1. Tag: Dienstag, der 28. Mai 2013
Alptraum in St. Petersburg
Flug von Berlin über St. Petersburg nach Buchara…und das Chaos nimmt seinen Lauf
Am Morgen in Berlin klappt alles wie am Schnürchen, mein Reisefreund Leo bringt mich samt im Karton verpackten Rad nach Berlin Schönefeld, der Berliner Feldflughafen, der eigentlich noch lausiger ist als sein westliches Tegeler Gegenstück. Das betrifft die Anfahrt, bei der man ewig mit der S-Bahn durch die Gegend schaukelt und auch den Service vor Ort. Der Vorteil ist, das man hier keine Waage besitzt, um das Gewicht eines Fahrrades, ob mit oder ohne Karton festzustellen, so hat man wenigstens keine Probleme mit dem Übergepäck.
Meine beiden Mitstreiter Monika und Rüdiger sind auch schon eingetrudelt und verpacken noch die Räder mit viel Plastik, dann reihen wir uns in die Warteschlange. Hier läuft alles glatt, wir brauchen für die Räder keinen zusätzlichen Betrag entrichten und so entschwinden dann die Gepäckstücke auf dem Förderband und die Räder am Übergepäckschalter. Allerdings nur mit einem Aufkleber bis St. Petersburg. Wir fragen noch einmal nach, aber die Dame am Schalter lässt sich nicht erweichen, auch Transitgepäck kann nicht durchgecheckt werden. Nicht ganz so schlimm, denken wir, denn wir haben ja schließlich 7 Stunden Aufenthalt und kommen nicht aus dem Flughafen raus, also wenigstens noch etwas zu tun, außerdem kenne ich ja das Procedere von meinem letztjährigen Flug nach Irkutsk. Das hier schon die Ursache für das Chaos der nächsten Tage beginnt ahnt keiner von uns.
Pünktlich hebt unser „Air Rossya“ Flug dann ab und schaukelt ereignisfrei nach St. Petersburg. Auf dem Flughafen dort prangt immer noch das Schild „Leningrad-Stadt der Helden“. Und hier erleben wir die erste Überraschung. Wir kommen nicht an unser gepäck, denn die Gepäckausgabe liegt außerhalb des Transitbereiches. Doch die Dame am Transferschalter sichert uns zu, alles gehe seinen (sozialistischen) Gang und ein anderer Reisender mit dem Ziel Ukraine beruhigt uns, dass sei bei allen Transitflügen so und in der Regel gebe es keine Probleme.
Nun denn, so sitzen wir dann in dem winzigen Transitbereich, der vielleicht gerade einmal 300 Quadratmeter umfasst, über einen Duty-Free Shop, eine Toilette und eine Bar verfügt und das wars dann auch schon. Zum Glück ist nicht viel los und so findet sich eine ruhige Ecke, in der man noch ein Sudoku lösen und ein Nickerchen machen kann.
Allerdings lässt mir die Sache mit dem Gepäck keine Ruhe und so knappe zwei Stunden vor dem Abflug nerve ich noch einmal das Sicherheitspersonal. Der Mann hängt sich an das Telefon und stellt fest, ooohps, das Gepäck steht ja noch am anderen Terminal, er habe aber veranlasst, dass es gebracht werde, die neuen Gepäckabschnitte erhalten wir dann beim Einchecken. Beruhigt warten wir dann ab, bis sich die nicht so vielen Passagiere nach Buchara am Gate versammeln.
Während die anderen Passagiere schon den Flieger besteigen, kommt ein freundlicher Herr von der Security zu uns und will sich noch einmal unsere Pässe ansehen. Dieser prüft er dann mehr als genau, was fast 20 Minuten beansprucht, inzwischen ist es nur noch eine halbe Stunde bis zum Start. Fertig mit der Prüfung winkt er eine schicke Blondine heran, welche uns eröffnet, dass unser Gepäck „arrested“ wurde und wir könnten jetzt in den Flieger einsteigen.
Ich eröffne ihr, dass wir nicht ohne das Gepäck in den Flieger steigen würden und frage, warum die Räder nicht im Flieger seien und ob und wann das Gepäck nachgesendet werden könnte. Das Gepäck sei wegen des Aufkleber nach Petersburg nicht weiter geleitet worden, es könne von uns dann in Buchara angefordert werden und die nächste Maschine ginge erst in einer Woche. Tolle Show.
Und wir sollte jetzt gefälligst in den Flieger steigen, sagt die Dame schon etwas ungemütlich. Auf die Frage, warum wir das erst 15 Minuten vor Abflug erfahren, obwohl wir uns mehrfach um das Gepäck bemüht haben zuckt sie mit den Schultern. Wir hätten jetzt drei Optionen: einmal ohne Gepäck in den Flieger zu steigen oder zurück nach Deutschland zu fliegen oder hier auf den nächsten Flieger nach Buchara zu warten. Der flöge in einer Woche und den Transit dürften wir natürlich nicht verlassen.
Ich will mich kurz mit Monika und Rüdiger beraten aber, die Schnepfe drängelt, sie habe jetzt Feierabend und der Flieger müsse los. Ich erkläre ihr, dass mir ihr Feierabend scheißegal sei, schließlich hätte man alle Probleme in den zurückliegenden 6 Stunden lösen können und wir jetzt 10 Minuten die Problematik abwägen würden.
Wir entschließen uns dann doch in den Flieger zu steigen, ohne Gepäck und erst einmal nach Buchara zu fliegen, denn ein Rückflug, der noch nicht einmal gebucht wäre, brächte keine Lösung, eine Woche im Transit ebenfalls nicht und notfalls muss uns die Airline eben von Buchara wieder zurückbringen, also rein in den Flieger, der dann mit 20 Minuten Verspätung abhebt und in die Nacht entschwebt na wenn das mal kein großartiger Reiseauftakt war!