21. Tag: Samstag, der 15. Oktober 2011
Wenn sich die Gebetsmühle acht Mal dreht…
Ruhetag in Tongren, Besichtigung des Longwu Tempels, Stadtspaziergang und Waschtag
Tongren ist noch eine wirkliche tibetische Stadt, vielleicht sogar mehr als Lhasa, denn es gibt hier weder inländische noch ausländische Touristen, sondern nur lokale Tibeter und Pilger aus anderen Teilen Tibets. Selbst die geschäftstüchtigen Moslems, die sonst Läden und Restaurants dominieren sind hier selten. verkauft wird neben tibetischen Klamotten, das heißt, richtig schwere Mänztel und dicke Wollstoffe, sowie Fellimitate und richtige Felle, vor allem Waren des täglichen Bedarfs, wie Waschschüsseln, Eisenwaren, Kanonenöfen. Ein wuseliges Treiben herrscht auf der Straße, die zum Longwu Tempel führt. Dieser ist einer der größten tempel in der Provinz Gansu und es sollen bis zu 1500 Mönchen hier leben. Entsprechend groß ist die Anlage, um die ein mit gebetsmühlen gesäumter Rundweg verläuft. An den langen Reihen der Gebetsmühlen hasten alte tibetische Großmütter, Opas, kleine Kinder und Mütter mit Kindern auf dem Rücken entlang, berühren die Gebetsmühlen und murmeln ihr „Omanipatmehum“ vor sich hin, egal wie alt, die Pilgergeschwindigkeit ist recht hoch und wenn man einer Kolonne in den Weg kommt, wird man gnadenlos beiseite geschubst. So laufen die Pilger dann mehrere Runden um die Gesamtanlage und dann weitere Runden um die Inneren Tempel. Einige drehen hier 8 Runden und kommen damit sicher auf eine Marathondistanz pro Tag.
Wir lösen uns ein Ticket und beginnen unseren gemütlichen Rundgang. dank des kompletten fehlens von Touristen läuft der Mönchsalltag hier in aller Öffentlichkeit ab, Fotografieren ist erlaubt und oft sogar erwünscht, auch den Boddhisattvas und Buddhas in den Tempeln scheinen die Fotos nichts anhaben zu können. Erstaunlich ist, dass in jedem Tempel ein großes Dalai Lama Bild zu sehen ist, das sei nicht erlaubt, sagt mir einer der Mönche, wird aber von den lokalen Auturitäten geduldet. Lediglich im Sommer sei einmal ein Kader aus Beijing ausgeflippt und habe den Glasrahmen eines Bildes zerschlagen.
das Geschäft mit dem Buddhismus läuft in tibet wieder gut, die Pilger kommen von überall her und spülen geld in die Klöster, überall wird gebaut und werden die Tempel renoviert. Wir verirren uns in einen Nebenhof und bekommen hier von einem Mönch Salztee und Tsampa angeboten. im nächsten Tempel läuft eine gebetszeremonie und es wird reichlich geröstete Gerste und andere Lebensmittel im Brennofen gen Himmel verbrannt und das in einem Gebiet, in dem die produktion von Lebensmitteln wegen der klimatischen Bedingungen recht schwierig und mühselig ist. Das war übrigens ein Hauptargument, als die Chinesen in Tibet einmarschiert sind, das ein großteil der produzierten ernte und der Yakbutter den Tempeln gestiftet und geopfert wurden, während der größte Teil der Bevölkerung schlecht ernährt war. Schade, dass der Buddhismus hier keine anderen Opferformen finden konnte. Auch scheint sich woieder ein wohlhabende Kaste von Mönchen zu etablieren, man sieht zahlreiche große Autos im Tempelbezirk und in den neueren Tempeln wird die Garage gleich mit eingebaut. Auch sind ein großteil der Mönche fülliger als die auf dem Feld arbeitenden Tibeter und das, obgleich den Mönchen eigentlich strenge Regeln, auch was die Ernährung betrifft, auferlegt sind. Der Weg ins Nirwana ist eben ein schwieriger und nur die wenigsten können den Versuchungen des irdischen Daseins widerstehen.
Für uns war es ein Erlebnis, dieses ungestörte Mönch-und Pilgerleben zu beobachten, wie es heute in kaum einer anderen, touristisch erschlosseneren Region möglich ist. Den Nachmittag verbringen wir schlendernd in der Stadt und beim notwendigen Wäsche waschen, sowie bei einem großen Abendessen.