25. Tag: Mittwoch, der 19. Oktober 2011

19. Oktober 2011

Pilgerleben II

Noch ein Ruhetag in Xiahe und noch einmal ein ruhiger Rundgang durchs Labrang Kloster, Besteigung der Hügel rund ums Kloster, meditativer ruhiger Tag bei trüben 14 Grad und nachmittags Regen

Es scheint, dass die Pilger sehr wetterabhängig ihre runden drehen, gestern war es mehr als belebt auf dem Rundgang und heute ist fast nix los. Die Sonne hat sich hinter dichten grauen Wolken versteckt und ab und zu nieselt es. Der Wetterbericht für Lanzhou stimmt mich nicht sonderlich optimistisch.

Zum Fotografieren der Gesichter ist es heute jedoch optimal, die starke Hochgebirgssonne kann keine dunklen schwarzen Schatten werfen, dafür muss man halt die ISO-Zahl etwas hochschrauben.

Zum Frühstück kehren wir in einem typischen Backpackerladen ein und dort gibt es natürlich dann auch Bananapancake und Yoghurt mit Früchten, der Lhasa Kaffee stellt sich dann als ein eher indisches Teegetränk heraus, trotzdem aber lecker.

Von den Hügel rund um das Kloster hat man eine hervorragende Sicht über das ganze Tal. Zwischen den Tempeln liegen, in gleichmäßige Quadrate aufgeteilt, die Wohnhöfe der Mönche. Die goldenen Dächer glänzen heute nicht im gleißenden Sonnenschein, sondern passen sich der herbstlichen Landschaft rundherum an.

 

Hinter dem Tempel liegt ein Kloster für die Novizen, hier sind sogar lange haare erlaubt, die die jungen Mönche zu einem Zopf geflochten und unter einem Tuch verdeckt um den Kopf gerollt haben. Es läuft gerade eine zeremonie für eine Pilgergruppe und nur mit Mühe dürfen wir in einer Ecke Platz nehmen und den Singsang beobachten. Danach, die Prozession ist nicht nicht zu Ende, werden wir recht mürrisch und unhöflich nach draußen gekehrt.

Hinter dem letzten Tenpel gibt es nichts Städtisches mehr, müde Hunde bewachen die festungsgleichen Höfe, an einigen Häusern wird noch gewerkelt, um einen Wassergraben oder eine Wand vor dem Winter fertig zu stellen. Ganz hinten im Dorf stehen zwei Yakkälbchen auf einer trockenen Weide, die beiden Tiere sind noch nicht mal eine Woche alt und haben keinerlei Angst und scheu vor der Welt und mir.

Auf dem Rückweg begegenen wir noch dem ein oder anderen Pilger, ich will eine frau befragen, wieviel Zeit sie für die Hardcore- Umrundung des Klosters benötigt, aber sie lacht mich nur an und versteht kein Wort Chinesisch, schade. Aber sie posiert gerne fürs Foto, es ist die Dame mit den „Holzschuhen“ an den Händen. Als wir wieder weg sind wirft sie sich wieder der länge nach hin, spricht ein kurzes Gebet, steht auf und wirft sich wieder hin. Ich versuche nachzurechnen, also die Frau ist 1, 70m groß und schafft zwei Körperlängen pro Minute, der Rundweg beträgt 6 Kilometer plus zwei Kilometer für die Umrundungen der inneren Tempel, dabei kommt sie auf 4705 Niederwefungen, wofür sie dann fast 40 Stunden effektiv und ohne Pause unterwegs ist. Wenn sie jeden Tag also 10 Stunden ihren Weg fortsetzt, ist sie also 4 Tage für eine Runde unterwegs…..danach ist der Geist definitiv von jeglichem bösen Gedanken befreit.

 

Zurück in der Stadt treffen wir auf zwei deutsche Radler aus Hamburg. Johanna und Andreas sind seit März unterwegs und haben als „Wessis“ natürlich die südliche Route gewählt. Mit massiv viel Gepäck haben sie sich durch die Türkei und Kirgsien bis nach China durchgestrampelt und wollen weiter nach Süden und dann nach Vietnam. Viel Glück und viel Spaß, ihr Abenteuer ist nachzulesen auf: www.cycle-the-world.de

Wir starten dann morgen auf unsere letzten drei tage in Richtung Lanzhou und kehren Tibet und den tempel und den Tankhas den Rücken, wieder geht es vor allem durch moslemisches Hui- Land und dann bald nach Hause, für meine Truppe ist es ein „Schon“, für mich nach mehr als 6 Monaten ein „Endlich“.

