8. Tag: Samstag, der 17. November 2012

29. November 2012

The heat is on

48 Kilometer von Pha-an nach Thaton auf kleinen netten Straßen mit wenig Verkehr bei 35 Grad, abends gemütlicher Spaziergang durch das Zentrum der kleinen Stadt

Wieder ein schöner heißer Tag und wir sind froh, dass wir am Anfang immer nur die kurzen Etappen zu fahren haben. Auf jeden Fall muss man Unmengen von Wasser trinken, um über den Tag zu kommen. Ab und zu machen wir eine Teepause oder halten an einem Stand mit Wassermelonen, das erfrischt dann wieder für ein paar Kilometer.

Einen kleinen Abstecher machen wir noch in eine kleine Höhle, die sich Bayinny Höhle nennt, dort gibt es auch heiße Quellen, aber das erfahren wir leider erst, als wir direkt davor stehen. Außerdem hat das Wasser 35 Grad und das ist bei gleicher Lufttemperatur dann keine Erfrischung mehr. Die Höhle dafür ist unspektakulär, aber recht angenehm kühl. Im Inneren kann man vielleicht 100 Meter in den Berg vordringen, ab und zu gibt es kleine Nischen mit Buddhafiguren.

Die letzten 20 Kilometer steigen wir dann nicht vom Rad, so lange man sich bewegt. lässt sich die Temperatur ertragen, erst wenn man vom Rad steigt, dann bricht sofort der Schweiß aus.

Thaton ist kleiner, als wir erwartet haben. In der Stadt stoppen wir noch in einem kleinen Lokal mit burmesischen Currys, dann steuern wir unser Hotel an und es ist erst einmal Fiesta angesagt. Bei der Hitze hat keiner Lust auf einen Spaziergang.

Erst um 17.30 Uhr spazieren wir in die Stadt und sehen uns den belebten Markt an und drehen im Sonnenuntergang eine Runde um den großen Stupa. Das die Stadt eine der ältesten im Land ist, lässt sich kaum erkennen. Die alten Stupa und Königspaläste wurden durch Erdbeben zerstört und wenn in Burma eine Stadt einmal brennt, dann bleibt nicht viel übrig, da ja die meisten Gebäude aus Holz bestehen.

Auf dem warmen Platz vor der Pagode haben es sich ein paar Frauen und Kinder gemütlich gemacht. Wir setzen uns dazu und genießen die Abendstimmung und den Sonnenuntergang.

Die Frauen sind irgendwo aus der Provinz und nur zum „Shoppen“ und Pilgern in die Stadt gekommen. Am Abend steigen sie dann mit vielen anderen auf einen überladenen Truck und dann geht es zurück aufs Dorf.

Ein wenig die Straße runter gibt es ein schönes Restaurant mit guten burmesischen Currys. Die Restaurantbesatzung ist ganz aus dem Häuschen über die vielen Ausländer. Überhaupt scheint die Stadt recht gern zu feiern, denn neben dem Hotel gibt es eine Karaokebar und der gesang ertönt dort bis weit in die Nacht, was wir sonst von den Burmesen gar nicht gewohnt sind.

7. Tag: Freitag, der 16. November 2012

29. November 2012

Große Buddhas, kleine Buddhas, viele Buddhas

37 Kilometer durchs Karstgebiet um Pha-an, halber Aufstieg auf den Zwekabin- berg, dann zum einzelnen Felsen Kyak-Kann-Lan und zur Kawkun Grotte, auf sehr kleinen Wegen bei 33 bis 35 Grad

