16. Tag: Montag, der 20. Mai 2013
Die Mutter aller Berge
35 anstrengende Kilometer von Passum bis ins touristische Everest Basecamp und noch einmal 7 Kilometer mit dem Bus bis ins richtige Basecamp, gute 1000 hm Anstieg auf wiederum übler Piste mit grandioser Sicht bei Temperaturen um die 25 Grad
Die Holperpiste hat unsere Zahl der richtig mutigen Radler noch einmal halbiert und so bin ich mit Georg der einzige, der an diesem Morgen aufs Rad steigt. Markus hatte die Holperei an Handgelenk und Rücken ordentlich zugesetzt und Rainer war gestern schon vom Liegerad auf ein „richtiges“ Rad umgestiegen. Trotzdem hat sich für mich hier gezeigt, dass vor allem auf Asphalt das Liegerad dem normalen rad überlegen ist, ebenso meisterte Rainer alle Anstiege, inklusive der beiden 5000er immer am schnellsten.
Zwar haben wir heute noch einmal ordentlich Höhenmeter zu absolvieren, aber die verteilen sich recht gleichmäßig auf die gesamte Strecke und so geht es vor allem am Anfang nur ganz seicht nach oben. Die Frage, ob die Strecke in den letzten 20 besser oder schlechter geworden ist, ist schwer zu beantworten. Damals war die Straße zum Everest auch nicht geteert, es gab wenige Wellblechpiste, dafür aber ab und an Sandlöcher und die Piste führte durchs Flussbett, so dass ich mein Rad damals 10 Kilometer über Flussgeröllschieben musste und das war natürlich auch richtig übel. Der „Rest“ der Strecke war dann wohl ein wenig einfacher zu fahren. Außerdem denke ich, dass mit dem Gepäck, dass ich damals hatte und das waren an die 30 Kilogramm, mein Rad damals etwas besser gefedert war und die Holperei besser geschluckt hat. Auf jeden Fall ging es heute Morgen ebenso mit Wellblech weiter, wie gestern Abend.
Aber auch hier setzt nach 15 Kilometern der psychologische Effekt ein, denn man kommt um einen Berg herum und dann taucht langsam Stück für Stück der Everest zum Greifen nahe, ohne jede Wolke am Gipfel. Und nun macht das fahren endlich wieder Spaß, ich habe das Gefühl, wenn ich noch dreo Stunden weiter radele, dann stehe ich mit meinem Rad knapp unter dem Gipfel, so schnell kommt der berg näher. Unterwegs teilen wir uns die Straße weiterhin mit nervigen Jeeps, aber auch ab und an mit Yaktreks. Vielleicht 20 schwer beladene Yaks blockieren die Straße und ziehen auch nach oben. Mit den Treibern teile ich ein paar Kekse und darf dann Fotos machen, leider ist viel Kommunikation nicht möglich, denn die Männer sprechen nur Tibetisch und kein Chinesisch.
Gegen 13 Uhr erreichen wir dann wieder die 5000 Meter Höhe und dann taucht auch das neue Kloster Rongbuk auf und etwas weiter dann das touristische Everest Basecamp. Hier gibt es vielleicht 20 Zelte mit Restaurants und Übernachtungsmöglichkeiten. Weiter nach oben kommt man dann nur noch mit einer Art Shuttlebus. Diesen nehmen wir dann auch zusammen mit einer chinesischen Truppe und fahren noch weiter 7 Kilometer und 200 Höhenmeter bis in das richtige Basecamp, aber eigentlich nur bis kurz davor, zu den Zelten der Expeditionen darf dann niemand mehr.
Noch einmal genießen wir die Aussicht auf den Berg aller Berg, der sich langsam zuzieht und machen gemeinsam mit den Chinesen eine große Fotosession. Lange wollen wir auch nicht bleiben, denn hier pfeift nun doch ein kühler Wind.
Rückwärts fahren wir dann alle mit unserem Begleitfahrzeug, noch einmal 34 Kilometer Schüttelei und Staub auf der Buckelpiste auf der gleichen Strecke und ohne tolle Sicht, das muss einfach nicht sein. gegen 17 uhr sind wir wieder zurück in unserem tibetischen Guesthouse und entstauben uns notdürftig. Dann gibt es wieder tolles Abendessen unten in der tibetischen Teestube und dann folgt hoffentlich die letzte Nacht mit Hundegebell in diesem Land.