12. Tag: Freitag, der 10. August 2012
Neues Land-neues Glück
nur 28 km über die mongolische Grenze von Kjachta nach Suchbaatar, erstes mongolisches Mahl und Spaziergang durch das Städtchen
Am Morgen stehen wir relativ zeitig an der Grenze und dort öffnet gerade das Lokal, also investieren wir unser russisches Kleingeld noch in ein eierhaltiges Frühstück und verabschieden uns von unserem Fahrer Peter. Unser Dank gilt hier auch noch einmal Gerhard Nenke in Leipzig mit seinem Reisebüro Weit-Blicke, der uns die russischen Visa besorgt hat und den russischen Teil unserer Reise organisiert hat, ebenso wie Julia von Baikal-Kanikului, die mit der praktischen Abwicklung unseres Russlandtrips beschäftigt war. Bolschoi Spassibo! Es hat alles wunderbar prekrasnui geklappt und wir haben viele Eindrücke und Erlebnisse mitgenommen.
An der Grenze treffen wir einen schwedischen Österreicher, der seit Mai mit dem Rad von Stockholm hierher unterwegs war, Wilfried. Natürlich kommen wir unverzüglich ins Gespräch. Wilfried ist Lehrer und hatte vor vielen Jahren mal eine Liste gemacht, auf welcher er notiert hatte, was im Leben noch zu tun sei. neben dem Bau eines Hauses, was er in den letzten Jahren verwirklicht hat, stand dort auch eine Fahrradweltreise und diesen Traum verwirklicht er nun jetzt. Außerdem will er seinen Schülern zeigen, dass man auch mit emissionsfreiem Reisen um die ganze Welt kommt. (www.travellingwithoutemissions.tk)
Der Abschied vom russischen Bären geht schnell. In diesem Jahr lässt man uns vor der Grenze nicht warten, sondern wir werden gleich herein gewunken. Nach 20 Minuten haben wir die russischen Formalitäten hinter uns gelassen und noch einmal solange brauchen die Mongolen, um uns reinzulassen. Alles läuft ohne Probleme ab. Und wir tauschen unsere Rubel in die neue Währung, den Tugruk. Für einen Euro gibt es dafür 1650 Tugruk.
Auf der anderen Seite wartet Mugi von Mongolei Reise auf uns. Dabei hat sie Alga, unseren netten Fahrer vom Vorjahr und sie wartet schon mit einem Kaffee auf uns. Eine Stunde haben wir gewonnen und so sind wir heute noch sehr zeitig dran. Nur 28 Kilometer sind es bis nach Suchbaatar, noch ist die Strecke nicht spektakulär, es geht durch eine Grasebene in die kleine Stadt mit ca. 20.000 Einwohnern. Das Hotel ist unerwartet schick, es hat gerade eröffnet, lediglich das warme Wasser funktioniert nicht. Wir starten zu einem kleinen Rundgang durch das Städtchen und am Markt gibt es einen kleinen Zwischenfall. ich kenne die Mongolen als sehr fotofreundlich, man kann überall gut fotografieren und die Leute haben auch Spaß daran. Nicht so ein mongolischer Händler, der aufspringt und mir die Kamera aus der Hand rei0ßen will. Er ist unheimlich aggressiv und lässt sich kaum beruhigen, auch als ich anbiete die Bilder sofort zu löschen, aber selbst das lässt er nicht zu und beginnt eine Rangelei. Dann können wir ihn beruhigen und die Situation entspannt sich wieder.
In einem kleinen Laden bekommen wir eine gute Mahlzeit mit Rindfleisch und Nudeln und einer tollen Kimchi-Suppe, das koreanische eingelegte Gemüse hat auf seinem Siegeszug um die Welt also auch die Mongolei erreicht.
Das Städtchen ist obgleich seiner niedrigen Einwohnerzahl Provinzhauptstadt und obwohl es vorwiegen Holzhäuser im russischen und Betonbauten im sozialistischen Stil gibt, also wie in Russland, macht alles einen etwas saubereren und gepflegteren Eindruck als auf der anderen Seite der Grenze. Auf einem Hügel am Rande der Stadt gibt eine moderne Skulptur einer mongolischen Prinzessin, verkörpert ist keine besondere Person, sondern die Stellung der Frau in der Mongolei soll damit betont werden. Einen schönen Blick hat man über die Grassteppe, gleich am Stadtrand hinter der Eisenbahn stehen ein paar Jurten und die Viehherden weiden in der Nähe. Auf dem Rückweg durch die Gassen fällt ein Auto besonders auf, nicht nur wegen seines sportlich-proletarischen Tunings, sondern wegen seiner Bemalung, auf der einen Seite ein Indianerkopf, auf der anderen eine Reichkriegsflagge mit Hakenkreuz, die hier definitiv kein buddhistisches Symbol darstellen soll. Aber mit dem Wiederaufleben eines starken Nationalismus in der Mongolei, in der nachsozialistischen Zeit kam auch Dschingis Khan wieder zu Rang und Ehre, fällt wohl auch schon einmal ein stumpf-dumpfer Blick auf andere historische Führungsfiguren in der Weltgeschichte. Mugi versichert uns, dass es sich um Sicherheit um einen Idioten und Einzelfall handelt.
Beim Abendessen probieren wir dann Dschingis Bier, welches sehr erfrischend und lecker ist, und am Abend bin ich mit Alga, unserem Fahrer, auf einem Zimmer und wir probieren dann einen kleinen Schluck des „Dschingis“ Wodkas. Damit lässt sich die Kommunikation dann etwas ankurbeln, denn wir haben keine einzige Sprache gemeinsam, trotzdem funktioniert es ganz gut, auch über die Olympischen Spiele in London, nach zwei Runden im Boxen liegt der mongolische Boxer vorn, muss aber leider in der dritten Runde zuviel vom Litauer einstecken und verliert den Kampf. Darauf brauchen wir dann noch einen Schluck vom „Dschingis“.