Luxusressort und Luxusfrühstück mit Bratkartoffeln, Nudelsuppe und Würstchen. Dann kann der Tag beginnen. nach eine halben Stunde haben wir den Fuß eines Karstberges mit dem Namen Zwekabin erreicht. Auf dem Gipfel befindet sich ein Kloster, welches aber nicht unser Ziel ist, denn der Karstberg hat eine Höhe von über 700 Metern und wer will da schon bei 33 Grad und 90% Luftfeuchtigkeit hoch. Wir wollen nur bis zum ersten Kloster unterwegs, die Ausblicke und Eindrücke reichen. Am Fuße des Berges befindet sich ein riesiges Feld mit 1121 sitzenden Buddhas, jedes Jahr werden es mehr. Wer 300 Dollar übrig hat, kann die dem Kloster spenden und dafür wird dann eine Figur aufgestellt. In diesem Land erlebt man immer wieder Überraschungen, was die religiös begründeten Ideen angeht. Gestern sind wir an dieser unendlich langen Reihe von Figuren der Bettelmönche vorbeigefahren und nun heute dieses riesige Feld mit sitzenden Buddhas. Da die Vegetation sehr schnell von den Figuren Besitz ergreifen will, sind auf einem Teil kleine Mönche dabei, mit Sicheln und Messern die Figuren von Gestrüpp zu befreien.

Der Aufstieg ist hart, obwohl wir uns nur 350 Meter nach oben begeben. Der Schweiß fließt aus allen Poren, aber es geht nicht nur uns so, einige Einheimische haben auch reichlich Schweißperlen im Gesicht, nur die Kids haben die Kraft hier auch noch kleine Wettläufe zu veranstalten. Oben auf der ersten Plattform bibt es ein kleines Kloster. Dort wird gerade ein Klosterfest vorbereitet, dazu werden alle Sachen, wie Lautsprecher, Verstärker, Essen, Schmuck nach oben getragen und mächtig viele Träger und Trägerinnen sind unterwegs und alle haben mehr als gute Laune. Leider beginnt das fest erst am späten Nachmittag, es sieht nach ziemlich viel Spaß und Freude aus. Allerdings müsste man dann noch einmal die Schweiß treibende Treppe hinauf, die wir nun langsam wieder ninunterkraxeln.

Mit den Rädern geht es dann weiter auf kleinen Feldwegen durch winzige Dörfer zu einen eigenartigen Felsen. Auf die ferne sieht der vielleicht 30 Meter hohe Karstbrocken unten dünner aus als oben, da er einsam und allein mitten in Reisfeldern steht und damit mehr als auffällig ist, hat man natürlich sofort ein Kloster daneben gebaut und ein paar kleine Stupa in und auf den Brocken gesetzt. Eine kleine Treppe führt bis auf halbe Höhe mit einem Buddhashrine. Ganz nach oben kommt man lediglich auf einer wackeligen Bambusleiter, die ist aber nicht für Besucher und Touristen gedacht. Möglicherweise hat man oben als Mönch die perfekte Ruhe für die Meditation.

Wir brauchen nach dem Felsen erst einmal wieder etwas Ruhe, um den nächsten Plattfuß zu flicken, der hält dann genau bis zum Mittagessen und dann ist Ullis Vorderreifen wieder flach. Ursache ist eine Speiche, die zu weit in die Felge steht. Neben unserer Mittagsnudelbude ist aber direkt ein Monteur und der bastelt aus einem alten Mopedschlauch ein neues und stärkeres Felgenband, so dass das Problem hoffentlich damit gelöst ist.

Die Mittagsnudeln sind lecker und als die größte Hitze vorbei ist, radeln wir weiter. Auf der anderen Seite des Flusses befindet sich noch eine wichtige Sehenswürdigkeit der Region an einem Karstfelsen. In der Kawkun Grottesind die Wände mit tausenden von kleine Buddhakacheln verziert. Schon seit gut 1000 Jahren kleben einige der Kacheln hier und bedecken die Felswand wie ein gigantisches Mosaik. Die meisten Kacheln sind nicht größer als 10 Zentimeter und zeigen einen sitzenden Buddha, aber es gibt auch größere mit stehenden und liegenden Buddhas. Am Boden befinden sich dann natürlich auch noch „normale“ Buddhafiguren in großer Anzahl, ebenso in der Halbgrotte. Die Anlage ist wirklich beeindruckend, da hier so viele kleine Details ein großes Gesamtkunstwerk schaffen.

Für uns reicht es dann an Kultur, nächster Zielpunkt ist es, uns den Staub aus dem Mund und vom Körper zu spülen mit einem schmutzigen Bier und einer Dusche.

