20. Tag: Sonntag, der 23. Juni 2013
Gorni Badachshans symphatische Hauptstadt
66 Kilometer von Rushan nach Chorog, 450 Meter hoch und 300 nach unten, Sonne und ein paar Wolken bei 30 Grad
Auch morgens rumpelt es noch ordentlich im Bauch, dabei dürfte gar nix mehr zum Rumpeln dort sein nach den zahlreichen Toilettenbesuchen. Halb sieben kommen wir dann los und auch gut voran. Die Straße ist nicht zu schlecht und hügelt auch nicht mehr so extrem vor sich hin.
Nach 10 Kilometern findet sich schon die erste Teestube, eigentlich habe ich noch keinen Apetit, aber ein wenig Brot kann nicht schaden. Am Nachbartisch sitzt eine Gruppe von Tadschiken ebenfalls beim Frühstück. Eine Flasche Wodka ist schon geleert und die zweite angebrochen. Man käme gerade von einer Konferenz in Chorog und sei auf dem Heimweg nach Duschanbe. Bei der Konferenz ging es um landwirtschaftliche Wirtschaftsfragen im Lande und wir sollen jetzt etwas mittrinken. Es bleibt uns keine Wahl und so stürze ich morgens um halb acht den ersten Wodka auf den rumpelnden leeren Magen, etwas später dann noch einen und dann noch einen dritten. Auch Doro bleibt nicht ungeschoren und muss ihr Glas leeren. Erstaunlicherweise bleibt das Zeug dort wo es ist und ein wenig Brot und gebratene Würstchen dazu auch noch. Als wir eine Stunde später wieder aufs Rad steigen, sind meine Magenprobleme vorbei. Gut, dass die angetrunkene Mannschaft in ihrem Lada in die andere Richtung fährt, nach Norden, während wir in leichten Kurven weiter nach Süden fahren.
Je näher wir Chorog kommen, um so breiter wird das Tal und es gibt auch mehr kleine Ortschaften, wir treffen dann auch zum zweiten Male auf Radfahrer, ein französisches Pärchen, welches den Pamir schon hinter sich gebracht hat und auf dem Weg nach Duschanbe ist. Sie sprechen von üblem Wetter in den Bergen, Schnee und Gegenwind. dafür soll die Straße nicht zu schlecht sein. Es bleibt also weiter hin spannend. Dann passieren wir den kleinen Flughafen und sind in dem Städtchen. Im Zentrum gibt es einen kleinen Basar, jede Menge kleiner Läden und ein paar Restaurants und eine Universität. Wir fragen uns nach jedoch zuerst nacheinem Guesthouse durch und finden dieses dann auch am Rande der Stadt. Die Pamir-Lodge sieht dann aber eher aus wie ein Lager der Tour der France. Hier stehen bestimmt ein Dutzend Räder herum. Wir hatten uns schon gewundert, denn der Pamir zieht eigentlich Radfahrer an, doch bisher waren unsere Begegnungen mit Zweiradfahrern recht spärlich. Da waren eher mehr Motorradfahrer unterwegs.
Wir machen es uns in der der Lodge bequem. man braucht hier nicht einmal ein Zimmer nehmen, sondern kann auch unter dem überdachten Vorbau schlafen, aber ich ahne schon, dass dort die Backpacker abends wohl immer in Partylaune sein werden und wir nehmen doch ein Zimmerchen.
Dann kommen erst mal die notwendigen Dinge, wie Duschen und Wäsche waschen und ein Spaziergang ins Zentrum. Dort soll es sogar ein Internetcafe geben, das hat aber heute geschlossen. Dafür entdecken wir den wunderschönen Stadtpark. Hier ist am Sonntagnachmittag richtig tolles Leben. Familien gehen spazieren und Pärchen sitzen Händchen haltend auf einer Bank unter den schattigen Bäumen. Erstaunlich offen und frei geht es hier zu, dazu sprechen viele Leute ein recht passables Englisch, Russisch geht auch wieder besser und jede dritte Verkäuferin hatte in der Schule Deutschunterricht. Wir sind hier wohl in einer Bildungsoase gelandet, direkt an der afghanischen Grenze. Erwartet hatte ich da eigentlich verschleierte Frauen und Männer mit Bärten, aber so ist das wohl eher auf der anderen Seite des Flusses.
Wir besorgen uns noch ein paar Lebensmittel und schlendern wieder zurück in die Lodge. Abends dann kochen wir wieder Nudeln und dazu gibt es einen ordentlichen Salat, nicht nur bestehend aus Gurken und Tomaten, denn auf dem Markt waren auch Rote Beete und Paprika aufzutreiben.