27. Tag: Freitag, der 21. Oktober 2011

Der fröhliche Tibeter

57 Kilometer von Linxia über die Bingling Grotten nach Liujiaxia, 558 hm und eine Fähre über den Stausee, leider etwas trübe bei 14 Grad

Am Morgen ist es wieder recht frisch, so um die 6 Grad, aber das sind wir ja gewöhnt und gleich hinter der Stadt geht es einen straffen Hügel nach oben aus der Stadt heraus. In einem der ersten Dörfer an der Straße stoppen wir dann noch für eine Nudelsuppe und nebenan befindet sich gleich der Schlachter, die Straße ist getränkt vom Blut, vier Schafe hängen am haken zum ausbluten und der Boden ist glitschig und rot vom Blut. In einer Gasse stehen noch 8 oder 10 Schafe und warten stoisch auf ihre Hinrichtung. Der Metzger greift sich das vorderste Schaf, dann werden die Beine zusammengebunden, der Kopf über einen Trog gehalten und dann setzt er kurz das messer an die kehle des Tieres, welches noch einmal kurz zuckt und dann in sich zusammen fällt, dabei werden die Augen langsam glasig und erstarren. So nahe habe ich das vorher auch noch nicht erleben können und auf die Nudelsuppe mit Lammfleisch habe ich danach kaum noch Appetit.

Bis zum Liujiaxia-Stausee hügelt sich die Straße wieder duurch kleine Moslemdörfer in vollem „Maisschmuck“. So wie schon am gestrigen Tag sind an allen möglichen und unmöglichen Stellen die Maiskolben zum Trocknen aufgehängt.

Dann liegt der See zu unserer rechten weit unten. Leider ist es heute wieder sehr trüb, so dass man ihn eignetlich nur erahnen kann. Unten ist ein Fähranleger und ein paar Buden verkaufen Instant Nudelsuppen und Getränke. Auch warten kleine Schnellboote auf Touristen, die zu den bekannten Bingling Grotten fahren wollen. So wir natürlich auch. Wir parken unsere Räder hier zwischen und nehemen in einem der kleinen Boote Platz. Die Preisverhandlung nimmt eine Weile in Anspruch, satte 40 Euro kostet uns die Überfahrt trotzdem noch. Dann heult der Motor und mit erstaunlicher Geschwindigkeit fliegt das Boot zum anderen Ufer, welches sich nur erahnen lässt, Nach 20 Minuten biegt dann das Boot in einen Seitenarm des Sees ein und es geht durch eine spektakuläre landschaft, denn links türmen sich imposante Sandsteinformationen vielleicht 200 Meter in die Höhe. In der nächsten Biegung dann der Bootsanleger und wir sind am Eingang zu den Grotten. Außer ein paar Touristen buden ist heir nicht viel los und die Straßenhändler stürzen scich natürlich mit viel Freude und Energie auf die ankommenden fünf Touris. Am Ticketstand gibt es dann neuen Ärger, draußen steht dran, dass Rentner zum halben Preis reinkommen, das soll aber nicht für Ausländer gellten. Nach einer fruchtlosen Diskusion knalle ich dann das passende Geld auf den Tresen und wir gehen ohne Tickets rein, wenig später kommt ein Beamter in blauer Uniform und trägt uns die Tickets nach, für die Renter natürlich die verbilligten. Geht doch, oder?

Die Bingling Grotten gehören zu einer ganzen Gruppe von buddhistischen Höhlen entlang der Seidenstraße. Die bekanntesten sind die Grotten in Dunhuang und am imposantesten ist wahrscheinlich der Maijishan.

Die erste Grotte hier wurde schon vor 1500 Jahren während der Jin Dynastie in den Sandstein gegraben, die meisten Grotten stamme aber aus späteren Zeiten und die schönszten Skulpturen sind aus der Song Zeit. leider sind die Aufpasser wie die Geier und setzen das Fotografiertverbot durch, und werden erst von uns abgelenk, als endlich eine Gruppe von Chinesen kommt und alle ihre Handys zücken. Als wir vorne zum großen Buddha kommen ist die Enttäuschung groß, denn der ist wegen Konstruktionsarbeiten verhüllt und das schon seit zwei Jahren! Das ist schon eine Sauerei, da die Ticketpreise in China fast schon europäisches Niveau erreicht haben. So ist es dann doch recht dürftig, die Buddhafiguren sind wegen des weichen Sandsteins oft schon recht verwittert und ein Teil der Grotten um die große Maitreafigur sind überhaupt nicht zugängig. Wir überlegen kurz, ob wir noch mit einem Touristenfahrzeug das tal hinauf fahren um weitere Höhlen zu sehen. Trotz der knappen Zeit machen wir das dann und das war kein fehler. Nicht das dort noch einmal spektakuläre Höhlen zu sehen sind, nein, es gibt nur ein kleines Kloster mit einem fröhlichen buddhistischen tibetischen Mönch, der uns durch sein kleines Heiligtum führt. Für eine kleine Spende liest, singt, und klingelt er ein kleine Zeremonie für uns und bläst lange ins Muschelhorn. Dabei hat er überaus gute Laune, vor allem, als er erfährt, das wir gerade aus den tibetischen Regionen gekommen sind, in denen er zu Hause ist. Nun versucht er uns ein tibetisch tiefes Kehlkopf gesungenes „Omanipatmehum“ beizubringen und fährt dann mit dem Fahrzeug noch mit bis zum Bootsanleger. Unterwegs flirtet er dann noch ein wenig mit einer Nonne, die wir per Anhalter auch noch eingeladen haben, die aber nach ein paar Biegungen wieder aussteigt und in einen abseits gelegenen Tempel weiter zieht.

 

Wir gondeln mit dem Schnellboot zurück aufs andere Ufer, aber nur um unsere Räder schnell auf die gerasde ankommende Fährte zu bringen, dann geht es wieder zum gegenüber liegenden Ufer, aber ein paar Kilometer weiter nördlich.

Das Hotel heute ist wieder einmal ohne Heizung, dafür aber das Abendessen grandios auf der anderen Seite des gelben Flusses, den wir heute Abend wieder erreicht haben. In einem kleinen Sichuan Laden bekommen wir ein seperates Zimmer und haben heute wieder einmal nicht moslemisches Essen auf dem Tisch, das heißt also Schweinefleisch und eine größere Auswahl an Gemüse.

 

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