Des Buddhas 8 Goldene Haare
Besuch in der Shwedagon Pagode Myanmars Hauptstadt Yangon, Eintauchen in die Menge der Pilger
Fast jedes Land in der Welt hat seine Wahrzeichen und Symbole, die in unseren Köpfen zu einer Einheit zusammen wachsen. Wenn irgendwo das Wort China auftaucht, da kommt sofort der Gedanke an die Große Mauer und wer hat bei einem Gedanken an Paris nicht sofort den Eiffelturm als Bild vor sich. Und genau diese Bedeutung hat die Shwedagon Pagode für Burma oder Myanmar.
Auch für jeden Burmesen ist es ein Traum, mindestens einmal im Leben ehrerbietig das Haupt vor der Pagode gesenkt zu haben. Und es ist wirklich eine Sehenswürdigkeit, die es wert ist, von weit her zu kommen und den vergoldeten Bau im Zentrum der burmesischen Hauptstadt zu besuchen….
……..Doch auch heute wieder der Reihe nach. Inzwischen bin ich auch schon zum fünften Mal im Land und die Faszination hat nicht nachgelassen, im Gegenteil. Seit meinem ersten Besuch, ich glaube das war 2004, hat sich viel verändert und doch nicht so viel geändert. Das Lächeln der Menschen, die tollen Thanaka Gesichter, die Entschleunigung des Alltages ist geblieben.
In zwischen hat aber auch die moderne Welt begonnen von Myanmar Besitz zu ergreifen, vor allem in der Hauptstadt ist es „In“, ein Handy oder besser ein Smartphone zu haben. Das ist inzwischen für viele Leute erschwinglich geworden, ebenso sind die Restriktionen für den Besitz eines Autos gelockert worden und so bestimmen große, dicke Geländewagen immer mehr das Straßenbild. Geändert hat sich vor allem das Leben für die Mittelschicht, die jetzt investieren und größere Gewinne einfahren kann. Für den Jungen, der für 50 € im Monat 30 Tage ohne Pause von früh bis spät im Teehaus arbeitet hat sich nichts verändert, ebenso für die Marktfrauen, die Trikshawfahrer, den Bauern auf dem Feld, den Transportarbeiter im Hafen. Das sind diejenigen, die am wenigsten vom Wandel profitieren, aber in der westlichen Presse niemals eine Stimme haben.
Die Versorgung mit Elektroenergie hat sich verbessert, die täglichen Stromausfälle gibt es immer noch, aber die sind in der Regel nach 5 Minuten schon wieder vorbei. Mit der neuen Regierung und sanften Öffnungspolitik des Landes hat sich das Land etwas aus den Negativschlagzeilen katapultiert.
Geblieben ist die leidige Debatte, wwie das Land nun korrekt heißt: Burma oder Myanmar. Politisch unanfechtbar ist Myanmar, doch Burma, auch wenn das land von den britischen Kolonialherren so benannt wurde ist meines Erachten auch nicht verkehrt, handelt es sich dabei lediglich um eine Aussprachevariante, wenn man phonetisch das „M“ in Richtung „B“ verwurschtelt, dann sind beide Varianten nicht so weit von einander entfernt. Deshalb verwende ich auch Beides gleichberechtigt in meinen Texten, ohne eine differenzierte inhaltliche oder politische Wertung; außerdem ist die Adjektivbildung zu „burmesisch“ doch die angenehmere.
Eigentlich wollte ich mit dem diesjährigen Besuch der Shwedagon noch warten, bis meine Reisgruppe hier eintrudelt, aber wegen des Vollmondes gab es auch um die Pagode eine Art Festival und es kommen natürlich Unmengen mehr Besucher als an normalen Tagen.
Uns so war es dann auch, die Zufahrt von der Ostseite hat sich in eine Lange Reihe mit Verkaufsständen für Klamotten und Kitsch, sowie in eine lange Meile mit Essständen und Teebuden verwandelt. Und es sind wirklich Unmengen von Leuten hier, drängeln ist gar nicht mehr möglich, man kann und muss sich einfach nur vom Strom der bunten Masse treiben lassen. Mönche und Nonnen fallen sofort durch ihre rote bzw. rosa Kleidung auf. Ich bewundere vor allem die Frauen mit ihren tollen Laungys und bin ein bisschen traurig, das ich heute nicht auch in meinen Chin-Stil Laungy geschlüpft bin, aber der Wickelrock ist auf dem Fahrrad doch rech unpraktisch. Die wenigen burmesischen Radler haben das Problem elegant gelöst, sie radeln vorwiegend auf Damenrädern mit niedrigem Durchstieg.
Auf halber Strecke zur Pagode löse ich mich noch einmal aus dem Strom der Masse und trinke einen Kaffee und lasse die lachenden Familien an mir vorüberziehen.