24. Tag: Dienstag, der 18. Oktober 2011

18. Oktober 2011

Pilgerleben I

Ruhetag in Xiahe und Besichtigung des Labuleng Klosters, ein Runde im Strom der Pilger an den langen Reihen der Gebetsmühlen entlang

Xiahe ist kein zu große Städtchen, ca. 100.000 Menschen wohnen hier. Als wir gestern von Osten eingefahren sind, haben wir zuerst den chinesischen teil der Stadt durchquert, hier tobt der Bauboom, zahlreiche Hochhäuser entstehen und die Stadt gleicht allen anderen chinesischen Boomkreisstädten. Im alten zentrum finden sich dann ein paar moderne Hotels und geschäftsbauten, aber schon in der zweiten Reihe dominieren die tibetischen Häuser und am westlichen Ende befindet sich dann das Labulen Kloster oder auf Tibetisch auch Labrang Kloster. Traurige Berühmtheit hat es 2008 im März erlangt, als hier nach ersten Ausschreitungen Proteste ausbrachen, inzwischen ist aber wieder Ruhe eingekehrt ins Alltagsleben der Stadt und seiner zahlreichen Pilger.

Das Labrang Kloster ist eines der sechs großen Klöster der gelmützen Sekte, gegeründer von Tsongkhapa, dessen Führungsfigur der Dalai Lama ist. gegeründet im Jahre 1709 beherbergte das Kloster Anfang des 20. Jahrhundert 2000 Mönche und war eine der größten tantrischen Universitäten des Reiches. Inzwischen gibt es wieder fast 1000 Mönche, die den großen Komplex bewirtschaften und mehrere zehntausend Pilger aus allen Teilen des landes finden sich ein.

Am Morgen hatten wir ein weißes Wunder erlebt, es schneite, als ich um 7 Uhr einen verschlafenen Blick aus dem Fenster warf. Jegliches hat seinen Sinn, dachte ich bei mir, denn eigentlich hätten wir heute über den letzten 3000er Pass klettern müssen, was uns aber erspart blieb, da wir ja gestern im Grasland keine Herberge gefunden haben. Nach dem lausigen Frühstück im Hotel kommt dann aber langsam die Sonne heraus und wir spazieren die 2 Kilometer westlich bis zum Kloster. Es ist noch ein wenig früh und so ziehen noch nicht zu viele Pilger ihre Kreise. Außen um den Komplex befindet sich ein vielleicht 5 oder sechs Kilometer langer Barkhor, der an drei Seiten lange überdachte Wandelgänge mit unendlich vielen Gebetsmühlen beherbergt. Hier rasen die Pilger in Höchstegeschwindigkeit vorbei, in der linken Hand den Rosenkranz und mit der rechten Hand die Gebetsmühlen drehend murmeln sie ihr „Omanipatmehum“ vor sich hin. Der Klang der Gebetsmühlen ist ähnlich meditiativ, manche Knarren oder Grollen oder Quietschen. Auf dem Rundweg liegen die Eingängen zu allen Tempeln der Anlage. Hier biegen dann die Pilger ab und drehen auch ihre Runden um die inneren Heiligtümer. Leider ist es nicht erlaubt im Inneren der Tempel zu fotografieren und auch zu den Zeremonien der Mönche werden die Touristen, als auch die Pilger rausgekehrt und man hört die Gesänge der Sutras nur durch die Türen.

Große Schilder in Englisch gehalten, weisen uns darauf hin, nicht zu spucken, nicht zu lärmen und nicht zu fotografieren. Nachdem wir in den letzten zwei Wochen keine einzige Langnase getroffen haben, sind wir nun wieder zurück auf den gängigen Touristenrouten, aber im Momnet ist nicht die Hauptsaison und so haben wir lediglich eine einzige Gruppe von Franzosen getroffen.

