4. Tag: Dienstag, der 5. Februar 2013
Ein Tag in Hanoi
16 km durchs Zentrum von Hanoi auf dem Rad, gemeinsam mit 6 Millionen Hanoiern auf Mopeds, Besichtigung des Literaturtempels und der Altstadt, Spaziergang am Kiemsee
Ein Tag in Hanoi und eine Reise in Vietnam müssen mit einer kräftigen Nudelsuppe, genannt Pho Bo, beginnen und gleich um die Ecke gibt es eine solche Nudelbude, in welcher wir uns für den Tag stärken und nebenbei schon einmal einen Blick auf den Mopedverkehr werfen können. da müssen wir dann gleich durch. Nach der schmackhaften Suppe steigen wir auf die Räder und biegen in die Kim Ma Straße ein, mitten in den dichten Strom der Mopeds. Und hier darf man keine Angst haben und muss sich einfach treiben lassen und es funktioniert auch für Katrin und Frank sehr gut. ich konnte ja vor drei Jahren schon 6 Monate Erfahrungen sammeln, als ich am hiesigen Goethe Institut unterrichtete.
Bis zum Literaturtempel ist es nicht weit. Wir schlendern durch die schöne Anlage des konfuzianischen Tempels. im 17 Jahrhundert wurden hier die Prüfungen für die Beamten abgehalten. dazu musste ein Aufsatz verfasst werden. Die Liste der Absolventen ist noch heute in Stein gemeißelt zu sehen. Anträge, Namen von der Steintafel zu löschen, weil die Anwärter abgeschrieben oder fehlerhaft zitiert haben sind bisher nicht bekannt geworden. Interessante als der Tempel ist die Straße davor. In einer Woche findet das vietnamesische Neujahrsfest statt und deshalb haben in diesen Tagen die Kalligraphen hier ihre Stände aufgebaut und verfassen Texte oder malen kleine Tuschebilder auf Bestellung, die erworben werden können.
Zu Mittag probieren wir die vietnamesische Version der Boulette, es ist eine kleine Hackfleischpastete, die mit Nudeln, frischen Kräutern und Suppe serviert wird, recht lecker. neben der Boulettenbude ist die „Bank“. In einem kleinen Laden kann man schnell und effektiv Geld wechseln, die Prüfung meines 500 € Scheines bedarf nicht einmal einer Sekunde und nach einer halben Minute bin ich mehrfacher Millionär. Der Kurs liegt bei 1: 28.000.
Der richtig dichte Verkehr findet dann in der Altstadt rund um den Hoa Kiem, den Kiemsee statt. Wir treffen hier noch auf eine Schülerin von mir und schlendern um den See. Hier finden sich täglich hundert von Hanoiern zum Spazierengehen ein oder es werden die obligatorischen Hochzeitsfotos gemacht. Auf jedenfalls herrscht zu jeder Tageszeit und besonders am Abend reges Leben hier am See. in der Mitte des Sees befindet sich eine dreistöckige Pagode, welche dem Spiel „Türme von Hanoi“ ihren Namen gegeben hat. Bei dem Spiel geht es lediglich darum eine Holzpagode umzuschichten und ich habe darüber auch schon einmal einen Artikel geschrieben. Der Geheimtipp am Kiemsee ist ein kleines Cafe. Das erreicht man, indem man durch eine unscheinbaren Laden hindurchgeht und dann kommt man über eine Gang in einen dunklen Innenhof, der hübsch ausgestaltet ist mit kleinen Buddhas und anderen Figuren. Über eiserne Treppen geht es nach oben bis aufs Dach und hier bekommt man den Kaffee mit der besten Aussicht in der Stadt. Vietnamesischer Kaffee an sich ist schon ein geschmackliches Erlebnis, denn die Bohnen aus eigener Ernte vom Zentralen Hochland haben ein eigenes Aroma und der Kaffe wird als sehr starker Mokka in speziellen Filtern aufgebrüht.
Dann drängeln wir uns zu Fuß durch die Altstadt. ursprünglich gab es 36 Gassen, die nach Gewerben geordnet waren. das ist heute nicht mehr so, aber trotzdem findet man oft in einer Straße nur Läden mit Farben oder Metallwaren oder Papierwaren oder mehrere Läden mit Süßigkeiten oder Kaffee nebeneinander. das Gedränge auf der Straße ist unvorstellbar und wir sind froh, dass wir die Räder am Kiemsee haben stehen lassen. An einer Kreuzung lassen wir uns an einem Eckladen auf kleine Plastikhöckerchen nieder und genießen Bia Hoi. das ist auch eine Hanoier Spezialität eines erfrischenden Dünnbieres, das eigentlich fast überall in der Stadt angeboten wird. Beim Genuss des erfrischenden Getränkes mit angenehm niedrigen Alkoholgehalt genießen wir das Straßenleben, welches sich auf der Kreuzung vor uns abspielt. das ist besser als ARD und ZDF zusammen und Rundfunkgebühren werden nicht kassiert, für 0,3 Liter des Bieres legt man 30 Cent auf den Tisch, natürlich in vietnamesischen Dong.
Mit dem leichten Alkoholspiegel im Blut machen wir uns auf den Weg zurück, stoppen beim Chinagrill mit allerlei Leckereien vom Grill. der Frosch ist ein Gourmeterlebnis, der Tofu und das „normale“ Fleisch ist lecker, dazu gibt es Kimchi und einen scharfen Dipp und noch einmal Bier. danach fällt der Weg durch den unendlichen Strom der Mopeds noch leichter. Recht müde sind wir und noch ist der Jetlag nicht ganz überstanden und so sind wir nicht so spät nach einem ereignisreichen Tag im Bett.