24. Tag: Dienstag, der 18. Oktober 2011

Pilgerleben I

Ruhetag in Xiahe und Besichtigung des Labuleng Klosters, ein Runde im Strom der Pilger an den langen Reihen der Gebetsmühlen entlang

Xiahe ist kein zu große Städtchen, ca. 100.000 Menschen wohnen hier. Als wir gestern von Osten eingefahren sind, haben wir zuerst den chinesischen teil der Stadt durchquert, hier tobt der Bauboom, zahlreiche Hochhäuser entstehen und die Stadt gleicht allen anderen chinesischen Boomkreisstädten. Im alten zentrum finden sich dann ein paar moderne Hotels und geschäftsbauten, aber schon in der zweiten Reihe dominieren die tibetischen Häuser und am westlichen Ende befindet sich dann das Labulen Kloster oder auf Tibetisch auch Labrang Kloster. Traurige Berühmtheit hat es 2008 im März erlangt, als hier nach ersten Ausschreitungen Proteste ausbrachen, inzwischen ist aber wieder Ruhe eingekehrt ins Alltagsleben der Stadt und seiner zahlreichen Pilger.

Das Labrang Kloster ist eines der sechs großen Klöster der gelmützen Sekte, gegeründer von Tsongkhapa, dessen Führungsfigur der Dalai Lama ist. gegeründet im Jahre 1709 beherbergte das Kloster Anfang des 20. Jahrhundert 2000 Mönche und war eine der größten tantrischen Universitäten des Reiches. Inzwischen gibt es wieder fast 1000 Mönche, die den großen Komplex bewirtschaften und mehrere zehntausend Pilger aus allen Teilen des landes finden sich ein.

Am Morgen hatten wir ein weißes Wunder erlebt, es schneite, als ich um 7 Uhr einen verschlafenen Blick aus dem Fenster warf. Jegliches hat seinen Sinn, dachte ich bei mir, denn eigentlich hätten wir heute über den letzten 3000er Pass klettern müssen, was uns aber erspart blieb, da wir ja gestern im Grasland keine Herberge gefunden haben. Nach dem lausigen Frühstück im Hotel kommt dann aber langsam die Sonne heraus und wir spazieren die 2 Kilometer westlich bis zum Kloster. Es ist noch ein wenig früh und so ziehen noch nicht zu viele Pilger ihre Kreise. Außen um den Komplex befindet sich ein vielleicht 5 oder sechs Kilometer langer Barkhor, der an drei Seiten lange überdachte Wandelgänge mit unendlich vielen Gebetsmühlen beherbergt. Hier rasen die Pilger in Höchstegeschwindigkeit vorbei, in der linken Hand den Rosenkranz und mit der rechten Hand die Gebetsmühlen drehend murmeln sie ihr „Omanipatmehum“ vor sich hin. Der Klang der Gebetsmühlen ist ähnlich meditiativ, manche Knarren oder Grollen oder Quietschen. Auf dem Rundweg liegen die Eingängen zu allen Tempeln der Anlage. Hier biegen dann die Pilger ab und drehen auch ihre Runden um die inneren Heiligtümer. Leider ist es nicht erlaubt im Inneren der Tempel zu fotografieren und auch zu den Zeremonien der Mönche werden die Touristen, als auch die Pilger rausgekehrt und man hört die Gesänge der Sutras nur durch die Türen.

Große Schilder in Englisch gehalten, weisen uns darauf hin, nicht zu spucken, nicht zu lärmen und nicht zu fotografieren. Nachdem wir in den letzten zwei Wochen keine einzige Langnase getroffen haben, sind wir nun wieder zurück auf den gängigen Touristenrouten, aber im Momnet ist nicht die Hauptsaison und so haben wir lediglich eine einzige Gruppe von Franzosen getroffen.

Aber es ist auch gar nicht so wichtig in den finsteren, nur durch Butterlampen beleuchteten Tempeln zu fotografieren, denn das eigentlich fasznierende Pilgerleben spielt sich davor ab. Vertieft in ihre Umrundungen und Gebete macht es Freude, die Gesichtervielfalt der Tibeter zu studieren. Läuft ein Fotomodell zu schnell vorbei, dann wartet man einfach, bis die alte Frau oder die Familie oder der Mönch eine weitere Runde um den Tempel absolviert hat und wieder im Sonnenlicht auftaucht.

Am westlichen Ende des Tempelbezirks warten die Weihrauchverkäufer, die Äste eine Nadelgehölzes, meist Wachholder, verkaufen, welches in einem großen Ofen verbrannt wird und dicke weiße Rauchschwaden in den Himmel schicken.

Dann geht es an der hinteren Klosterfront wieder zurück, hier drängen sich die Pilger dicht an dicht und auch hier gibt es noch einige kleine Tempel in denen sich alles staut, denn die Gebetsmühlen sind in dem schmalen Gang auf beiden Seiten angebracht und nun wird es doppelt so eng. Leider ist das Licht katastrophal schlecht, aber einige gute Schnappschüsse gelingen mir doch im Gedränge.

Nach einer Rund sind wir recht müde vom vielen Sehen und ziehen in ein kleines Restaurant mit Dachterrasse und gutem Blick übers ganze Kloster ein. Das Essen ist recht pasabel, der Yak auf unserem Teller erstunlich saftig und nicht zäh.

Der Nachmittag endet dann recht gemütlich mit einem Bummel in der Stadt und einem recht guten Feuertopfessen. dabei diskutieren wir, was wir mit dem gewonnenen Tag machen und einigen uns auf etwas Freiheit, so hat jerder noch einmal die Möglichkeit, das geschäftige Treiben im tempel zu genießen oder auf die umliegenden Berge zu klettern.

 

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