Aber es ist auch gar nicht so wichtig in den finsteren, nur durch Butterlampen beleuchteten Tempeln zu fotografieren, denn das eigentlich fasznierende Pilgerleben spielt sich davor ab. Vertieft in ihre Umrundungen und Gebete macht es Freude, die Gesichtervielfalt der Tibeter zu studieren. Läuft ein Fotomodell zu schnell vorbei, dann wartet man einfach, bis die alte Frau oder die Familie oder der Mönch eine weitere Runde um den Tempel absolviert hat und wieder im Sonnenlicht auftaucht.

Am westlichen Ende des Tempelbezirks warten die Weihrauchverkäufer, die Äste eine Nadelgehölzes, meist Wachholder, verkaufen, welches in einem großen Ofen verbrannt wird und dicke weiße Rauchschwaden in den Himmel schicken.

Dann geht es an der hinteren Klosterfront wieder zurück, hier drängen sich die Pilger dicht an dicht und auch hier gibt es noch einige kleine Tempel in denen sich alles staut, denn die Gebetsmühlen sind in dem schmalen Gang auf beiden Seiten angebracht und nun wird es doppelt so eng. Leider ist das Licht katastrophal schlecht, aber einige gute Schnappschüsse gelingen mir doch im Gedränge.

Nach einer Rund sind wir recht müde vom vielen Sehen und ziehen in ein kleines Restaurant mit Dachterrasse und gutem Blick übers ganze Kloster ein. Das Essen ist recht pasabel, der Yak auf unserem Teller erstunlich saftig und nicht zäh.

Der Nachmittag endet dann recht gemütlich mit einem Bummel in der Stadt und einem recht guten Feuertopfessen. dabei diskutieren wir, was wir mit dem gewonnenen Tag machen und einigen uns auf etwas Freiheit, so hat jerder noch einmal die Möglichkeit, das geschäftige Treiben im tempel zu genießen oder auf die umliegenden Berge zu klettern.

 

23. Tag: Montag, der 17. Oktober 2011

17. Oktober 2011

Über den letzten Pass

90 Kilometer von Tongren bis ins Grasland plus 30 km Transfer nach Xiahe, 1600 hm bei sonnigen -2 bis 15 Grad, zwei Pässe und wunderschönes Grasland auf einsamer Straße und 20 km Piste

Morgens zeitig ist es mehr als eisig, deshalb wähle ich am Anfang eine Route in der aufgehenden Sonne. Leider segelt die Gruppe vor mir am Abzweig auf die Hauptroute vorbei und Angela und mir bleibt nichts anderes übrig als hinterherzufahren. Fast wie erwartet gibt es keinen weiteren Weg über den Fluss, erst viel weiter unten und das kostet uns 10 Kilometer Umweg und noch 100 hm zusätzlich und damit natürlich eine gute Stunde Zeit. hoffentlich fehlt uns die nicht am Abend.

Eine gute Nudelsuppe gibt uns Kraft für die letzten großen Pässe auf der Tour und dann geht es zwei Kilometer durch schlechte Baustelle, danach haben wir eine mehr als ruhige, neu ausgebaute Straße ganz für uns alleine. Jeder Pass ist ein anderes Erlebnis. Heute geht es erst durch kleine tibetische Dörfer. Auch hier wieder jedes Haus eine kleine Festung aus Lehm, dazwischen große Schober mit zum trocknen aufgehängtem Stroh. Dann geht es durch ein recht gut bewaldetes Gebiet in einer schmalen Schlucht nach oben, nicht sonderlich spektakulär, aber sehr schön heimisch, durch die vielen Wälder. Oben öffnet sich das Tal und wir erreichen eine weite Grasebene. Nur ganz weit am Horizont Gebirgszüge mit Schneekappen, sonst nichts als herbstbraunes Grasland. Und ein tibetischer Marktflecken. Dort wird emsig Handel getrieben und es gibt wieder ein idyllisch gelegenes Kloster. Die einzelnen Tempel bleiben uns zwar verschlossen, aber vom Dach des Haupttempels hat man einen sehr schönen Ausblick.