Abends ordern wir einen lokalen Transporter, eine Art Motorrad mit einer Ladefläche für genau eine Reisegruppe und fahren damit die 8 Kilometer bis in die Stadt zum Abendessen. Viel Auswahl gibt es zwar nicht mehr, nur etwas Reis, Gemüse und Huhn, aber wir werden alle satt, spätestens nach den leckeren Erdnusskuchen, die der Laden noch im Angebot hat. Wieder einmal zeigt es sich, wie schwer es ist, das Alter der Burmesen zu schätzen; den „Boy“ im Restaurant hätten wir so um die 12 oder 13 geschätzt, der ist aber schon 17, sein Freund sieht ebenso jung aus und ist es dann auch. Hier in Burma ist Kinderarbeit nicht einmal ansatzweise ein Disskusionsthema. Kinder arbeiten eigentlich überall in Teestuben, Restaurants, Läden und auf Märkten. Lediglich bei schweren Jobs, wie im Straßenbau oder ähnlichem sieht man die Kids nicht schuften, dafür sieht man oft burmesische Frauen Steine schleppen für 3 € am Tag.

 

6. Tag: Donnerstag, der 15. November 2012

16. November 2012

Flüsse und Reisfelder

10 Kilometer Flussfahrt auf dem Salween, 47 Kilometer mit dem Rad von Moulmein nach Pha-an durch kleine Dörfer und Reisfelder auf gemütlichen kleinen Straßen bei 35 Grad, fast keine Höhenmeter

Heute klappt es mit dem Rührei und den eingerührten Tomaten und Zwiebeln und so können wir ordentlich gestärkt in den Morgen radeln. In Moulmein stoppen wir noch einmal kurz auf dem Markt, um das bunte Treiben ein wenig zu genießen. Genuss ist der Geruch der Duriam, der Stinkefrucht, nicht unbedingt. Auch der Geschmack ist nicht jedermanns Sache, leicht süß mit einer Tendenz zum Käse. Aber wir haben es probiert!

Nur ein paar hundert Meter vom Markt befindet sich der Bootsanleger und hier steigen wir auf ein mittleres Boot mit Benzinmotor um und tuckern wenig später den Salween hinauf. Vom Boot können wir den Fischern bei der Arbeit zu sehen und kommen an großen Bananenplantagen vorbei.

Am Ufer geht es dann ein paar hunder Meter durch die Natur, dann haben wir wieder einen befestigten Weg unter den Rädern. Auch hat das Dorf gleich wieder einen schönen Tempel, es gibt nicht so viel Gold, aber viele Fassaden und Wände sind mit Mosaiks verspiegelt. Auch stehen hinter den neunen Stupa ein paar schöne, veraltete und verwitterte. Die weiße Farbe ist kaum noch zu erkennen, so sehr sind diese von Pflanzen überwuchert.

Die Fahrt geht heut durch weite Reisfeldlandschaften. Die meisten felder leuchten noch in saftigem Grün, nur ein paar felder wurden bereits geentert und auf ganz wenigen sind die Bauern mit einem winzigen Traktor und dem Pflug oder der Egge unterwegs.

Hier in der Gegend scheinen die Leute vom Reis recht gut leben zu können, die Häuser sind alle recht schick, meist gibt es zwei Etagen aus Holz oder manchmal werden auch Holz und Ziegeln gemischt verwendet. In den oberen Etagen sind die Fenster meist weit offen, so dass der leiseste Luftzug schon für Kühlung sorgt. Diese brauchen auch wir ab und zu, denn die Temperatur liegt irgendwo bei 35 Grad. Mittags bleiben wir in einem winzigen Lokal bei einer Nudelsuppe fast 1,5 Stunden im Schatten und eine Stunde später machen wir noch einmal eine Tee und Kaffeepause.

Unser Ziel kommt dann schneller als erwartet, ein wirklich nettes Ressort mit großen konfortablen Zimmern und einer guten Küche mit einem breiten Angebot an thailändischen und burmesischen Currys. Wir gehen den Rest des Tages eher gemütlich an, auch brauchen einige Klamotten dringend eine Wäsche. Theoretisch gibt es sogar ein Internet, aber die Übertragungsraten sind wieder so gering, dass es nicht möglich ist Daten zu senden.