Genug Zeit habe ich mitgebracht und so geht es nach einer halben Stunde weiter. Am Fuß der Pagode müssen sich alle ihrer Schuhe entledigen. Kinder verteilen Plastikbeutel für die Sandalen, Fragen aber nach einer kleinen Spende. Mein kleiner Plastikbeutelverteiler-Junge hat an den Füßen nur einen einzigen Latsch und der ist auch noch 6 Nummern zu groß, vielleicht investiert er ja meine Spende. Eintritt in die Pagode zahlen nur Ausländer und der beträgt 5 USD, für ein Land wie Burma recht viel, aber doch angemessen an der Pracht der Anlage. Der Shwedagon ( der Stupa ) liegt auf einem Hügel im herzen von Yangon. Über vier Eingänge kann man den Platz auf dem Hügel erreichen, in dessen Zentrum sich der 98 Meter hohe Stupa befindet. Rundherum gibt es zahlreiche kleinere Stupa und Tempel mit unzähligen Buddhafiguren in allen nur erdenklichen Positionen. In allen vier Ecken befindet sich ein Boddhi-Baum (Ficus religiosa), angeblich alles Ableger des Baumes unter dem der historische Buddha die Erleuchtung erlangt haben will.
Wann immer man die Shwedagon betritt, ist der Anblick berauschend, den der Körper des Stupa ist mit mehreren Tonnen Gold belegt und an den Schirmen auf der Spitzen des Stupa schimmern und funkeln Diamanten, Rubine und andere Edelsteine. Wie Alt der Stupa ist, ist bis heute unbekannt, der Legende nach mehr als 2500 Jahre. Zwei Händler sollen noch zu Lebzeiten des Buddhas 8 Haare des Religionsstifters von einer Indienreise mitgebracht haben, welche in den Körper des Stupas in einem Kästchen mit eingemauert worden sein sollen. Damals sei der Stupa aber nur 10 Meter groß gewesen. Unzählige Male sei der Stupa jedoch verfallen oder von Erdbeben zerstört und immer wieder aufgebaut worden, jedes Mal größer und prächtiger. Historisch belegt ist die Existenz der Shwedagon seit dem frühen 15. Jahrhundert, mit einer Größe von 18 Metern. In den folgenden Jahrhunderten wurde die Shwedagon dann systamatisch bis auf ihre heutige Höhe von 98 Metern erweitert. Seinen leuchtenden Glanz erhält der Stupa von über 13.000 Goldplatten mit einem Gewicht von mehr als 60 Tonnen Gold, nach meinen stümperhaften Rechenversuchen hat das einen derzeitigen Wert von 33 Milliarden USD !!!!!! Und da ist der 76 karätige Diamant an der Spitze noch nicht eingerechnet.
Auf dem warmen Marmorboden umrunden die Pilger die Pagode, anders als bei den Tibetern ist keine Richtung vorgesehen. Viele Menschen stoppen an den Symboltieren ihres Geburtstages, gerechnet wird in Myanmar nicht nach Monaten oder Jahren, sondern nach den Wochentagen. Und, das besondere ist: die Woche hat 8 Tage, der Mittwoch ist geteilt in Vormittag und Nachmittag. Vor einzelen Buddhafiguren lassen sich manchmal ganze Familien zum Gebet nieder, kleine Kinder toben dazwischen herum, manche versuchen sich auch schon im Falten der Hände. Ich liebe es, hier die Menschen zu beobachten, Freude, Ruhe und Frieden liegt auf den Gesichtern.
Langsam senkt sich die Sonne im Westen und die goldene Farbe des Stupa leuchtet wärmer und intensiver und man mächte jeden Augenblick ein Foto machen. Besonders schön wird es, wenn dann die Scheinwerfer angestellt werden und der Stupa in den dunklen Abendhimmel strahlt. Jetzt noch einmal eine Runde im Gewimmel. Überall werden Kerzen angezündet und es herrscht ein wahrhaftig andächtige Stimmung an der Shwedagon Pagode.
Wieder einmal habe ich drei Stunden für meinen Besuch gebraucht, bevor ich mich wieder nach draußen treiben lasse und ich freue mich, dass ich in der nächsten Woche mit meiner Gruppe noch einmal hier sein werde.
Am 8. November 2012 um 09:38 Uhr
Hab grad das Bild Nr. 17 als Hintergrundbild am Desktop abgespeichert und freu mich schon riesig auf nächstes Jahr.
Vielen Dank für die ganz ausführliche Berichterstattung ……. da kann man die Stimmung aufgrund deiner Foto`s fast spüren … nur der Geruch von den Kerzen fehlt noch ! Räucherstäbchen seh ich da aber nirgends … der Geruch ist noch besser !