 

Dann heißt es noch einmal kämpfen, die Straße hat sich leider wieder in eine Baustelle verwandelt und durch den Staub geht es noch einmal knappe 500 hm nach oben bis auf 3650 Meter über dem Meer und auf der anderen Seite wieder unendlich Weite. Oben flirten wir ein wenig mit den Mädels von der Baustelle. Die drei jungen Frauen haben nicht viel zu tun, aller 15 Minuten kommt ein Bagger und sie müssen nur die Drahtketten durch die Hohlblocksteine ziehen, zwei Minuten später beginnt die nächste „Pause“ von 15 Minuten. Wir teilen unsere Kekse und machen Bilder von unseren vermummten Gesichtern.

 

Leider zieht sich die Baustelle noch viel weiter, so dass es nichts aus einer zügigen Abfahrt wird und die Sonne schon recht niedrig steht, als wir den Abzweig zu den Jurtencamps erreichen. Die Aussagen der Lokals können sich nicht stärker widersprechen. Dort gibt es Übernachtungen, dort gibt es nur im Sommer Übernachtungen und dort gibt es nie Übernachtungen, es ist zum Mäuse melken! Die Polizei im Ort bestätigt leider die letzte Aussage und auch in dem kleinen Kreuzungsdorf sieht es mehr als mies aus, es gibt eine Herberge mit zwei Zimmern. In einem Zimmer sind auf 15 Quadratmetern 5 Betten um einen Kanonenofen postiert, in den zweiten Zimmer gibt es nur ein schäbiges „Doppelbett“ von 1,2 m Breite, also müssen wir weiter, aber nicht auf dem rad, denn die Sonne steht nur noch ein paar Zentimeter über dem Horizont und es wird schnell und merklich kälter. Die halbe Gruppe bleibt deshalb im Dorf und unser Fahrer Pang heizt mit der anderen Hälfte die 30 Kilometer bis Xiahe, wo eine angemessene drei Sterne Herberge schnell gefunden ist. Nach 95 Minuten sind wir alle wieder beisammen und ziehen zum Abendessen, aber das Lokal ist nicht so toll und nicht beheizt, im Gegensatz zu den überheizten Zimmern in denen wir heute schlafen dürfen. Der Transfer hat aber auch seine guten Seiten. Wir haben somit hier in Xiahe einen weiteren Ruhetag und noch einmal die Möglichkeit im größten tibetischen Kloster außerhalb der eigentlichen Provinz Tibet das Pilgerleben mitzuerleben, doch davon dann morgen.

22. Tag: Sonntag, der 16. Oktober 2011

16. Oktober 2011

Die heiligen Birnen des Tsongkhapa

Noch ein Ruhetag in Tongren, Besichtigung dreier Klöster rund um die Stadt und eines alten tibetischen Dorfes

Rund um Tongren liegen dutzende von tibetischen Dörfern, Guom’er liegt etwas südlich vor der Stadt und ist ein Dorf mit einer Geschichte von über 1000 Jahren. Beeindruckend ist die erhaltene ursprüngliche Siedlungsstruktur. Nicht nur, dass die jeder Hof eine hohe Lehmmauer hat, sondern die Höfe liegen dicht aneinander gedrängt und sind von einer Stadtmauer umgeben, die gesamte Anlage ist daher wie eine schwer einzunehmende Festung, durch die sich schmale Gassen ziehen. Beeindruckend ist die Sauberkeit, alles ist blitzblank, wie in einem Musterdorf in Bayern, kein Schmutz und kein Müll in den Gassen. Die Mauern sind frisch mit einem Lehm-Stroh Gemisch verputzt und ab und an öffnet sich ein Tor und wir fragen, ob wir mal einen Blick hinein werfen können. Innen kleine oder mittelgroße Höfe mit zweistöckigen Gebäuden und auch hier fällt sofort die Sauberkeit ins Auge, es ist wie in einem Museumsdorf ohne Besucher, das normale Leben geht seinen Gang, zwei Tibeterinnen treiben zwei Esel durch die Gassen, ein paar ungekämmte, schön schmutzige Kinder spielen in der Sonne, eine Frau wäscht in einer Schüssel die Wäsche, eine andere schält Kartoffeln.