Abends haben wir heute einen schönen Sternenhimmel und die Grillen zirpen im Gras laut vor sich hin, trotzdem lässt es sich hervorragend schlafen.

 

5. Tag: Mittwoch, der 14. November 2012

16. November 2012

Schuhgröße 4300 !

Tagesausflug nach Win Sein Taw Ya zum größten liegenden Buddha der Welt und über die Dörfer zurück nach Moulmein, 64 Kilometer, 380 hm bei sonnigen 33 Grad auf recht ordentlicher kleiner Straße

Am Morgen gibt es das typisch burmesische Hotelfrühstück: „How do You like Your egg?“ „Scrambled with tomato and onion, please!“ Das Resultat sind dann ein Teller mit dem Rührei, ein Teller mit einer Tomate und ein Tellerchen mit Zwiebeln. Ok, morgen dann der zweite Versuch.

Nach dem Frühstück basteln wir unsere Räder zurecht, dafür brauchen wir genau eine Stunde und dann starten wir auf unseren Tagesausflug. Die Straße ist besser als erwartet und es gibt nicht zu viel Verkehr. Eigentlich reduziert sich alles auf ein paar Mopeds, ein paar Trucks und ein paar regionale Bustransporter.

Interessant ist das es auch hier einige schöne Felsenformationen gibt, die der Asienreisende schon aus anderen Ländern kennt. Ähnlich wie um Guilin in China und Halong in Vietnam gibt es schroffe Karstkegel mit Dschungelbewuchs. Hier in Burma sind die Karstkegel weniger gigantisch, dafür gibt es auf jedem einen Stupa oder Tempel

Bis nach Win Sein Taw Ya sind es knappe 30 Kilometer, dann kann man die gigantischen zehenspitzen des größten liegenden Buddhas der Welt schon sehen. Es ist kein historisches Bauwerk, sondern eine moderne Skulptur in Stahlbeton mit Fließen belegt, die hier mit 200 Metern Länge das Tal ausfüllt. 1996 wurde das Bauwerk begonnen, inzwischen ist der Körper so gut wie fertig und zu zwei Dritteln gekachelt, die „Innereien“ des Buddhas naber noch nicht einmal zur Hälfte fertig. Im Inneren des Buddhas gibt es zahlreiche Räume oder Höhlen, in denen Figuren stehen, die Legenden aus der Geschichte des Buddhismus erzählen. Einige sind schon vollendet, andere sind noch nicht angemalt und viele Räume geben noch den Blick auf die Stahlbetonkonstruktion frei.

Eintritt muss man nicht zahlen, dafür aber 500 Kyatt (50 Cent) für eine Kachel für den Körper des Buddhas spenden und man darf diese Kachel auch von einem Stapel auf den anderen tragen. Bei den wenigen Touristen hier wird es noch ein paar Jahre dauern, bis die Fliesen und Finanzen zur endgültigen Vollendung des Buddhas zusammen gekommen sind.

Den schönsten Eindruck hat man jedoch ein wenig entfernt vom Buddha, allein die Füße sind knappe 20 Meter lang, wie gut dass der Buddha hier kein Schuhwerk benötigt.

Wir suchen uns ein nettes kleines Lokal und überstehen dort mit gebratenen Nudeln und Tee die Mittagshitze, dann geht es weiter über einen kleinen Pass mit vielleicht 100 Höhenmetern, bei der hohen Luftfeuchtigkeit kommt man ordentlich ins Schnaufen und jedes Mal, wenn man vom Rad steigt fängt der Schweiß an zu laufen und man trieft.

In einem kleinen Städtchen besichtigen wir noch ein Kloster mit Tempel. Der innere Tempel ist sehr schön und gefüllt mit vielleicht 80 weißen Buddhafiguren in verschiedenen Positionen. Interessant sind die Bildgeschichten im Wandelgang, die unheimlich körperlich freizügige und gewaltträchtige Bilder zeigt. Leider reicht das Englisch unseres Lokalguides nicht um uns Hintergründe dazu zu erläutern.

