32. Tag: Freitag, der 5. Juli 2013
Gasthaus zur Schönen Aussicht
98 Kilometer vom Stausee hinter Tash Komür bis nach Ketmen Jöbo am Karakul-See, 1400 Meter hoch und 1180 Meter wieder runter, Sonne mit Wolken, drehender Wind bis 28 Grad
Mit den Idioten, die hier noch ihre Party feiern mussten hatten wir wieder keine ruhige Nacht, auf Dauer haben wir hier nur noch vier oder fünf Stunden Schlaf und das ist recht anstrengend. Dafür wird die Strecke heute etwas abwechslungsreicher. Zum einen sind wir in den Bergen zurück. Das heißt natürlich nicht, dass wir viel an Höhe gewinnen, an dem lang gezogenen Stausee geht es immer wieder mal einen Stich nach oben und auf der anderen Seite wieder nach unten. Das ändert sich auch nicht, als wir den dritten Stausee erreichen. Nur wird die Landschaft hier etwas karger, aber in den Kurven am See bieten sich spektakuläre Ausblicke. Vor Karakul dann wird es wieder etwas flacher, eine große Raststätte bietet recht Vernünftiges an, bis zum eigentlichen Ort geht es noch einmal einen Stich nach oben. Als ich etwas in den Wiegetritt geht macht es an meinem Hinterrad wieder einmal „Plöng“ und eine Speiche ist dahin, das rad hat nur eine kleine „8“ und bis zum nächsten Teehaus muss es gehen. Den letzten Stich nach Karakul hoch treffen wir wieder einmal auf Langstreckenradler, zwei Spanier, die schon ein halbes Jahr unterwegs sind. Und auch gut bepackt. Mit dem Gepäck schaffen sie so um die 80 Kilometer pro Tag. Wie froh bin ich da über unsere abgespeckte Variante und vermisst haben wir noch nichts.
Eigentlich hatten wir in Karakul schon Schluss machen wollen, aber es ist noch früh am Nachmittag und das Wetter heute ist mehr als angenehm, nicht zu viel Sonne, nicht zu viel Wind und vor allem nicht zu heiß. Wir plündern die kleinen Lebensmittelläden entlang der Straße, kaufen Kaffee, Gemüse, Nudeln, Brot und Käse und fahren dann bis zur nächsten Teestube, wo ich meine kaputte Speiche repariere, diesmal ist es die Kranzseite, aber so langsam bekomme ich Routine und brauche nicht mehr als eine halbe Stunde, mit auf und abpacken des Gepäcks.
Der Nachmittag zieht wieder alle Register, die eine Radtour haben soll, eine Weile bläst uns der Wind ordentlich ins Gesicht, dafür ist die Landschaft wunderbar grün, es geht einen mittleren Pass noch einmal 400 Meter nach oben, dafür ist die Aussicht toll. Leider ist es nicht möglich am Karakul See einen Zeltplatz zu finden, man kommt einfach nicht ans Ufer, dafür können wir es uns in einer kleinen Raststäte bequem machen, eigentlich dahinter, denn dort gibt es zwei große Sitztische und einen dürfen wir auch für die Nacht okkupieren. Vielleicht ist das auch besser als Zelten, denn am Abend gibt es noch einen kräftigen Gewitterguss. Wir genießen die abwechslungsreichen Wetterwechsel am See, es ist ein bisschen wie im Theater, wir sitzen auf der überdachten Bühne und beobachten die windige Szenerie, die Wolken treiben über den See und die Berge werden von ihnen umhüllt und dann zieht alles wieder für einen spektakulären Sonnenuntergang frei.
Leider schlafen wir unserer kirgisischen Tradition folgend schlecht, erst ruckelt der Wind am Blechdach, dann kommen noch LKW Fahrer zu einem späten Dinner um Mitternacht und um 4 Uhr morgens dann weitere Trucker zum Frühstück.