18. Tag: Mittwoch der 18. März 2015
Langwierige Schaukelei
11 Stunden Zugfahrt von Mandalay nach Hsibow, Schaukelei in der Normalklasse, über das Gottheik Viadukt, bei Sonne bis 32 Grad
Um kurz nach drei Uhr morgens ist es noch finster auf dem Bahnhof, die Burmesen haben Matten ausgerollt und schlafen auf dem Bahnsteig, am Ende des Bahnsteiges türmen sich Körbe mit Waren, die auch in den Zug sollen. Schon wenig später werden die museumsreifen Waggons eingeschoben, das verladen der Räder ist kein Problem und koste noch einmal einen knappen Euro pro Rad, das können wir verkraften.
Den Wagon teilen wir uns mit dem „normalen“ Volk, das ist etwas angenehmer als sich in der „upper class“, die auch nicht viel weicher ist, 11 Stunden lang langweilige Travellergeschichten anzuhören. in unserem Wagen tobt am Anfang noch nicht das Leben, denn irgendwie versucht jeder erst einmal eine Schlafposition zu finden, die kleinen Burmesen haben es da einfacher als wir, die können sich so falten, dass sie auf einen Bank passen, bei mir geht das gar nicht. Der Zug schaukelt ordentlich hin und her auf den maroden Gleisen und so kommen wir nur wenig zum Schlafen.
Nach drei Stunden wird es dann langsam hell und lebendig und der fährt mal vorwärts und mal rückwärts. um die Berge hinauf zu fahren geht es nicht durch Kurven, sondern es wird mittels Weichen nach oben gependelt, ich glaube der Zug hat 6 Mal die Richtung gewechselt. im Wagen ist noch reichlich Gepäck untergebracht, vor allem große Körbe mit Tomaten nehmen ihren Weg nach oben, dafür sind die Abteile nicht voll belegt, so dass man doch noch ein wenig hin und herlaufen kann. Die Aussicht macht die Fahrt recht kurzweilig, draußen fliegen trockenen Felder, dann viel Gemüse und dann Getreide vorbei. Letzteres wird gerade geerntet und die Frauen auf den Feldern, froh über eine Abwechslung, winken dem Zug zu.
An jedem Bahnhof wird angehalten und man hat ein wenig Zeit, draußen einen Kaffee zu trinken oder einen Snack zu essen, in Pyinolween ist sogar mehr als eine halbe Stunde Pause, später in Kyaukme auch noch mal so lange. dann werden schnell waren aus und eigeladen und Händler ziehen am Zug vorbei und draußen gibt es Snackstände und Obst, es mangelt also an Versorgung nicht.
Der Höhepunkt der Fahrt ist der Viadukt über die Gottheikschlucht, die Stahlkonstruktion stammt noch von den Briten und im Schritttempo geht es über die schmale Brücke. man traut sich kaum nach unten zu gucken, denn es geht direkt neben dem Zug mehr als 150 Meter in die Tiefe. Glücklich kommen wir auf der anderen Seite an und fiebern nun Dorf für Dorf dem Ende der fahrt entgegen, langsam tun die Sitzflächen weh und dann gegen 15.30 laufen wir endlich in Hsibow ein.
Hier gibt es ein nettes Wiedersehen mit den Töchtern von Mr. Charles in dem gleichnamigen Hotel und dann eine lange, warme Dusche und dann ein kleines Abendessen. Morgen ist Ruhetag und für Helma organisiere ich einen Bootstrip und eine kleine Wanderung, ich werde dann endlich einmal gar nix tun und freue mich schon darauf.