20. Tag: Samstag, der 18. August 2012
Im Schatten Dschingis Khans
36 Kilometer vom Hustai Nationalpark bis zum Dschingis Khan Reiterdenkmal, dann Transfer nach Ulaan Baatar, 2 Stunden im Stau, anfänglich Regen bei 14 Grad, dann wieder angenehm bei 25 Grad
Es ist wirklich bitterkalt, vielleicht 10 oder 12 Grad und es regnet, als wir am Morgen starten. Die Felsen im Terelji Tal liegen in dunklen Wolken, aber das Glück bleibt uns treu und nach einer halben Stunde hört der Regen auf und wir lassen den Nationalpark hinter uns.
Heute nun ist es für Doro und Michael der letzte Tag auf den Rädern, bevor sie wieder zurück nach Deutschland bzw. in die Schweiz müssen. Dafür stößt dann Carola, einen neuen Teilnehmerin, zu unserer kleinen Gruppe.
Bevor wir in der Hauptstadt einlaufen machen wir uns auf den Weg zum Dschingis Khan Denkmal. Das ist ein gewaltiges Reiterdenkmal (das größte Reiterdenkmal der Welt) irgendwo in der Steppe ungefähr 60 Kilometer östlich der mongolischen Hauptstadt. Schon von ein Paar Kilometern Entfernung lässt sich der silberne Koloss erkennen. Die Straße dorthin ist lausig, obwohl seit 1996, seit der Eröffnung des Denkmals, jeder Tourist, ob in- oder ausländisch dorthin gekarrt wird. Vorsichtig drängeln sich die Autos um die großen Schlaglöcher, stellenweise ist der Asphalt so schlecht, dass die Fahrzeuge für ein paar hundert Meter gleich vollständig auf die Pistenspuren neben der Straße wechseln. Die Einfahrt zum Denkmal ist dann wieder bombastisch, ein Triumphbogen geziert von einer grimmigen Reiterhorde.
Wir steigen auf zum Denkmal, in dessen Sockel es noch ein Museum zur Geschichte des Hunnenreiches gibt und eine kurze propagandistische Filmvorführung zum Bau des 40 Meter hohen Reiterdenkmals. Eigentlich hatte man eine komplette Umgestaltung der Landschaft in der Umgebung geplant, das wird wohl aber niemals vollendet werden, denn der Marmor an den Treppen bröckelt schon wieder, ebenso wie die Nebenwege auf der einstmals großzügig geplanten Anlage verwildern, so dass Dschingis Khan hier wohl recht einsam in der Steppe bleiben wird, denn außer dem Denkmal gibt es keine touristische Struktur, nicht einmal einen Kaffee kann man trinken und auch keine fliegenden Händler bieten Postkarten und Souvenirs an.
Wir steigen dann auf die Aussichtsplattform, die sich auf dem Kopf des Pferdes befindet und werfen noch einen Blick in die Weite Steppe, dann geht es die dunkle und schmale Treppe wieder hinunter.
Dann bleibt uns noch der Weg in die Hauptstadt. Michael und ich steigen in den Bus, der Wind bläst uns heftig entgegen und die schlechte Straße ist doch recht straff befahren. nach nicht einmal 10 Kilometern folgen auch die anderen, die keine Lust mehr haben, von den langen Staubfahnen der Autos und Busse eingedreckt zu werden.
Die Einfahrt in die Stadt ist wieder eine verkehrstechnische Katastrophe. Im gesamten Zentrum geht es nur noch im Schritttempo voran. Eigentlich geht hier nichts mehr, aber es ist auch keinerlei Änderung in Sicht, von Infrastrukturprojekten fehlt jede Spur und so werden sich in den kommenden Jahren noch hunderttausend weitere Fahrzeuge hier durch den Verkehr wühlen. Wieso tauschen viele Nomaden ihr freies Leben in der Steppe und in der Jurte gegen dieses Dreckloch ein, das kann ich nicht verstehen.
Am spätren Nachmittag bleibt gerade noch Zeit, den Staub vom Leib zu spülen, dann tingeln wir zum Abendessen in ein mongolisches Lokal mit Livemusik. Kehlkopf und Obertongesang faszinieren uns, dazu einige traditionelle Instrumente. Leider ist das Konzert nach einer halben Stunde schon wieder vorbei. Ein Japaner am Nachbartisch und ein komplett betrunkener Mongole sind trotz der eindringlichen Melodien und Rhythmen in den Tiefschlaf verfallen.