2. Tag: Dienstag, der 31.Juli 2012
Wer zum Teufel ist Erich Hartmann
Stadtspaziergang und Rundfahrt durch Irkutsk, Foodshopping auf dem Markt und abendliches Picknick und Wodkatrinken am Ufer der Angara bei sommerlichen sonnigen 28 Grad
Gut sind wir, denn wir starten den Tag mit 30 Minuten Yoga auf dem Flur des Hotels, zur körperlichen Ertüchtigung nach dem langen Flug und zur Erbauung des Etagenpersonals noch vor dem Frühstück.
Pünktlich um 10 Uhr wartet dann Slawa, unser Stadtführer, und wir starten mit einem Spaziergang an der Duma vorbei und den wichtigsten russisch-orthodoxen Kirchen vorbei zum Ufer der Angara mit dem neu errichteten Kosakendenkmal zum 350 Jubiläum der Stadtgründung im letzten Jahr. Die erste Siedlung am Fluss wurde von den verwegenen Reitern hier gegründet. Die schönen Verwaltungsgebäude haben wir einem Stadtbrand zu verdanken, der das hölzerne Zentrum im 19. Jahrhundert vernichtete, danach entstanden die klassizistischen Bauten und Irkutsk wurde zum „Paris Sibiriens“. An der ewigen Flamme zum gedenken an den Sieg im Großen Vaterländischen Krieg gegen die deutschen Faschisten werden heute die Polizeitruppen vereidigt und so bekommen wir stramme Jungs in Uniformen und fesche Mädels in Highheels zu sehen, die Vereidigung an sich ist so langweilig wie alle Vereidigungen der Welt, so dass wir schnell weiterziehen.
Geschichtlich interessant wird es im Dekabristenmuseum, im Dezember 1825 hatte sich eine russische Elite gegen den Zaren erhoben, die Offiziere hatten den Eid auf den Zaren verweigert.
Die Anführer hat man gehängt, die anderen Teilnehmer nach Sibirien verbannt. Die Frauen durften entscheiden, ob sie mit in die Verbannung gehen, nur eine Dame von 29 hat sich entschieden „zu Hause“ zu bleiben. Eigentlich waren die Verbannten die meisten ihrer Bürgerrechte los, durften keinen Kontakt zur Außenwelt haben, ebenso kein Eigentum und Besitz; aber das Wohnhaus eines der Teilnehmer zeigt einen doch recht gehobenen und kulturvollen Lebenswandel und die Dekabristen bildeten sozusagen eine Parallelhighsociety zum lokalen Adel. Beziehungen wurden durch die Frauen gepflegt, die den Kontakt halten durften, es entstanden eigene Schulen und Stiftungen und auch die Beziehung zur Provinzregierung war nicht schlecht. Damit hatte der Zr zwei Probleme gleichzeitig los; zum einen waren die Rebellen sehr weit weg vom Zentrum der macht und ohne Einfluss auf die Politik, zum anderen wurde die intellektuelle Elite in Sibirien entscheiden gestärkt und die Entwicklung des Landesteiles vorangetrieben, denn nur wenige wollten hier freiwillig hin. Durchs Museum werden wir von einer strengen Aufseherin gepeitscht, die den Job wohl schon in Sowjetzeiten erledigt hat.
Der Wissensdurst ist gestillt und wir lassen uns wieder am Markt absetzen; jetzt heißt es Einkaufen fürs abendliche Picknick, wir wollen es richtig russisch und legen los. Zuerst die Grundlagen: Kaviar, Wodka, Sekt und Brot, dazu noch Käse, Speck und Räucherfisch, abgerundet mit Roter Beete, Radieschen und Gurken und Zwiebeln und Knoblauch dürfen auch nicht fehlen.
Nach einer Pause suchen wir dann eine flaches Stück Ufer, die Stelle scheint auch bei den Irkutskern beliebt, denn es sind auch ein paar Russen zum Baden und ein paar weiter zum Trinken und Baden hier, die letztere gesellt sich relativ schnell zu uns und dann geht es in grottigem Englisch und meinem mittelschlechten Russisch durch Politik, Kultur und Weltgeschichte. Michael ist Bauarbeiter und hat schon gut vorgetrunken, und erzählt uns die Legende von der Entstehung des Flussnamens Angara. Angara, eine Frau war schrecklich verliebt in den Jenissei, der ebenfalls ein großer Fluss in Sibirien ist, doch der Vater, der Osero Baikal, der Baikalsee war dagegen. Mit Hilfe eines Schamanen jedoch konnten Angara und Jeniseiy und die Angara konnte fliehen. Noch heute gibt es den Schamanenstein bei Liswijanka am Baikalsee und die Angara, der einzige Abfluss des See mündet in den Fluss Jeniseeiy.
Konstantin ist Ingenieur und interessiert sich für Fliegerei. Er verehrt einen deutschen Flieger namens Erich Hartman und hat sich von ihm sogar ein Bild an die Wand gepappt, gleich neben Herman von Richthofen, den Namen hat man ja schon einmal gehört, auch bekannt als „Roter Baron“ und der bekannteste Jagdflieger im Ersten Weltkrieg. Während wir letzteren kennen, sagt uns Hartmann überhaupt nichts, aber wir versprechen den Dreien unsere Wissenslücke schnellstmöglich zu schließen und tippen auf einen Flieger im Zweiten Weltkrieg.
Und genauso war es: Erich Hartmann war Offizier der Seutschen Luftwaffe und mit 352 Abschüssen der erfolgreichste Kampfpilot aller Zeiten. Das hat ihm dann aber auch eine Verurteilung als Kriegsverbrecher in Russland eingebracht und mehr als 10 Jahre in einem sowjetischen Arbeitslager. Nach seinem Tod wurde er jedoch wieder rehabilitiert.
Der Dritte im Bunde, Georgi, mit italienischer Abstammung erweist sich als musikalisches Talent und schmettert uns ein paar improvisierte Melodien. Als schwer erweist es sich der weiteren Einladung zum Trinken in ihrem Haus zu entgehen. Wir schieben unsere morgige zeitige Abreise vor, brauchen aber doch jede Menge Überzeugungsarbeit.
Am 31. Juli 2012 um 20:41 Uhr
Schön, dass wieder „ON TOUR“ bist ………. !
lg aus dem sonnigen, warmen Kärnten, wo heuer NUR SOMMER ist !
Am 2. August 2012 um 19:26 Uhr
Hey! Wünsche dir und deiner Gruppe ganz viel Spaß beim Radeln und Geld ausgeben 😉 Kaviar und Sekt, ich glaubs nicht!
Freu mich auf die Bilder.
Grüße