5. Tag: Donnerstag, der 9. Mai 2013
Und ewig dreht sich die Gebetsmühle…
noch einmal Stadtspaziergang und Runde um den Barkhor, Zeremonie mit Pilgern, Räder schrauben und Radladen, dann kleine Stadtrundfahrt, 11 km bei sonnigen 18 Grad
Heute haben wir nicht viele Programmpunkte hinter uns gebracht, das war auch nicht nötig, denn der Rundgang um den Barkhor war äußerst intensiv. Der Barkhor ist die kleinste Khora rund um den Jokhang Temel im Zentrum der Altstadt. Hier geht es wohl auch am lebendigsten in Lhasa zu, was das Pilgerleben betrifft.
Erschreckend ist jedoch wieder einmal die Polizeipräsenz mit Sicherheitskontrolle und X-Ray. Unser tibetischer Führer bekommt sogar sein Feuerzeug abgenommen, wahrscheinlich aus Angst vor den Mönchen, die sich hier aus Protest mit Benzin übergießen und anzünden. Dabei lodert das Weihrauchfeuer aller 200 Meter an jeder Ecke.
Wir reihen uns in die Schlange der Pilger mit ihren Gebetsmühlen ein und folgen dem beständig Mantras brummelnden Volk. Am interessantesten sind die Strecken mit den langen Reihen von Gebetsmühlen, hier kann man am besten die Gesichter der Menschen beobachten. Der Großteil der Pilger sind alte Leute und man trifft nur wenig jung, manchmal Mütter mit Kind, aber es gelingt mir, trotz literweise versprühten Charmes, eine der Mütter mit Kind abzulichten.
Vor dem Jokhangtempel sind die Hardcore Pilger tätig, das heißt sie gehen nicht nur it der Gebetsmühle ihre Runden um die heiligen Stätten, sondern werfen sich hier zu Boden, stehen wieder auf und werfen sich wieder zu Boden und das vermutlich sogar mehrere Tage hintereinander. In den gebetspausen dagegen läuft alles recht locker, man schwatzt mit dem Nachbarn und trinkt Buttertee, bevor man die nächsten 8 oder 88 oder 108 Niederwerfungen macht.
Aus einer schmalen Gasse klingen Mönchsgesänge an unser Ohr, wir drängeln uns mit den anderen Pilgern in einen kleinen Hof, hinter dem sich noch einmal ein kleiner Tempel befindet. Hier wird gerade eine Zeremonie angehalten, ein höherer Mönch hält eine Lehrrede. Nicht das jemand gespannt zuhören würde, aber der Hof ist vollgestopft mit alten Leuten, die ihre Gebetsmühlen rotieren lassen. Dazu macht man einen Plausch mit seinem Nachbarn, murmelt Mantras, hält ein Nickerchen oder trinkt Tee. Im Tempel sieht es ähnlich aus, man kann vor lauter Pilgern, die hier sitzen kaum treten, die laut betenden Mönche in der Mitte des Saales scheinen eher stoisch gelassen, als von religiösem Eifer erfüllt. In einem hintern Raum werden die Yakbutterkerzen gefüttert, es ist düster und rauchig.
Zurück im Hotel montieren wir die Räder, die wir aus Katmandu mitgebracht haben, die anderen sind laut unserem Führer schon unterwegs vom Bahnhof, das schon seit zwei Stunden. Schließlich gehen wir noch Mittagessen und dann endlich noch eine weitere Stunde später, sind die drei Kartons da. Das basteln dauert seine Zeit und unser Schreck ist groß, denn bei einem Rad ist der Bolzen gebrochen, der die Vorderradbremse hält. Reparatur nicht möglich, zumindest für uns. In dem kleinen Radladen zwei Ecken weiter schafft es jedoch der Monteur, den abgebrochenen Bolzen herauszulösen und hat sogar Ersatz. Und nach einer halben Stunde ist das Rad wieder bremsbereit wie eh und je.
Leider ist es jetzt schon zu spät für unseren Ausflug ins Kloster Sera, also radeln wir ein wenig durch die Stadt, am Lhasa Fluss entlang und dann wieder zurück. Da heute die Sonne lacht, halten wir noch einmal für ein Fotoshooting vor dem Pottala Palast. Dann ist es auch schon wieder Zeit fürs Abendessen in einem winzigen Restaurant, der „Speisesaal“ im ersten Stock dient nebenbei auch als Gerümpelkammer, dem Geschmack des Essens tut dies allerdings keinen Abbruch.
Morgen dann endlich unser erster Radeltag, hoffen wir, dass die letzten leichten Kopfschmerzen dann auch weg sind, noch erwarten uns keine Höhenmeter, aber wohl auch keine luxuriöse Übernachtung mit Internet, deshalb wird der nächste Blogeintrag wohl ein paar Tage warten müssen.