 

Hinter dem Dorf befindet sich ein wunderschöner Stupa. In den meisten tibetischen Gegenden sind die Stupa weiß, hier jedoch ist der Stupa mit farbenfreudigen Ornamenten und buddhistischen Fabelwesen verziert. Ein paar wenige Lokals drehen ihre Runden an den Gebetsmühlen. Im Kloster noch einmal ein Stück dahinter wird gerade eine Zeremonie abgehalten. Die Mönche sitzen auf dem sonnigen Hof vor dem Haupttempel und sind in ihre Meditation vertieft, der Hauptmönch sitze etwas erhöht vor einem Opferofen und schaufelt Gerste und andere Feldfrüchte in die Flammen, der Rauch füllt den ganzen Hof und steigt dann zu den Buddhas, Boddhisattvas und Schutzgöttern in den Himmel. Es ist eine etwas außergewöhnliche Zeremonie, denn die Mönche tragen festlichen Kopfputz und es werden außergewöhnlich viele Lebensmittel geopfert. Interessant ist, dass außer einer kleinen Gruppe von Mönchen kein einziger Zuschauer oder Gast anwesend ist, die Veranstaltung hat also keinen öffentlichen Charakter und ist reiner Selbstzweck für die Mönche.

Und damit bin ich wieder bei meiner Religionskritik, das nicht unbedingt klein zu nennende Kloster ist relativ abgelegen und hat für den Ort mit vielleicht maximal 5.000 Einwohnern doch eine beachtliche Größe. Etwa 50 Mönche haben wir gezählt, die müssen alle irgendwie versorgt werden, das Kloster und die Tempelanlage müssen gut in Schuss gehalten werden und auch die Lebensmittel für die Opfer werden nicht von den Mönchen selbst erarbeitet. Ähnlich sieht es ja auch in Burma aus, wo ein Großteil der Bruttossozialproduktes in neue Stupa und die gesamte Goldproduktion des Landes in Goldauflage für Tempel und Buddhas verwendet wird. „Der neue Stupa ist fertig und das Land ist ruiniert.“ heißt es in einem burmesischen Sprichwort. Letztlich kein Wunder, dass die Tibeter, gerade in den Randgebieten den „sozialistischen Wettbewerb“ mit den Hui und den einfließenden Chinesen nicht gewinnen können und so aus den Positionen in Handel und Business gedrängt werden. Ein chinesische Familie, gerade, wenn sie Neuland besiedelt, arbeitet emsigst und jeder gesparte Yuan wird wieder ins Geschäft investiert, während ein Großteil der Überschüsse der Tibeter in die Tempel fließen und zum Teil wohl nicht einmal nur die Überschüsse. So sind ein teil der sozialen Spannungen, die sich hier erzeugen eine folge des Zivilisationsdruckes und nicht unbedingt einer verfehlten Politik.

 

Doch wieder zurück zu den Tempel, zwei weitere stehen dann gegen Mittag noch auch dem Programm, der obere und der unter Wutun Tempel. Die erste Anlage schmiegt sich leicht an den Berg und überrascht mit einer riesigen stehenden tausendarmigen Guanyin Figur. Die Haupthalle ist wieder einmal dem Gründer der Gelbmützensekte Tsongkhappa gewidmet und der uns durch das Kloster begleitende Mönch verteilt an uns freigiebig die Birnen vom Altar. Die sind überaus lecker und stammen aus der Region. Was nun der Tsongkhappa zum Mittag bekäme, frage ich den Mönch. Ach, der brauche nicht viel antwortet dieser lachend, dafür seine die Birnen nun heilig und damit doppelt so lecker.

Am Nachmittag schlendern wir dann wieder durch die Stadt und genießen das tibetische Straßenleben und enden zum dritten male im gleichen Restaurant, dessen Speisekarte wir nun auswendig kennen, aber außer Nudelstuben ist in der Umgebung nichts weiter zu finden.

Morgen haben wir wieder eine schwierige Etappe vor uns und deshalb gehen wir nicht zu spät ins Bett, der letzte hohe Pass wartet schon auf uns.

