5. Tag: Dienstag, der 2. Oktober
In die Berge
85 Kilometer von Chungju nach Hanban Ri, schön durch die ersten Berge mit 1300 Höhenmetern bei Sonne mit 23 Grad
An diesem Morgen haben wir Glück, wir überqueren den Fluss und auf der anderen Seite ist nicht nur der große Supermarkt, den wir gestern schon gesehen hatten, sondern auch noch ein paar Restaurants, zwei davon haben geöffnet, eines verkauft „koreanisches Sushi“, Kimbap, also Klebereisrollen mit Füllung und Teigtaschen in einer kräftigen Brühe. das ist doch dann ein guter Start für einen Tag in den Bergen.
Da wir 2020 auf unserer Megatour auch Korea im Plan haben und dann aber in zwei Wochen nicht alle Flussradwege abhaken können, werden wir ein wenig durch Berge „abkürzen“ müssen…………….
…………………………………………Viele meiner Mitfahrer und Leser wissen jetzt schon, warum die „Abkürzung“ in Gänsefüßchen steht, zwar ist wohl die Strecke manchmal kürzer, aber meist alles recht anstrengend.
So geht es auch heute los, als wir in Richtung Stausee fahren, da ballert die Straße erst einmal 18% nach oben, so vielleicht knappe 200 Höhenmeter, aber für die Aussicht über den Stausee hat es sich gelohnt, streng hügelig geht es dann weiter auf einer schönen kleinen Straße entlang und dann…….dann hört auch noch der Asphalt auf. Ich fand die Piste recht ordentlich und gut zu befahren, mal abgesehen das es straff mit 8% nach oben ging (mehr war es wirklich nicht!), nach 5 Kilometer kommen wir über den kleinen Pass und ein klein wenig später (1 km) beginnt schon wieder der Asphalt. Und was für eine Straße, superneu, schön breit, gut einsehbare Kurven und erst einmal knappe 8 Kilometer nur bergab mit rauschender Geschwindigkeit, dafür hat sich der Schweiß auf der anderen Seite gelohnt.
Dann stehen wir wieder an einer Kreuzung und nehmen diesmal die asphaltierte Variante, da langsam der Hunger ruft und der Weg am See sich nicht nur hinschlängeln, sondern wohl auch noch gut bergig sein würde, jedenfalls nach Kartenanalyse. So erreichen wir dann doch recht schnell wieder einen Ort und ein kleines Lokal, in dem gerade eine Brigade Bauarbeiter zu Mittag isst. das erleichtert die Essensauswahl, wieder ein Topf mit „Szegediner Gulasche“ auf Koreanisch, also ordentlich scharf mit Kimchi und etwas Fleisch, dazu noch etliche kleine Beilagen, natürlich auch alle scharf. Frisch geschärft und gesättigt geht es dann weiter, nur ein paar Kilometer die Hauptstraße entlang, dann wieder auf ruhiger Strecke gut bergauf und bergab.
Heute fällt es uns besonders ins Auge, die Koreaner lieben Sukkulenten. Vor fast jedem Haus, Laden oder Restaurant gibt es flache Blumentöpfe oder gar ganze Kästen mit diesen Pflanzen. Was dem Japaner der Bonsai, dem Holländer die Tulpe und dem Wasweißichwem der Kaktus, das ist die Sukkulente dem Koreaner. Für alle die nicht wissen, was das ist: meist kleine, immergrüne Pflanzen, die wenig bis sehr wenig Wasser benötigen und dieses dann in ihren Blättern speichern, bekanntestes Beispiel ist vielleicht der Geldbaum…und wer es jetzt immer noch nicht weiß, den verweise ich freundlicherweise auf Wikipedia.
Hier in dieser Ecke des Landes ist das Hobby mit den Zierpflanzen besonders ausgeprägt, es gibt tolle Gärtnereien, die hier schon die fertigen Pflanzenkästen kunstvoll gestaltet verkaufen, tolle Sache, weil ich bei mir zu Hause ja auch schon ein Aquarium zum Sukkulentenherbarium umgestaltet hatte.
Wir wandern in den Gärtnereien staunend durch die Reihe der Minigärten und staunen, welch tolle Landschaften sich mit diesen unscheinbaren Pflänzchen gestalten lassen.
Abends sieht es nicht sehr nach Hotel aus, als wir die Brücke über einen Fluss überqueren gibt es dann einen kleinen Ort mit einem tollen Park davor am Fluss. das sieht nach einem guten inoffiziellen Camping aus, mit Toilette und Wasserhahn und weit genug weg von der Straße und schöner Aussicht. Doch mir fällt oberhalb auf einem Hügel noch ein chinesischer Pavillon auf. Und den erklären wir dann zum Nachtquartier.
Vorher aber suchen wir uns ein Restaurant und essen eine dicke Nudelsuppe. Am Nachbartisch sitzt eine Gruppe Männer, die gerade von einer Wanderung zurückgekommen waren. Sie haben frische Pilze mitgebracht, die sie zusammen mit fettem Fleisch auf dem Tischgrill brutzeln. Wir dürfen dann probieren und müssen dann noch mit einem der Gäste (der mit dem undichten Dach und tropfenden Wasser und der ungemütlichen dicken Frau) ein paar von dem Makoli Getränk leeren und bekommen auch noch zwei Flaschen als „Wegzehrung“ geschenkt.
So gegen halb sieben wird es dunkel und etwas später nehmen wir den Pavillon in Beschlag, Isomatte, Schlafsack und genug Platz zum ausbreiten und eine tolle Aussicht über den nächtlich dunklen Park und Fluss, nur 100 Meter bis zum Toilettenhäuschen und Waschgelegenheit….so lässt es sich hervorragend im Freien schlafen.