7. Tag: Samstag, der 11. Mai 2013
Alle Wetter!
92 Kilometer von Qushui nach Nangatze, erster Pass Kampa La bei 4785m, 1450 Höhenmeter und Wetter jeglicher Sorte, herrliche Sicht auf den Yamdrok Tso See, alle Wetter bei 5 bis 18 Grad
In Tibet gibt es kein Wetter! Das ist natürlich nicht ganz richtig, in Tibet gibt es kein ein Wetter. Der Wetterbericht von heute hört sich an wie ein Gesamtbericht der Wetterereignisse in Berlin für den Monat April. Doch dazu später.
Der Morgen ist frisch und klar und die Sonne scheint. Wir haben alle recht ordentlich geschlafen und freuen uns auf den ersten Großkampftag. Schließlich geht es heute über den ersten hohen Pass. Geschlafen haben wir auf 3680 Metern über dem Meer und die Straße schraubt sich heute bis auf 4785 Meter über den Kampa La Pass.
Von der Hauptstraße ab geht es in ein idyllisches Tal. Die ersten 20 Kilometer noch schön flach und eben beginnt hinter zwei idyllischen tibetischen Dörfern dann der Anstieg. Die Sicht rundherum ist schon nicht schlecht. Ein paar Gipfel mit ewigem Eis, viele hohe Berge mit einer dünnen Schneeschicht von letzter Nacht. Hintern den Dörfern gibt es noch ein paar Felder, die gerade gepflügt werden, die vor den Pflug gespannten Yaks haben ordentlich zu ackern, so wie wir inzwischen auch. Die eigentlich gemütlichen drei Prozent Steigung lassen uns ordentlich tief und schwer atmen und so kurbeln wir uns langsam nach oben, wobei mit jeder Kurve die Sicht Atem beraubender wird und uns jede 100 Höhenmeter des Atems berauben.
Der Höhenmeter zeigt irgendwann die 4000 Meter und dann die 4500 Meter und dann brauchen wir doch ab und an ein Päuschen mehr. Noch zweihundert Meter Höhe fehlen, da schwappt dann eine dunkle Wolke über den Pass. in den Alpen wäre man jetzt klitschnass, hier fällt der Niederschlag als Schneegraupel. Doch bis zum mit Gebetsfahnen geschmückten Pass war schon wieder die Sonne da, danach wechseln wilde Wolken und Sonnenschein im Minutentakt. Oben ist es recht windig und kühl und wir müssen uns richtig einpacken. Die Sicht ist grandios, vor uns liegt einer der größten Seen in Tibet, stahlblau und Eisriesen in der Ferne; Yamdrok Tso heißt er. Man kann sich gar nicht satt sehen, Fotos sind unabdinglich, vor allem mit den Chinesen, die uns fürs Fotografieren von links nach rechts schleifen, aber wir haben alle unseren Spaß daran. Auch einige Tibeter mit ihren geschmückten Hütehunden haben sich eingefunden, natürlich auch nur, um etwas Geld mit den Fotos zu verdienen. Die Hunderasse ist äußerst selten, den Namen habe ich leider vergessen und die Tiere schweineteuer. Ein solches großes Wollbündel würde ein Liebhaber gegen eine größere Benz-Limousine tauschen und dabei wahrscheinlich noch ein gutes Geschäft machen. Meine Frage, wie denn das Fleisch schmeckt will der Hundebesitzer nicht verstehen oder beantworten.
Ich bleibe natürlich anonym, die Hälfte unserer Gruppe hat den Anstieg gemeistert, die anderen auf alle Fälle mehr als die Hälfte davon. Nun stürzen wir uns in die rauschend Abfahrt runter zum See und machen unten Picknick mit Instant Nudeln und Keksen und Kaffee, danach genießen wir die Sonnenflecken und den straffen Rückenwind. Doch nicht allzu lange, denn dann folgt der nächste Wetterumschwung, am Regen fahren wir knapp vorbei, aber der kalte Wind bläst uns mehr als unangenehm entgegen, man kommt gerade noch mit 10 Kilometern vorwärts. Zum Glück aber, dauert der sehr raue Wetterabschnitt auch nur wieder eine knappe Stunde, dann geht es bei Sonne und Wolken Wechsel weiter, allerdings immer noch mit Gegenwind. So ziehen sich dann die letzten Kilometer ordentlich in die Länge und es ist schon 19 Uhr, als wie endlich in Nangatze angekommen sind. Das Hotel ist einfach und ordentlich, das Warmwasser braucht aber noch etwas und so gehen wir zuerst ins etwas kühle Restaurant und füllen mit schmackhaften Gerichten unsere Energiereserven auf. das ist auch notwendig, denn morgen haben wir zwar nicht so viele Höhenmeter, aber es geht wieder über einen Pass und der hat dann sogar mehr als 5000 Meter zu bieten.