153-156 Tag: 15.09.11 -18.09.11
18. September 2011
Cool Down in Beijing
Tage zum Ausspannen und Erholen Beijing, Besuch der wichtigsten Sehenswürdigkeiten, wie Lamatempel, verbotenen Stadt und Himmelstempel, Shopping, Kaffee und gutes Essen
Lange Ausschlafen ist ein Superluxus, dem man sich nur während des Urlaubs gönnen kann. Nach über 150 Tagen auf dem Rad steht dem nun nichts mehr entgegen, kein argwöhnische Blick aufs Wetter, keiner auf die zu fahrenden Kilometer, sondern gemütlich aufstehen, lange Duschen und dann ab zum Frühstücksbuffet. Unser Hotel in Beijing liegt in einem alten Hutong und das Gebäude ist ein alter traditioneller Wohnkomplex mit verschachtelten kleinen Höfen. Zwar sind die Zimmer recht klein, dafür ist alles mehr als stilvoll und gemütlich ausgestattet und das Frühstück im Innenhof ist ausgezeichnet und entspannend.
Wir bereiten uns auf die Sehenswürdigkeiten der Stadt vor. Mein Lieblingstempel bleibt nach wie vor der Himmelstempel Tientan. Nicht nur wegen der imposanten Gebäude, der runde Tempel mit seinem blauen Dach ist auch das Wahrzeichen der chinesichen Hauptstadt, sogar in Berlin befindet sich ein kleine Kopie, die als Restaurant fungiert. Der Park um den Tempel ist einfach der Sammel- und Treffpunkt der fitten Rentner und Frührentner Beijings, die hier Sport treiben, Tanzen, Musik machen, Häkeln, Karten spielen und Schwatzen. Und das ist immer eine wirklich gute Fotoserie wert. Beeindruckend sind die geschmeidigen Bewegungen der Tai-Chi Ball Spieler, es funktioniert ein bisschen wie Federball (oder Badminton, wie es seit geraumer Zeit heißt), allerdings spielt man nicht gegeneinader, sondern miteinander und der Ball wird nicht geschlagen, sondern entlang geführt, die Energie des Balles ausnutzend und weiterleitend. Ein Kong Fu Lehrer unterrichtet gerade eine vollschlanke Australierin und ihr ebenso vollschlankes Kind. Womit man sich in Deutschland bis auf die Knochen blamiert hätte, stört hier keinen. Natürlich sehen ein paar leute zu und nicken lächeln anerkenned, wenn doch mal eine Technik klappt. Überhaupt stört sich keiner daran, was die anderen tun, den Rückwärtläufern weicht man hölflich aus und die Tanzgruppe der über 60jährigen, die sich anhand indischer Filmmusik im Bauchtanz üben, wird ebenso bestaunt, wie die Schachrunde der alten Männer. Etwas ist neu, es wird geskribbelt, auf Englisch!!!! Jeder der Spieler hat einen Zettel mit dem Alphabet vor sich und eine Liste alphabetisch geordneter Wörter.
Wir bewundern dann auch die stolzen Tempel und reihen uns an der Echomauer ein in die Reihe der laut rufenden und wie wild Hände klatschenden Chinesen, in dem Lärm geht natürlich jeder hörbare Effekt gnadenlos verloren, Spaß macht es trotzdem, ebenso wie das klassische Foto auf dem Mittelpunkt der Welt, zumindest der chinesischen.
