucht, dann rief sie einen Arbeiter mit Farbeimer, der extra für unsere Räder eine Parkfläche markierte, auf der wir dann unsere Räder zusammenschließen konnten. Zum Schluss schleppten drei Hotelmitarbeiter noch eine Absperrkette heran und bauten diese rundherum auf. Alles mit lachenden gesichtern und heller Begeisterung über die 12 verrückten Radler.

China ist immer noch das „Hello“-Land. An der Straße winlken uns die Chinesne zu und jeder dritte Auto fährt langsam und der Beifahrer fällt fasst herau beim gucken und „Hello“ rufen oder macht schnell ein Foto mit dem Handy.

Langsam lassen wir die modernen Hochhäuser hinter uns, vor der Stadt wird der neubau in immensem Tempo weiter voran getrieben. Wo nehmen die Chinesen nur das Wasser her für solche Projekte in der Wüste.

Wasser gibt es am Anfang ein wenig von oben. Es regnet und der Himmel ist Grau, als wir wieder in die Wüste eintauchen. Heute aber nicht mehr asuf einer holprigen Piste, sondern auf einer vierspurigen Autobahn, allerdings mit kräftigem Gegenwind.

Vor der Stadt in der Wüste liegt „Jurassic“ Park. Große Dinosaurier weiden in der Wüste und recken ihre Hälse in die Luft oder strecken sich an den Boden, um die kargen Grasbüschel zu zupfen. Erst sind es nur ein paar wenige, dann werden es immer mehr.

Knapp 100 lebensgroße Skulpturen der verschiedensten Arten „beleben“ hier die Wüste. Den Abschluss bildet eun großes Tor zweier Tiere über die Autobahn, die Köpfe der Tiere treffen sich über dem Mittelstrreifen.

Der Tag heute wird eine üble Plackerei, denn wegen des Windes kommen wir kaum schneller als 15 km/h voran. Rundherum gibt es nicht viel zu sehen, die Landschaft ist mehr als platt und eben und runherum nur Wüste. Mehr kleine Siedlungen gibt es als in der Mongolei und kaum noch Jurten. Die meisten Nomaden hier sind in kleine Häuser umgezogen. und manchmal steht dann eine Lehmhütte in der Prärie und dahinter eine giangtisch Windmühle, die sich gemächlich dreht und ihren Teil zum Stillen des chinesischen Energiehungers beiträgt.

Unterwegs gibt es leider kein einziges Restaurant, aber wir waren gut vorbereitet und junkfooden uns durch den Tag. Wir hatten noch Unmengen an Äpfeln und Bananen, Keksten und kleinen Snacks besorgt, die wir heute in den Pausen nach und nach vernichten, dazwischen geht es dann immer in 15 Kilometer Schritten nach Süden, immer fest in der Gruppe gefügt und im „Belgischen Kreisel“ rotierend dem Wind trotzend.

Erst am Abend, kurz bevor dei Sonne am Horizon versinkt erreichen wir nach 120 Kilometern Sun Ni Ban Er, wieder ein modernes Städtchen, etwas kleiner als Erlian, aber alles neu und in den letzten 5 Jahren aus dem Boden gestampft. Müde sind wir und ziehen gleich los in ein Restaurant am Ende der Hauptstraße. Endlich können wir unseren Enegiebedarf mit vernünftigen Gerichten decken und es geht wieder kreuz und quer durch die chinesische Küche. Noch müder traben wir dann ins Hotel zurück und auch ich will nur noch duschen und ab ins Bett.

131 Tag: Mittwoch der 24. August 2011

24. August 2011

Reich der Mitte – Kulturschock

15 chaotische Kilometer über die Grenze nach Erlian, Kulturschock in der aufgeputzten chinesischen Kleinstadt mit modernen Häusern, etwas Grün dazwischen und quirligem Händlerleben, grandioses chinesisches Abendessen