Auf dem Markt vor dem Tempel gibt es die Früchte der Toto- Palme zu kaufen, die Verkäuferinnen öffnen die harten Früchte und entfernen Teile des Fruchtfleisches um zu einer essbaren glibberigen geleeartigen Masse zu kommen, die hat einen leichten Geschmack nach Kokosnuss.

Der Rückweg nach Moulmein ist sehr schön. Auf der schmalen Straße sind viele Schulkinder auf dem Heimweg. Die Reisfelder links und rechts stehen in schönstem Grün und links und die Straßen sind Alleen gesäumt von Palmen.

Die Hügelkette, die sich durch Moulmein zieht, hat zahlreiche schöne Klöster und Tempel. Von einem Punkt auf den Hüglen über der Stadt hat man eine besonders schöne Sicht über den Salween Fluss, wir sind aber noch etwas zeitig für den Sonnenuntergang und so rollen wir zum Hotel zurück auf ein Schmutzbier. Auch unseren ersten Plattfuß fährt Frank ein, glücklicherweise nur ein paar hundert Meter vom Hotel entfernt, so dass ich beim „Schmutzigen Bier“ reparieren kann.

Abends geht es dann in eins der moslemischen Grillrestaurants am Ufer des Flusses. Die Fleisch und Fischspieße kommen vom Moslem, der Reis dazu vom Burmesen nebenan und das Bier vom Chinesen auf der anderen Straßenseite.

 

4. Tag: Dienstag, der 13. November 2012

16. November 2012

Bahnritt bei hohem Seegang

knappe 300 Kilometer mit dem Zug von Yangon nach Moulmein, 12 Stunden unterwegs und Abenteuer pur bei ca. 30 Grad

Unglaublich zeitig klingelt das Telefon im Zimmer mit dem Weckruf und schon um halb sieben checken wir aus. Der Bahnhof ist nur einen Steinwurf vom Hotel entfernt, oben aus dem Zimmer im 13.Stock konnten wir die historische Spielzeugeisenbahn sehr gut sehen.

Es gibt drei Klassen, die Holzklasse und zwei Luxusklassen, unsere Sitze sind in der mittleren Klasse. Der Zug ist nicht zu voll, da nur Sitzplätze verkauft werden und wir sind mit vielen Burmesen in dem einfachen Wagon. Einstmals hatten die agen wohl etwas mehr Charme, aber der Zahn der Zeit hat gut an der Hardware genagt. Trotzdem sind die gepolsterten Sitze nicht unbequem.

Pünktlich um 7 Uhr fährt der Zug im Schritttempo los. Die Gleise sind mehr als holperig und schon nach 5 Minuten wird uns klar, warum der Zug für die 300 Kilometer mehr als 10 Stunden brauchen soll. Am Ortsausgang beschleunigt dann der Zug auf 30 km/h und die Schiene hat richtig gute „Schlaglöcher“. Unser Zug rumpelt und wackelt mit fast Ohren betäubenden Lärm, das heißt, die Wagen schaukeln nicht nur beträchtlich nach rechts und links, sondern schwingen auch ordentlich nach oben und unten. Wirt lernen das den ganzen Tag noch richtig zu lieben und wenn es richtig doll wird, so dass man immer mit dem Po kurz aus dem Polster hebt, dann geht der ganze Saal, ob Ausländer oder Burmese begeistert mit.

Währen da nicht die typischen Eisenbahngeräusche, könnte man denken, man befände sich auf einem kleinen Schiff auf hoher See bei starkem Wellengang.

