11. Tag: Mittwoch, der 15. Mai 2013
Auf den Spuren der Panchen Lamas
Ruhetag in Shigatze, Besichtigung des Tashilunpo Klosters und Spaziergang in der Stadt, abends Feuertopf, alles bei Sonne bis fast 20 Grad
Der Speisesaal im Hotel ist eine Wucht, das Frühstück recht ordentlich, wenn auch der Kaffee sehr dünn. Nach dem Frühstück geht es dann erst einmal auf die Bank, was wieder eine gute Weile dauert, denn die ATM Automaten wollen kein Geld ausspucken. Und der Tauschprozess ist immer ein recht immenser bürokratischer Aufwand, vor allem der Umtausch der Schweizer Franken ist ein Akt, vor allem, weil man erst norwegisches Geld vermutete, die Ursache dafür ist, dass Norwegen und die Schweiz im chinesischen recht ähnlich klingende Namen haben, aber immerhin, man hätte hier mitten in Tibet auch norwegische Penunzen tauschen können.
Mitten in der Stadt liegt dann ein große Kloster, der Tashilunpo. nach dem Pottala ist der Tashilunpo die bedeutendste Tempelanlage in Tibet, einstmals von bis zu 5000 Mönchen besiedelt. Heute unterhalten ca. 500 Mönche den ehemaligen Amtssitz des Panchen Lama. Der Panchen Lama ist das zweite Oberhaupt des tibetischen Buddhismus und regierte immer im Wechsel mit dem Dalai Lama das Land. Der jetzige Panchen Lama lebt allerdings in Beijing und bekommt dort seine Ausbildung, dabei handelt es sich um den Panchen, der mehr oder weniger von der chinesischen Regierung ausgewählt wurde. Der ursprünglich vom Dalai Lama ausgewählte Panchen Lama ist verschollen und wird wohl auch nicht wieder auftauchen, denn die Exilregierung Tibets in Indien hatte es „vergessen“ den auserwählten Jungen von Beijing bestätigen zu lassen. Doch da der Panchen Lama den nächsten Dalai Lama bestätigen muss, war die Auswahl für die chinesische Regierung viel zu wichtig, also verschwand der eine Panchen und es wurde ein anderer ausgewählt. Woraufhin natürlich nun der derzeitige Dalai Lama überlegt, ob er überhaupt wieder reinkarnieren möchte. Politische Machtspielchen auf höchster Ebene also.
Wie auch immer, wir besichtigen heute den Tashilunpo Tempel. Angenehm ist, dass man hier das tibetische Pilgerleben noch besser als in Lhasa erleben kann, denn am Morgen sind viele Pilger im Tempel unterwegs. Fotografieren ist faktisch unmöglich, da eine Fotoerlaubnis pro Tempel 15 € kostet, fürs Filmen in den Tempeln will man sogar 150 € haben. Na gut, die Trauben sind eh viel zu sauer und das Licht zu schwach für gute Fotos.
Trotzdem ist die Anlage mehr als interessant. Hier gibt es eine mehr als 25 Meter hohe Maitrea- Statue und in den weiteren Tempeln sind die goldenen oder silbernen Begräbnisstupa der verblichenen Panchen Lamas. Einige der Stupa haben die Kulturrevolution nur überstanden, weil ein paar Schlaumeier kommunistische Parolen an die Wände gemalt haben, das “ der Genosse Mao lebe 10.000 Jahre“ ist mit etwas Mühe noch zu erkennen.
Zu Mittag genießen wir in einem traditionellen Teehaus gesüßten Milchtee und eine Schale bissfester tibetischer Nudeln, danach haben wir keine Lust mehr uns um die Khora, die Pilgerstraße um das gesamte Kloster, zu bewegen. Zum einen ist es relativ warm geworden, in der Sonne schon fast kaum noch zu ertragen, zum anderen sind die meisten Pilger morgens unterwegs und so verschieben wir den Rundweg auf den nächsten Morgen.
So bleibt dann noch etwas Zeit für eine Kaffeerunde und Augenpflege, bevor wir uns auf den Weg zu einem Feuertopfrestaurant machen. Der Laden gefällt der Truppe besser, als die Grillerei beim Koreaner gestern. Beim Feuertopf gibt es verschieden Varianten, wir bestellen einen geteilten Topf, in welchem es einen scharfen Sud und eine milde Brühe gibt. Dort werfen wir dann fast zwei Stunden Gemüse, Pilze, Tifu und Fleisch in die Suppe und fischen sie dann gegart wieder heraus. Der „Fang“ kommt dann in einen Dipp und fertig ist ein leckerer happen. Besonders viel Mühe bereiten am Ende die Glasnudeln. Mehr als gesättigt treten wir den Rückweg zum Hotel an.
Unsere Hotelstraße hat noch eine dunkle Seite, hier gibt es sechs oder sieben kleine „Läden“, in deren Schaufenstern gelangweilte Damen sitzen und stricken oder den Lippenstift nachziehen. Natürlich kann man die Damen zum Zwecke körperlicher Dienstleistungen mieten, vor allem in südchinesischen Städten habe ich in ähnlichen Läden wirklich hübsche Mädchen sitzen sehen. Hier jedoch scheint nur die dritte oder vierte Garnitur am Werke zu sein und so hat diese Schaufensterreihe eher etwas abschreckendes als geheimnisvoll verlockendes an sich. In den zwei Tagen hier haben wir auch niemals einen potentiellen „Käufer“ für die Dienstleistungen in einem solchen Laden gehen sehen, vielleicht aber auch nur, weil wir immer mit den Hühnern gegen 21 Uhr oder 22 Uhr ins Bett gehen und möglicherweise das wilde Nachtleben von Shigatze verpassen.