Die letzten Tage der Regenzeit in der burmesischen Hauptstadt Yangon
Viel verändert sich nicht, wenn sich der Himmel innerhalb von 30 Minuten zuzieht. Dann braucht es noch einmal 10 Minuten, um zu entscheiden, ob es regnet oder nicht. Ungefähr jeden zweiten Tag tut es das dann Anfang November hier in Yangon, für vielleicht eine halbe Stunde oder etwas länger. In den Sommermonaten täglich und dann etwas länger als die halbe Stunde.
Dabei steigt die Luftfeuchtigkeit um 4 % auf 100 % und die Temperatur sinkt um 4 Grad auf 29 Grad. Das Leben auf der Straße geht nur wenig verändert weiter. Die meisten Verkäufer sitzen sowieso unter einem großen Schirm, der Sonnenschutz ist wichtiger als der Regenschutz. Im Vergleich zu anderen asiatischen Ländern sind hier die Frauen nicht dem Weißheitswahn verfallen. Außerdem macht sich die gelbe Thanakapaste auf dunkler Haut viel Schöner! In China, Korea, Laos und Thailand gilt braune Haut als unschön, Mädchen mit dunkler Haut kommen vom Land und müssen täglich auf dem Reisfeld stehen, pure Unterschicht und deshalb natürlich hässlich, so sagt man dort oft! Schönheit gibt es dort nur fern der Sonne für die, die es sich leisten können den ganzen Tag für Beschattung zu sorgen. Einen Schirm haben aber die meisten Burmesen trotzdem dabei, denn in der prallen Sonne fange nicht nur ich an aus allen Poren zu triefen, sondern auch die Burmesen. Mir tun immer die Trikshawfahrer leid, oft quetschen sich zwei Erwachsene, zwei Kinder und die Einkäufe auf dem schmalen hölzernen Doppelsitz, Schaltung gibt es natürlich an dem Rad nicht. Und der Trikshawfahrer ist immer gebadet, ob es nun regnet oder nicht. Bei den Regenfällen sind aber trotzdem weniger Trickshaws unterwegs.
Eigentlich wollte ich noch weiter und zurück zum Hotel, aber der böige Wind treibt mich dann tropfnass doch unter den Schirm eines kleinen Straßencafes. Hinter mir ist gleich der Regenschirmmechaniker. Der hat den ganzen Tag nicht viel zu tun, aber auch die Burmesen sind nur ganz normale Menschen. Mit dem Losbrechen des Regens fällt einem das plötzlich wieder ein, was man schon vor drei tagen machen lassen wollte. Zwei Mädchen packen eine Krücke von Schirm aus. In Deutschland hätte selbst bei mir die Entscheidung, was mit dem Ding noch zu tun sei, keine Sekunde gedauert. Entsprechen lange braucht die Reparatur, der Monteur nimmt eigentlich alles auseinander, biegt, richtet, verbindet und setzt alles wieder zusammen. Dann ist der Schirm wieder wie neu, er kassiert irgendetwas unter einem Euro für die 30 Minuten Arbeit, so um die 60 Cent bringt ihm die Reparatur, wenn ich das Wechselgeld richtig eingeschätzt habe. Der Regen ist nun schon fast vorbei.
Ich beobachte unterdessen das Treiben. Viele nutzen den Regen für die Mittagspause und essen eine Schüssel Nudeln oder ein mildes Curry mit Reis. Andere trinken Tee. Einige ignorieren den Regen komplett und schieben ihren Karren die Straße entlang oder schlendern plaudernd durch den lauwarmen Regen. Hektik entsteht lediglich ein wenig an den Bushaltestellen, jeder versucht dort trocken in den Bus oder wieder hinaus zu kommen.
Nach dem Regen ist die Luft wunderbar frisch. Das Wasser steht an den Kreuzungen auf den Straßen, denn eine Kanalisation gibt es nicht überall. Hier waten dann die Leute manchmal im bis zu 30 cm tiefen Wasser, welches sich aber spätestens nach zwei Stunden wieder verflüchtigt hat.
Ich mag den Regen, man hat Zeit zum Gucken und findet überall nette Szenen, leider ist man mit der Kamera etwas eingeschränkt auf den Radius des Unterschlupfes und das Licht ist natürlich grottschlecht, sodass die Belichtungszeiten immer länger werden. Mal sehen, wo mich morgen oder übermorgen der Regen überrascht.