Heute Morgen heißt es noch einmal Abschied zu nehmen von unserem mongolischen Begleitteam und wir sind alle ein wenig traurig. Außerdem müssen wir in den Bus steigen, denn die Grenze darf idiotischerweise nur mit einem Fahrzeug überwunden werden. Wenig später lernen wir, dass diese Regelung nur dazu dient, einer ganzen Region zu Lohn und Brot zu verhelfen, es ist eine riesige ABM Maßnahme. Schon vor der grenze stauen sich Stoßstange an Stoßstange Jeeps russischer Bauart, gnadenlos mit Leuten voll gestopft und warten, dass an der Grenze etwas passiert. Die Jeepfahrer haben eine Genehmigung, nach Erlian auf der anderen Seite zu fahren und verdienen gut daran, die Passagiere in beide Richtunge zu kutschieren. Vor dem Grenzvorposten sammeln sich dann an die 100 Jeeps, eine Hand voll Busse und 50 LKW und alle wollen nach China. Aller 20 Minuten wird das Tor geöffnet und es dürfen 3 LKW, ein Bus und 10 Jeeps passieren, dann passiert wieder 20 Minuten nichts. Je näher man an den Grenzposten wird, umso größer wird das Gedränge. An der mongolischen Grenzanlage müssen alle aussteigen, theoretisch soll alles Gepäck mitgenommen werden, aber wir lassen die Räder und die schweren Koffer im Bus und stürzen uns ins Gedränge. Zwar ist eine Grenzangestellte bemüht, die Reihen zu bündeln und zu sortieren, aber das misslingt und es wird gedrängelt, was das Zeug hält. Um heute noch auf die andere Seite zu kommen, versuchen wir „dicht“ zu machen und keinen mehr vorbei drängeln zu lassen, das gelingt auch ganz gut, bis es fast zu Hangreiflichkeiten kommt. Ein fetter Mongole versucht es besonders dreist von allen Seiten und ich muss mein bösestes Gesicht aufsetzen und die Ellenbogen einsetzen, um ihn nicht vorbeizulassen. Der ist so sauer, dass er dann meine Taschen mit Tritten malätriert. Die herbeigeeilte Beamtin entreißt ihm seinen Pass und der Mann beginnt die Dame zu schubsen und zu stoßen und mit roher Gewalt seinen Pass zurück zu bekommen, aber die Gerechtigkeit siegt und der Mann muss ohne Pass wieder abdrehen. Für die Aktion mit dem Grenzposten wäre er auf einem deutschen Grenzposten erst einmal arrestiert worden. Dann geht alles weitere bei den Mongolen reibungslos und endlich nach vier Stunden haben wir die Mongolei verlassen und stehen im Niemandsland.

Dort herrscht dann Krieg. Krieg auf der Straße, die sich auf eine Spur verengt und nun wird klar, warum die alten Russjeeps so verbeult und Stoßstange an Stoßstange stehen. Jede noch so kleine Lücke ist um kämpft und es wird gnadenlos in die Warteschlange gestoßen, das die bremslichter splittern. Hier müssen wir wieder fast zwei Stunden warten und haben unseren Spaß beim beobachten der Straßenschlacht. Einmal gehen zwei mongolische Fahrer dann sogar mit einer Eisenstange aufeinander los.

Doch dann sind wir irgendwann durch das Tor und damit auf chinesischem Boden und alles ändert sich. Im Grenzposten viele Warteschlangen in einem modernen Gebäude und es geht gut sortiert und freundlich ins reich der Mitte.

Wir treffen auf der anderen Seite Xiao Pang, unseren neuen Fahrer mit einem Kleinbus und laden die Räder auf die Straße und das Gepäck ins Fahrzeug und rollen die letzten drei Kilometer bis zum Zentrum ins Hotel.

Welcher Unterschied! Die Hauptstraße vierspurig und asphaltiert. Am Straßenrand Gras und Bäume und Blumen, moderne Häuser und Laden an Laden. Auf den Straßen Taxis, Radfahrer und Elekto-Radfahrer, es ist ein wenig, als ob wir einen anderen Planeten betreten haben.

130. Tag: Dienstag, der 23. August 2011

23. August 2011

Durch losen Sand ins Grenzland

55 Kilometer aus der Wüste in den Grenzort Zamin Uud, wenig Höhenmeter, aber schlechteste Piste und Gegenwind

Unser letzter Morgen im Zelt in der Wüste, einerseits schade, denn die Abend in der Wüste haben ihre eigene Stimmung und wenn fernab der Zivilisation keine Stadtlichter den Himmel mehr erleuchten, dann ist das weiße Band der Milchstraße am sternenklaren Himmel deutlicher zu sehen, als man sich das in Deutschland überhaupt vorstellen kann. Auf der anderen Seite freuen wir uns dann natürlich auch wieder auf die tollste Errungenschaft der Zivilisation: eine Dusche und nicht nur eine oder zwei Flaschen Wasser, mit denen man den düftelnden Körper etwas abreiben kann. Doch bis dorthin sind es noch einmal 50 Kilometer durch die Wüste. Und diese haben es heute noch einmal in sich. es wird der härteste Tag in der Wüste überhaupt. Der Wind bläst uns kräftig ins Gesicht und die Piste teilt sich in drei Gruppen von Scheißpiste. Entweder gibt es über hunderte von Metern Wellblech, bei dem man sich das Gehirn komplett zerüttelt oder Sandpiste mit 3 bis 8 cm tiefem Streusand, durch den man nur mit äußerstem Kraftaufwand durchschlingern kann und dann doch noch absteigen muss. Die dritte Art ist dann die Kombination von Wellblech und Sand, bei dem beim Schlingern dann noch zusätzlich das Gehirn malätriert wird. Mit dem Gegenwind kommen wir heute ohne größere Anstiege auf eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 11 km/h und allein dieser Wert sagt schon alles.

