2. Tag: Samstag, der 29. September

Moderne und Historie

„Ruhetag“, 42 Kilometer und 390 hm in Seoul, Teetrinken in Hanoba  bei Sonne bis 27 Grad

Gestern waren wir ja mehr als müde ins Bett gefallen, wobei Bett auf Koreanisch natürlich kein Bett im herkömmlichen Sinne ist, sondern eine Matratze, die des Abends im Zimmer ausgerollt wird. Wer hartes Schlafen nicht gewöhnt ist, für den könnte es in Korea nachts ungemütlich werden. Bonus dieser Übernachtungsart: 90 % aller Haushalte und alle Hotels haben eine Fußbodenheizung, man hat es also von unten kuschelig warm.

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So gegen acht Uhr haben wir ausgeschlafen und unsere Gastgeberin begleitet uns zum Frühstück wieder in ein nahe gelegenes Lokal, hier gibt es verschieden Suppen mit oder ohne Fleisch, immer scharf und mit fermentierten Sojabohnen und warnt uns vor, dass es im Land sehr schwierig sei, Frühstückslokale zu finden und in ein paar Tagen werden wir ein Lied davon singen können, doch für heute genießen wir die heiße Reismahlzeit, einen Kaffee gibt es am Ende gratis dazu.

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Durch unsere Gastgeberin Joanna haben wir einen ersten Überblick über die Möglichkeiten des Radelns im Land und in der Stadt bekommen……………………………

……………………… So hätten wir uns gestern Abend nicht noch mal durch den Abendverkehr schlängeln müssen, sondern hätten einen weiteren kleinen Flussradweg nutzen können.

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Der vorvorletzte Präsident hatte einen Tick für Radwege und umweltgerechte Infrastruktur und hat deshalb eine Stadtautobahn abreißen lassen. Dann wurde das kanalisierte Gewässer renaturiert und sowohl ein Wanderweg, also auch einen Radweg angelegt.

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Den probieren wir dann schon mal aus und Hajo schwelgt in Phantasien, welche Straßen man in Berlin alles abreißen könnte, um tolle Radwege zu schaffen, aber ich würde leider eher darauf wetten, dass so etwas in Berlin nicht passiert, zumindest nicht vor der Fertigstellung von BER.

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Wie überall in Asien sind die Gewerbe in einzelnen Straßenzüge aufgeteilt und so gibt es ein ganzes Viertel mit Backpacker-Läden und so kann Hajo schnell die verlorene Isomatte und den Schlafsack ersetzen. Weiter geht es am renaturierten Fluss entlang, leider ist irgendwann Schluss mit Radeln dort und wir müssen auf die Straße. Hier ist der Radweg dann aber auf der linken Straßenseite geführt, was auch nicht unangenehm ist. Im Zentrum gibt es ein paar schöne grüne Zonen, mit viel Wasser und vielen kreativ-künstlerischen Sachen, da hängen zum Beispiel über dem Fluss auf 100 Meter Länge hunderte von grünen Regenschirmen.

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Ein bisschen weite um die Ecke ist der Gyeonggbogung Palast, der ehemalige Kaisersitz, hier herrscht so viel Andrang, dass wir den Besuch noch verschieben, wir kommen ja noch einmal in die Hauptstadt zurück. Neben dem Palast gibt es dutzende Läden, wo man traditionelle koreanische Kleidung ausleihen kann. So historisch bekleidet, braucht man keinen Eintritt zu entrichten, allerdings ist die Kleiderverleih ein gut laufendes Business mit saftigen Preisen.

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Gerade die Chinesen sind wie wild auf die Kostümparty und haben sich dort nicht nur Kleider geliehen, sondern auch noch frisieren lassen.

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Etwas den Hügel hinauf liegt Bukchon, ein Stadtviertel mit alten traditionellen koreanischen  Hanok Häusern, so etwas wie der Prenz’lberg von Seoul, jede Menge Gastronomie und Tourismus wälzen sich durch die Sträßchen und Gassen. Traditionelle Häuser zu beiden Seiten und ab und an ein schöner Ausblick auf die Stadt. Auch wir drehen unsere Runden und bleiben eine Weile in einem traditionellen Teehaus, Hajo probiert einen Bittertee, ich einen koreanischen Grünen.

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Hier lässt sich  die Stimmung genießen, ohne von den Touristenherden durch die Gassen gejagt zu werden. Wir bekommen kurz erklärt, wie die Infusion aufzugießen ist und genießen dann eine ganze Weile, endlich wieder in der Ferne angekommen zu sein.

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Weiter geht es dann zum Bahnhof, hier soll es für Ausländer SIM Karten geben, aber der kauf scheitert an dem kleinen Papierschnitzel, den wir gestern als Visum oder Einreisestempel Ersatz bekommen haben. Den habe ich sorgfältig verpackt und heute nicht am Mann. Also werden wir wohl in Korea ohne mobiles Internet und Telefon auskommen müssen, aber wir sind ja nicht in Deutschland, denn an vielen Orten gibt es Wifi, wie gut die Anbindung hier ist, werden wir in den nächsten Tagen noch zu schätzen bekommen.

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Nach einer Nachmittagsmahlzeit, wieder scharfer Reis und Beilagen, machen wir uns auf den Weg zum Fernsehturm und der steht auf einem knapp 300 Meter hohem Hügel, dem Nam San, wird wohl Südberg heißen, schlussfolgert der Sinologe in mir. Die Gassen und Straßen nach oben steigen ordentlich an, bis zu 14% zeigt der Tacho, auch etwas, an das wir uns wohl hier gewöhnen werden müssen, jede Menge kleiner und bissiger Anstiege. Erst geht es noch durch ein Meer von Häusern, dann durch den Park steil nach oben.

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Über den Hügel schlängelt sich eine Einbahnstraße und auch jede Menge Radler nutzen den Anstieg zum abendlichen Workout mit Ausblick über die Stadt. Und der ist toll, zumindest für jemanden der aus dem Dorf Berlin stammt und noch staunt, wenn er auf ein Meer von Hochhäusern im Abendlicht starrt. Langsam versinkt die Sonne hinter einer Hügelkette und wir machen uns auf den Heimweg. Diesmal müssen wir uns nicht durch den dichten Verkehr quälen, sondern nutzen gleich das radwegsystem, erst 4 Kilometer neben dem Fluss und dann wieder im Flussbett entlang, bis fast vor unsere Warmshower Haustür.

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Vorher doch wieder die leckeren Gemüsepuffer und drei Fläschchen von dem Makoli, einem leichten Reiswein, mit leicht süß-säuerlichen Geschmack, der uns schon gestern Abend gemundet hatte. Vielleicht 4 bis 5 % Alkohol lassen uns dann beschwipst nach Hause rollen und dort schnell einschlafen auf den Matratzenlager.

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