3. Tag: Montag, der 12. November 2012
16. November 2012Durch die Hauptstadt
Rundtour durch Yangon, am Morgen mit der Fähre auf die andere Seite und mit Trikshaws durch die Vororte, dann auf den Fischmarkt und zum Großen Schlafenden Buddha, dann zum Sonnenuntergang in der Shwedagonpagode und zum burmesischen Abendessen in ein tolles Lokal, dazwischen noch mit Siggi zum Zahnarzt
Die Kritiker werden gleich wieder anmerken, dass Yangon nicht die Hauptstadt des Landes Myanmar ist, sondern dies 2005 nach Naypyidaw verlegt wurde, welches sich 320 Kilometer weiter nördlich befindet. Die Burmesen sehen jedoch Yangon immer noch als ihre Hauptstadt und ich bin gespannt, welche Stadt Präsident Obama besichtigen wird, wenn er in zwei Wochen hier aufschlägt. Die Burmesen sind aus dem Häuschen, dass Obama noch in der Wahlnacht angekündigt hat, nach Burma zu reisen.
Nach dem Frühstück schlendern wir zum Yangon Fluss. Dort befindet sich die Fähre, mit der man auf die andere Seite des Flusses kommt. Auf dem Platz vor dem Hafengebäude gibt es wieder jede Menge von Händlern an kleinen Ständen: Obst, Tee, Snacks und Betel. Um die Tickets für die 15minütige Überfahrt zu bekommen müssen alle Ausländer den Pass vorlegen und werden einzeln registriert, dann dürfen wir unseren Dollar entrichten und auf die Fähre.
Hier ist man nun mit allen Schichten und Ständen der Burmesen gut gemischt. Die Fähre ist riesig und mit vielleicht 300 Leuten etwa nur zur Hälfte gefüllt. Auch hier wieder zwischen Menschen, Mönchen, Kindern, Müttern, Nonnen, Indern, Radfahrern und Omas wieder Händler, die kleine Snacks und Getränke anbieten.
Unterwegs erfahren wir von anderen Reisenden, dass es in Mandalay ein schweres Erdbeben gegeben habe. Da das Internet im Hotel faktisch nicht funktioniert und auch die Fernsehsender burmesisch sind, haben wir davon nichts mitbekommen und es wird wahrscheinlich auch unsere Tour nicht beeinflussen, obwohl wir in etwas mehr als einen Woche auch Mandalay besuchen.
Auf der anderen Seite befindet sich die kleine Vorstadt Sela, wir verteilen uns auf 6 Trickshaws und lassen uns kutschieren. Erst geht es auf einen kleinen Markt und dann zu einer Klosterschule. Hier werden vor allem obdachlose Kinder unterrichtet. Der Unterricht findet in gut durchlüfteten Räumen statt und die Gruppenstärke der Klassen war auch nicht über 20 Schüler, also recht ordentliche Bedingungen.
Gegen Mittag bringen uns die Trickshaws wieder zur Fähre und auf der anderen Seite gibt es ein paar Lokale mit leckerem burmesischem Curry und Reis. Dann steigt die Gruppe mit Aung, unserem burmesischen Führer in den Bus und ich mit Siggi ins Taxi. Siggi ist schon mit Zahnschmerzen angekommen und die haben sich auch gestern nicht gelegt. Der Zahnarzt befindet sich im indischen Viertel, spricht lausig Englisch, aber ein wenig Chinesisch. Die Praxis liegt im Erdgeschoss und ist einfach und sauber ausgestattet, 70er Jahre Standard.
Da an Siggis Zahn nicht viel zu sehen ist, kommt der Zahnarzt ohne Bohrer aus und kann auch nicht viel machen. Siggi bekommt eine Spülung und soll damit spülen. Geht die Entzündung nicht weg, dann muss in drei tagen geröntgt werden. Ich denke, viel anders wäre der Zahnarztbesuch in Deutschland auch nicht abgelaufen. (Siggi hat Glück und zwei Tage später hat er keine Beschwerden mehr!)
Mit dem Taxi versuchen wir dann die Gruppe wieder zu finden und das gelingt uns schon auf dem Fischmarkt. Hier werden die Fischerboote entladen, die Fische auf Eis gelegt und an die Großhändler verteilt. Jetzt am Nachmittag ist nicht mehr so viel Betrieb, aber wir finden noch ein Boot, das gerade entladen wird. Auf der anderen Seite werden riesige Eisblöcke entladen und beladen und geschreddert, zum Auffüllen der Kisten mit den Fischen.
Neben den zahlreichen Stupa in der Stadt gibt es auch einige schöne Buddhas. Einer der schönsten ist ein großer Schlafender Buddha mit über 80 Metern Länge. Eigentlich stand der Buddha einmal im Freien, wurde aber durch ein Erdbeben zerstört und erst 1966 in einer Halle wieder errichtet und ist recht beeindruckend anzusehen.
Höhepunkt des Tages ist dann die Shwedagon Pagode, über die ich ja schon ausführlich berichtet hatte. Heute ist natürlich nicht ganz so viel Betrieb, als wir gegen 17 Uhr dort ankommen, aber mit dem Sinken der Sonne wird es langsam voller. Glänzend hebt sich der 96 Meter hohe vergoldete Stupa vom Abendhimmel ab. Mehr als 60 Tonnen Gold sind hier verarbeitet worden und ich hatte es einmal ausgerechnet, im Wert von 25 Milliarden Euro.
Im 16 Jahrhundert hatte man angefangen mit der Vergoldung wichtiger Stupa, die damalige Königin hatte ihr eigenes Körpergewicht in Gold eingebracht, gerade einmal 44kg. Schlank sein lohnt sich eben auch als Königin. Dazu kommen dann noch die Diamanten und Edelsteine in den Krone und den Schirmen oben am Stupa. Als ein frisches Lüftchen aufkommt, beginnen die Glöckchen an den Schirmen zu läuten und die Edelsteine funkeln in der abendlichen Beleuchtung. Meine Gruppe ist begeistert vom Nationalheiligtum der Burmesen und wir verbringen fast drei Stunden hier auf dem heiligen Marmor und genießen die grandiose Sicht und die vielen freundlichen, bunten abendlichen Pilger. Simone stiftet noch ein paar Kerzen für den Buddha und verbindet diese mit dem Wusch nach Plattfuß- und Durchfallfreiheit. Mögen unsere Wünsche erhöht werden.
Der Wind hat dicke Regenwolken zusammengetrieben, doch wir sind inzwischen im Restaurant angekommen. Aung und ich treffen eine reichliche Auswahl burmesischer Currys. Alles, ob Huhn, Gemüse oder Fisch ist sehr lecker. besonders gut kommt das Rindfleischcurry an. Burmesische Currys sind fast nie scharf, aber trotzdem schmackhaft, dazu gibt es meist eine säuerliche Gemüsesuppe und Reis und wir genehmigen uns dazu das kräftige Myanmar Bier, die Firma wird zwar inzwischen von Tiger gemanagt, aber das Lagerbier hat seinen eigenen Geschmack behalten. Die Flaschengröße von 0,640 Litern und die 5% Alkohol machen das Bier dazu noch extrem verbraucherfreundlich, eine Flasche und man hat bei den hohen Temperaturen die notwendige Bettschwere erreicht. Zum Interneten komme ich wieder nicht, denn es gibt zwar ein Netz im Hotel, aber bei der rasanten Geschwindigkeit von 11 kb/s kann ich nicht einmal eine Verbindung zu meinem Mailserver herstellen.