21. Tag: Samstag, der 15. Oktober 2011

15. Oktober 2011

Wenn sich die Gebetsmühle acht Mal dreht…

Ruhetag in Tongren, Besichtigung des Longwu Tempels, Stadtspaziergang und Waschtag

Tongren ist noch eine wirkliche tibetische Stadt, vielleicht sogar mehr als Lhasa, denn es gibt hier weder inländische noch ausländische Touristen, sondern nur lokale Tibeter und Pilger aus anderen Teilen Tibets. Selbst die geschäftstüchtigen Moslems, die sonst Läden und Restaurants dominieren sind hier selten. verkauft wird neben tibetischen Klamotten, das heißt, richtig schwere Mänztel und dicke Wollstoffe, sowie Fellimitate und richtige Felle, vor allem Waren des täglichen Bedarfs, wie Waschschüsseln, Eisenwaren, Kanonenöfen. Ein wuseliges Treiben herrscht auf der Straße, die zum Longwu Tempel führt. Dieser ist einer der größten tempel in der Provinz Gansu und es sollen bis zu 1500 Mönchen hier leben. Entsprechend groß ist die Anlage, um die ein mit gebetsmühlen gesäumter Rundweg verläuft. An den langen Reihen der Gebetsmühlen hasten alte tibetische Großmütter, Opas, kleine Kinder und Mütter mit Kindern auf dem Rücken entlang, berühren die Gebetsmühlen und murmeln ihr „Omanipatmehum“ vor sich hin, egal wie alt, die Pilgergeschwindigkeit ist recht hoch und wenn man einer Kolonne in den Weg kommt, wird man gnadenlos beiseite geschubst. So laufen die Pilger dann mehrere Runden um die Gesamtanlage und dann weitere Runden um die Inneren Tempel. Einige drehen hier 8 Runden und kommen damit sicher auf eine Marathondistanz pro Tag.

Wir lösen uns ein Ticket und beginnen unseren gemütlichen Rundgang. dank des kompletten fehlens von Touristen läuft der Mönchsalltag hier in aller Öffentlichkeit ab, Fotografieren ist erlaubt und oft sogar erwünscht, auch den Boddhisattvas und Buddhas in den Tempeln scheinen die Fotos nichts anhaben zu können. Erstaunlich ist, dass in jedem Tempel ein großes Dalai Lama Bild zu sehen ist, das sei nicht erlaubt, sagt mir einer der Mönche, wird aber von den lokalen Auturitäten geduldet. Lediglich im Sommer sei einmal ein Kader aus Beijing ausgeflippt und habe den Glasrahmen eines Bildes zerschlagen.

das Geschäft mit dem Buddhismus läuft in tibet wieder gut, die Pilger kommen von überall her und spülen geld in die Klöster, überall wird gebaut und werden die Tempel renoviert. Wir verirren uns in einen Nebenhof und bekommen hier von einem Mönch Salztee und Tsampa angeboten. im nächsten Tempel läuft eine gebetszeremonie und es wird reichlich geröstete Gerste und andere Lebensmittel im Brennofen gen Himmel verbrannt und das in einem Gebiet, in dem die produktion von Lebensmitteln wegen der klimatischen Bedingungen recht schwierig und mühselig ist. Das war übrigens ein Hauptargument, als die Chinesen in Tibet einmarschiert sind, das ein großteil der produzierten ernte und der Yakbutter den Tempeln gestiftet und geopfert wurden, während der größte Teil der Bevölkerung schlecht ernährt war. Schade, dass der Buddhismus hier keine anderen Opferformen finden konnte. Auch scheint sich woieder ein wohlhabende Kaste von Mönchen zu etablieren, man sieht zahlreiche große Autos im Tempelbezirk und in den neueren Tempeln wird die Garage gleich mit eingebaut. Auch sind ein großteil der Mönche fülliger als die auf dem Feld arbeitenden Tibeter und das, obgleich den Mönchen eigentlich strenge Regeln, auch was die Ernährung betrifft, auferlegt sind. Der Weg ins Nirwana ist eben ein schwieriger und nur die wenigsten können den Versuchungen des irdischen Daseins widerstehen.

Für uns war es ein Erlebnis, dieses ungestörte Mönch-und Pilgerleben zu beobachten, wie es heute in kaum einer anderen, touristisch erschlosseneren Region möglich ist. Den Nachmittag verbringen wir schlendernd in der Stadt und beim notwendigen Wäsche waschen, sowie bei einem großen Abendessen.