Der Hohe Norden- Aufklärungstour II
Zweiter Tag meiner Erkundungstour für den „Hohen Norden“, 18. Juli 2015
Angenehm ruhig war die Nacht und da ich um 10 Uhr schon auf der recht harten Matratze lag ( in Vietnam wird ausschließlich auf Matratzen mit den Graden hart, sehr hart, super hart) geschlafen, bin ich um halb sieben fit für den Aufbruch. Schon nach 5 km gibt es dann wieder eine Straße, die es nicht gibt, aber die Umfahrung ist nicht so schwierig und ich lande dann auf der Autobahn, der ich 3 km folge, um dann wieder auf die Nebenstraße abzubiegen. Diese führt dann immer am Bahngleis nach Hai Phong entlang und verändert sich von der Nebenstraße, zur ruhigen Nebenstraße, zum gut befahrbaren Weg und dann zur Holperpiste, zum Glück nur für drei Kilometer, dann kann ich auf einem schmalen Weg zwischen Reisfeldern zur Landstraße queren, die mich ins nächste Städtchen bringt und dann weiter in Richtung Hai Duong. Das wird dann die erste Etappe auf meiner Strecke und nach eine halben Stunde bin ich auch dort und schaue mir ein paar Hotels an, eins am Ortseingang und ein paar im Zentrum und dann fahre ich wieder aus der Stadt heraus und muss auch hier wieder über die alte Eisenbahnbrücke. Diese wurden von den Briten gebaut und die Infrastruktur ist immer noch so angelegt, dass man immer auf der linken Seite über die Brücke muss, das ist nicht nur hier so, sondern auch noch bei der Long Bian Brücke in Hanoi, dann geht es wieder auf kleinen Straßen durch Reisfelder und kleine Dörfer.
Ich komme ganz gut zurecht mit meinem Maschinchen und hier habe ich erstmals die Möglichkeit ein bisschen aufzudrehen, ich denke viel mehr als 70 km/h ist damit nicht drinnen, aber mehr braucht man in Vietnam auch nicht. Dafür schaffen es die Vietnamesen dann eine ganze 5köpfige Familie,, drei Schweine, 400 Enten oder eine Kuh zu transportieren. Heute geht es etwas fluffiger mit der Aufklärung, lediglich eine Fähre ist einer Brücke gewichen, die zweite Fähre finde ich auf Anhieb und dann ist die recht große Stadt Hai Phuong nicht mehr zu verfehlen. Hier gönne ich mir erst mal eine Pause und einen Kaffee, gefrühstückt hatte ich unterwegs schon eine Nudelsuppe und dann suche ich die Straße mit den Hotels und nehme mir die Karten mit und breche auf zum Fähranleger, der etwa 15 km östlich außerhalb der Stadt liegt, doch soweit komme ich gar nicht, denn vor mir baut sich eine dunkle Wolkenwand auf. Ich überlege nicht lange und fahre die nächste Gelegeheit rechts ran, ein Bia Hoi, also eine Art offene Straßenkneipe, wenn auch jetzt am frühen Nachmittag ohne Gäste.
Das Timing hätte nicht perfekter sein können, nur eine Minute später fängt es an zu tropfen, eine weitere Minute später zu regnen und eine weiter Minute danach gießt es aus vollen Tüten – eine Stunde lang. Das Wasser steht dann gute 15 cm auf der Straße und es regnet noch ein bisschen weiter. Also nutze ich die Zeit für ein erstes und ein zweites Bier auf den inzwischen nicht mehr ganz so frühen Nachmittag und meine Zeitplanung kommt doch recht schnell ins Wanken, wenn ich noch nach Cat Ba fahre, komme ich im Dunkeln an und ich habe keine Ahnung wann und wie ich im Norden wieder von der Insel und dann zurück nach Hanoi kommen, zumal der Wetterbericht weiteren Regen verspricht.
Nach zwei Stunden im Bia Hoi mit zwei Bier fahre ich dann weiter, jaja, ich weiß das ist ganz böse und schlimm und ich muss jetzt Rechtfertigungstatbestände bringen. a) vietnamesisches Bia Hoi Bier hat nur 2% Alkohol und ein Glas Bier nur 0,3 Liter b) wegen des Scheißwetters muss ich eh langsamer fahren c) mir fällt weiter nix ein und ich habe ein schlechtes Gewissen.
Ich fahre noch bis zum Fähranleger. Das sind noch einmal 15 km, aber die letzten 5 km sind Baustelle in hässlichem Industriegebiet, nach dem Regen also ordentlicher Schlamm und Dreck. Ich notiere mir dann dort die Fährpreise und Zeiten und dann mache ich mich auf den Rückweg, Hanoi ist gute 200 km entfernt, das schaffe ich eh nicht mehr am heutigen Tag. Rückwärts nehme ich erst eine andere Nebenstrecke nach Hai Duong zurück, aber das ist im Berufsverkehr nervig und es wird langsam dunkel, also fahre ich die letzten 30 km auf der Autobahn und klemme mich hinter einen Truck bis in die Stadt. Ich wähle das Hotel am Rande der Stadt, leider eine Fehlentscheidung, denn die angehängte Massage ist wohl eher ein Puff und die Leute krakeelen nachts ordentlich herum, zumal ich für außereheliche Abenteuer massiv zu müde bin und die Klimaanlage im Zimmer klappert.