Hinter dem Tientan Park liegt dann das „Kaufhaus des Großen Glücks“, zumindest habe ich dieses Shoppingparadies des ursprünglichen Namens „Hong Qiao“-„Rote Brücke“ umgetauft. Hier gibt es ALLES an Markenware, was man fälschen kann. Im unteren Geschoss beherrschen Brillen, Fotoapparate, Handy, i-pods und allerlei elektonische Klimbim den Markt, dahinter gibt es Seidenware, Unterhosen, Kosmetika. Im ersten Stock dann Schuhe, Koffer, Klamotten, Handtaschen und ganz obern dann Perlen und Schmuck. Im Nebengebäude schlagen die Herzen der großen und kleinen Kinder höher. Elektronisches und ferngesteuertes Spielzeug, Plüschtiere, Holzspielzeug…..Aus rechtlichen Gründen muss ich hiermit natürlich erwähnen, dass wir alle uns den Markt nur angesehen haben, als beredtes Beispiel, wie die chinesische Raubwirtschaft unsere Arbeitsplätze vernichtet und keiner von uns auch nur etwas Illegales erhandelt hat.
Am nächsten Tag steht dann natürlich die „Verbotene Stadt“ auf dem Programm, da klinke ich mich ganz gerne einmal aus, denn hier bündelt sich der ganze Touristenandrang in Beijing und es geht nur noch im Gleichschritt hindurch, kein großer Spaß, aber für den Chinaneulinge ist und bleibt der Kaiserpalast ein Muss und wird auch die Faszination der gigantischen Paläste und riesigen Plätze nicht verlieren und jeder begreift, das hier das Zentrum der Macht des Imperiums China über Jahrhunderte lag.
Natürlich steht auch noch der Lamatempel auf der To-do Liste, der Tempel ist der einzige tibetisch-buddhistische Tempel in der Stadt und für mich schon eine kleine Vorbereitung auf meine Tour in 10 Tagen durch Randtibet. Dichte Schwaden der Räucherstäbchen liegen über dem Gelände. Auch wenn sich heute viel Chinesen eher als nicht religiös bezeichnen, hat doch der Boom der Tempel wieder zugenommen und täglich kommen hunderte hierher um Räucherstäbchen zu den Buddhas und Boddhisattvas zu opfern und um einen männlichen Nachwuchs, gute Geschäfte, eine glückliche Ehe zu bitten und zu beten. Es kann ja schließlich nicht schaden. Der wichtigste Anziehungpunkt des Tempels bleibt aber die 26 Meter hohe stehende Buddhastatue, aus nur einem Stück Holz geschnitzt; und mit diesem Attribut hat sie sogar einen Platz im Guiness Buch der Rekorde bekommen.
In mein Lieblingsfeuertopfrestaurant kommen wir nicht hinein, mehr als 50 Leute warten davor und auf einen großen Tisch besteht keinerlei Chance. So begnügen wir uns dann mit einem netten und einfachen Pekinger Lokal, 8 Tische gibt es in dem Laden und man kann sich sogar noch unterhalten, was in vielen anderen Läden nicht geht.
Abschied nehmen heißt es heute, Christa fliegt noch am Abend, die anderen folgen am frühen Morgen. Seit dem 16. April sind wir unterwegs gewesen und haben den kalten Sommer in Deutschland nicht erleben müssen, dafür haben wir uns 12.150 km durchs Baltikum, Russland, Sibirien und die Mongolei bis nach China durchgekämpft und es hat wieder einmal geklappt. Wir sind gesund und munter und um viele Erfahrungen reicher in Beijing angekommen und haben unsere Ehrenrunde auf dem TianAnMen Platz gedreht und unsere Ziefotos unter den wachsamen Augen von Mao gemacht. 5 Monate Radfahren und davor mehr als ein jahr der Vorbereitung haben hier ihre Vollendung erfahren und wie immer heißt es: Nach der Tour ist vor der Tour! Und deshalb geht es schon in einer Woche weiter in Tibet mit einer neuen Gruppe. Bis dahin verabschiede ich mich und danke noch einmal allunseren virtuellen Begleitern, das Blog war ein voller Erfolg, wir hatten 15.000 Besucher auf der Webseite, jeden Tag haben 100 Leser unsere Abenteuer verfolgt: Vielen Dank dafür und ein Versprechen meinerseits: Ich schreibe weiter!