Die Wüste ist heute mehr als trocken und eintönig, einige finden das toll, aber ich bin persönlich nicht der Wüstenfuchs, mir hat es in den weiten grünen Ebenen und Gebirgen wesentlich besser gefallen, aber die Geschmäcker sind halt verschieden. Heute ist es auch noch zunehmend flach das heißt der Blick in die unendliche Ferne ist geprägt durch absolute Einöde oder besser schon Zweiöde oder Dreiöde. Nur einmal stehen ein paar wiederkäuende schwanger Kamele am Wegesrande und beäugen uns.

Schon 25 Kilometer vor dem Ziel ist Zamin Uud schon zu sehen, aber die Stadt kommt nur langsamst näher und nach dem Mittagessen machen uns die Temperaturen um die 35 Grad noch zusätzlich zu schaffen und die letzten 12 Kilometer bis zum Stadtrand sind die reinste Quälerei. Aber dann kommen die ersten Hütten im Staub und auch ein kleiner Laden und dessen Kühlschrank gehört uns. Mit den kühlen Getränken spülen wir den Wüstensand herunter und dann haben wir den letzten Kilometer bis zum Hotel nur noch Asphalt oder Beton unter den Rädern.

Am Nachmittag mache ich mich dann mit Mugi noch einmal auf den Weg an die Grenze und wir eruieren die Varianten, wie wir morgen nach China kommen. Der Grenzübertritt ist deshalb problematisch, weil es angeblich nicht erlaubt ist, über die Grenze zu radeln und man eigentlich mit dem öffentlichen Bus fahren soll. Für diesen ist es zwar möglich auf dem Busbahnhof ein Ticket zu kaufen, aber es gibt immer nur Restplätze und die Station wäre mit 12 Radlern und Gepäck gnadenlos überlastet. Nun werden wir noch ein paar Möglichkeiten prüfen und heute am späten Abend entscheiden.

Das Abendessen heute ist unser letztes in der Mongolei und wir nehmen Abschied von unserem netten Begleitteam, das uns fehlen wird. Karin und Lin haben zu dem mongolischen „Zugvogel“-Lied einen neuren Text gedichtet, den wir zum Abschied unserem Team präsentieren.

129. Tag: Montag, der 22. August 2011

22. August 2011

Tag des „Uws“

72 Kilometer durch die Wüste von einem Zeltlager zum anderen, 317 Höhenmeter bei Temperaturen bis 32 Grad, natürlich sonnig mit kräftigem Gegenwind und abends Sturmböen und drei Regentropfen

Nach der stürmischen Nacht sehen alle wenig ausgeschlafen aus und nach dem Frühstück schieben wir die Räder zur Straße zurück und müssen eins unserer wenigen mongolischen Worte, die wir gelernt haben: „Uws“. Das bedeutet Dornengestrüpp und das ist hier so hartnäckig, dass es sich auch durch die eigentlich pannensicheren Reifen piekt, das Resultat ist dann jedes Mal ein schöner Plattfuß. Schon auf den 300 Metern zurück vom Zeltlager zur Straße haben wir drei „Löcher“ eingesammelt und so verzögert sich der Aufbruch gleich noch einmal um eine halbe Stunde. Aber mit Gerhard schaffen wir auch das Akkordflicken recht zügig.

Der Sturm hat uns einen Windumschwung beschert, es ist weiterhin heiß, aber der Wind bläst kräftig von vorn – und das ist sehr unangenehm. Ist die Piste schon bei Rückenwind schwer zu fahren, macht es nun mit dem Gegenwind keinen Spaß mehr und wird richtig anstrengend.

Die Gruppe versucht in immer kürzeren Abständen Pause zu machen, aber ich muss immer ein wenig gegenlenken, denn wir haben noch ein gutes Stück bis zur Grenze vor uns und sollten heute so viel wie möglich Kilometer hinter uns bringen. Also heißt es, sich eisern durch die Gobi zu kämpfen und abwechselnd über Wellblech zu fahren und wenig später im Sand stecken zu bleiben. Zwar haben wir schon 165 Kilometer in Russland hinter uns gebracht, aber da gab es, wenn auch schlechten, doch noch Asphalt. Der Durchschnitt fällt auf 13 km/h heute und das sagt eigentlich sehr viel.

Zu sehen gibt es nur kleine huschende Eidechsen, ab und zu ein Kamel und ansonsten nur leicht hügelige Wüste mit trockenem Kraut.

Unser heutiges Zeltlager ist sehr schön, aber am Abend kommt wieder ein Sturm auf und wir müssen im Bus sitzen und essen, danach können wir wieder draußen sitzen.

Leider gibt es keine Sterne während unserer letzten Zeltnacht auf der Tour und vor den Schlafen gehen stellen wir fest, dass der „Uws“ noch zwei mal zugeschlagen hat, zwei weitere Reifen sind heute platt und müssen morgen früh noch repariert werden.