Zusehen gibt es immer mehr als genug, zuerst verlassen wir die Vororte von Yangon und dann fahren durch weite flache Reisfeldlandschaften. Ab und zu gibt es im Reisfeld einen Baum und darunter eine Hütte. Die „Gebäude“ der Bauern sind oft einfach bis sehr einfach, die Hütten bestehen aus Holzgestängen, die mit Laub- oder Strohbündeln gedeckt sind. Meist gehören zum Haushalt dann noch ein paar Wasserbüffel, die ein paar Meter weiter in einem Tümpel stehen und gelegentlich noch ein Ochsenkarren, der vor dem Haus „geparkt“ ist. Das Leben der Reisbauern ist mehr als einfach. Die meisten Reisfelder stehen hier kurz vor der Ernte. Die Bauern stehen knietief im Wasser der Felder mit dicken Handschuhen gegen das scharfkantigen Stängel der Reispflanze. Mit einer Sichel wird geschnitten und die Pflanzen werden zusammen geknotet und irgendwann zu einer provisorischen Tenne gebracht.

Irgendwann dann kommen wir an den ersten Bahnhof, der einem deutschen kleinen Dorfbahnhof ähnelt. Es gibt zwei Bahnsteige und ein paar Hütten, an denen Tee, Getränke und Kram verkauft wird. Auch die ersten Händler kommen in den Zug und drehen ihre Verkaufsrunden. Der Getränkehändler wird bei uns mit einem Schlag seinen gesamten Vorrat an heißem Wasser los für eine Runde Kaffee bei unserer Gruppe. Dann kommen irgendwann auch gedämpfte Maiskolben, geröstete Insekten, kleine Knabberwaren, Reiskekse, Melonen, Klebereis in Bambus, Orangen, Grapefruit und vieles anderes. Gegen Mittag brauchen wir dann gar keine Reismahlzeit, wir beschließen, uns einfach bis zum Abend weiter durchzusnacken.

Ab Mittag wir die Landschaft hügliger und es gibt viel dichtes grünes Gestrüpp und nur noch ab und zu ein Reisfeld, dafür dann kleine Ortschaften. Auch wenn hier die Hütten ebenso armselig und ebenfalls ohne fließend Wasser (abgesehen von dem schlammtrüben Wasserlauf vor den Häusern) und ohne Strom sind, glitzert doch ab und an wieder eine Pagode oder ein goldnerer Stupa auf oder die meist roten Wellblechdächer eines Klosters. Es ist überall auf der Welt das Gleiche, egal wie schlecht es den Leuten geht, für Religion ist immer Geld vorhanden.

Wir haben uns dann langsam an die gemütliche Zugfahrt gewöhnt und sehen uns auch ein wenig im Zug um, oder während der kurzen Stopps auf den Bahnsteigen. In der Holzklasse ist es auch nicht überfüllt, aber ich denke, der „hohe Seegang“ hier wirkt etwas unangenehmer auf die Hinterteile der Reisenden als in den beiden gepolsterten Klassen.

Irgendwann gibt es eine ungeplante Pause in einem kleinen Dorf, angeblich soll die Lok eine Ziege überfahren haben, bei den langsamen Geschwindigkeiten ist das aber kaum möglich oder die Ziege war schon mehr als alt. Es war aber dann doch nur ein kleinerer Gleisschaden, den die Besatzung des Zuges innerhalb von 20 Minuten reparieren konnte.

Die Fahrt in den Abend wird noch einmal richtig schön, denn die Sonne taucht die nun wieder weiter werdende Landschaft in schönes Abendlicht. Auch gibt es ein paar größere Städte und entsprechend viel zu sehen. Nahe den Städten steht wieder auf jedem berg und auf jedem Hügel ein goldener Stupa. Im letzten Licht fahren wir dann über eine fast 2 Kilometer lange Brücke über den Salween Fluss und die letzte halbe Stunde geht es dann im Dunkel auf Moulmein zu. Im Zug gibt es natürlich kein Licht.

Entsprechend abenteuerlich ist dann auch das Ausladen des Gepäcks. Auch die Räder sind mehr oder weniger wohlbehalten angekommen. Wir werfen das Gepäck auf einen LKW und radeln unsere ersten vier oder fünf Kilometer bis zum Hotel.

Zu sehen ist heute nicht mehr viel, auch sind wir von der fast 12stündigen Holperei ordentlich müde und fertig. Kühlung bringt das wunderbar kalte Myanmar Bier und ein großartiges Essen im Restaurant neben dem Hotel mit thailändisch und chinesisch angehauchten Gerichten.