43. Tag: Montag, der 10. September 2012
Im Schatten Manjushris
weiterer Ruhetag am Wutaishan und Besichtigung weiterer Tempel und Klöster
Der heutige Tag steht erst einmal im Schatten des Geldtausches. Gestern hatte ich hier kein Geld tauschen können, da am Vortag der Rechner abgestürzt ist, der Fehler war natürlich bis heute nicht behoben worden. Aber ich habe keine Lust mich wieder wegschicken zu lassen und erkläre, dass wir heute Abend in die Bank mit unseren Isomatten einrücken und es uns bequem machen würden und frage, ob es hinten wenigstens eine Dusche gebe. Das veranlasst dann die Managerin etwas zu mauscheln und nach -zig Telefonanrufen tauscht sie privat das Geld um und wir werden die Nacht nicht in der Bank zubringen müssen.
Der Shuttlebus bringt uns dann in den oberen, nördlichen Teil des Ortes, wo sich dutzende weiterer Tempel befinden. Wir beginnen am Dayuanta Tempel. In dessen Zentrum befindet sich ein großer weißer Stupa aus der Ming Dynastie. Dieser Stupa, Sarira Stupa genannt, was „buddhistische Religie“ bedeutet ist auch der Anziehungspunkt für „richtige“ Pilger, also nicht nur für Touristen oder/und Chinesen, die einmal ein Wochenende Buddhismus praktizieren wollen. So finden sich auch Gruppen aus Tibet, die Frauen erkennt man an den vom Wetter gegerbten Schürzen und den bunten Röcken, die Männer am etwas „wilderen“ Aussehen. Im Eingangsbereich kommt mir eine tibetische Nonne recht bekannt vor und ich frage sie, ob sie denn im letzten Jahr auch schon hier gewesen sei. Sie freut sich und erinnert sich, dass ich letzten Jahr schon Fotos von ihr gemacht hätte. Für den Leser lässt sich das auch im Blog schön nachsehen.
Dem Leben in den Tempel ließe sich unendlich zusehen, ebenso könnte man hunderte von Hallen in diversen Baustielen bewundern und verschiedenste Buddhafiguren und Boddhisattvas. Wir tun dies auch gute zwei Stunden lang und streichen durch die Komplexe hier im Zentrum. Dann wechseln wir duie Flussseite und steigen zu einem weiteren Tempel ganz nach oben, eigentlich hatten wir eine grandiose Aussicht erwartet, aber das Wetter hat sich ein weing verschlechtert und so liegt das weite tal im trüben Dunst. Dieser oebere Tempel ist dem Boddhisattva Manjushri gewidmet, wie auch das ganze Gebiet. Wutaishan, das bedeutet Fünf Gipfel Berg und jeder Gipfel bedeutet eine andere Manifestation des Boddhisattvas, so ist ein Gipfel für den jugendlichen Manjushri, einer für Majushri den Wissenschaftler, einer für M. den Weisen, und für M., den Löwen der Rede. Aber die Gipfel liegen heute auch im Dunst, aber wir werden sie morgen bei der Fahrt heraus aus dem Tal noch einmal sehen können.
In den Tempel wird Majushri mit einem flammenden Schwert in der linken Hand, der männlichen oder Methodenhand dargestellt. das hat nichts mit Gewaltbereitschaft zu tun, sondern mit dem Schwert wird die Unwissenheit zerschlagen. In der rechten Hand, der weiblichen oder Weisheitshand tragen die Darstellungen des Boddhisattvas in der Regel eine Schriftrolle, die Wissen symbolisiert. Mitunter kann auch Manjushri ziemlich weibliche Züge tragen und wird auch auf einem Löwen reitend dargestellt.
In diesem Zusammenhang habe ich auch noch einmal darüber nachgegrübelt, warum man z.B. den Avalokitesvara auch als weibliche Darstellung findet, aber als Buddha/ Boddhisattva hat ma ja alle Gegensätze überwunden und damit ist es völlig gleich in welcher Form der Boddhisattva wieder auftritt. Historisch gesehen hat es natürlich mit dem Pragmatismus des Buddhismus als Religion zu tun, nämlich feminine Gottheiten anderer Vorreligionen „einzugemeinden“, ebenso lässt sich natürlich ein „Gott“ der Barmherzigkeit in einer weiblichen Form besser „vermarkten“.
Bleibt dann wieder die Suche nach einem befriedigenden Restaurant, aber heute werden wir belohnt, etwas weg von der Hauptstraße, auf der anderen Seite des Flusses gibt es ein paar sehr schöne Familieguesthäuser. Die Unterkünfte dort sind zwar recht einfach, aber blitzsauber und gemütlich, hier könnt man sich mit einer großen Gruppe wunderbar in einem der Höfe einnisten. Zu den Herbergen gehört auch ein Restaurant und das ist richtig gut. Neben Wildpilzen und Wildkräutern gibt es auch die üblichen gebratenen Gerichte und wir schlemmen uns hier fast zwei Stunden durch, incl. Kerzenlicht, denn zwischendrin ist der Strom einmal für eine halbe Stunde weg, was dem Genuss keinen Abbruch tat.