18. Tag: Mittwoch, der 12. Oktober 2011

Historisches Gemäuer in den Bergen

24 Kilometer von Ledou nach Qutan, Besichtigung des Qutan Klosters, 500 hm bei Sonne und Wolken und bis 18 Grad, abends frostig kalt

Der Morgen schaut gar nicht gut aus, es regnet in Strömen, als wir unsere Kaffee schlürfen. Da es weiter regnet trinken wir dann noch einen Kaffee und noch einen weiteren, dann wird es langsam heller und tatsächlich, als wir das Hotel verlassen, nieselt es nicht einmal mehr und etwas später kommt sogar die Sonne raus.

Heute verlassen wir die größeren und mittleren Straßen und es geht auf einer winzigen Straße bergan, durch zahlreiche Dörfer hindurch. Die Höfe sind mir massiven Lehmmauern umzogen, richtige kleine Festungen und nur selten gelingt ein Blick durch die kleinen Tore ins Innere. Dort sieht es nämlich ganz wohnlich aus, meist gibt es zwei Gebäude, die L-förmig den halben Hof ausfüllen. Hinter einer Glasfront, die praktisch eine Art Wintergarten Bilder, liegen dann vielleicht fünf oder sechs Zimmer aneinandergereiht. In den Höfen, in denn bunte Fahnen wehen sind meist tibetische Familien zu Hause, in den anderen Höfen Chinesen und Hui.

Heute haben wir nur 25 Kilometer vor uns und die sind in einer überaus herbstlichen Landschaft sehr schön. Überall gibt es Pappelhaine, die sich in allen Gelbtönen verfärbt haben, bis hinauf in das kleine Dorf Qutan, in dem es ein recht großes buddhistisches Kloster, das wie der Kaiserpalast in Beijing strukturiert ist. Die Anlage stammt aus der Ming Dynastie, aus dem 14. Jahrhundert und das besondere ist, dass sie sich ohne Rekonstruktion in einem wunderbaren Zustand befindet. In den Hallen vermischt sich chinesischer Buddhismus und tibetischer Lamaismus und in den Aufgängen befinden sich über 600 Quadratmeter original erhaltene Wandmalereien. Hier geht man nur staunend entlang und bewundert die Details der Gemälde, die das Leben des Buddha wiedergeben. Interessant sind vor allem die kleinen Randszenen, die einen Einblick in das kaiserlich-herrschaftliche Leben der Ming Dynastie geben. Obwohl sich die Anlage auf der Liste der Kulturdenkmäler der VR China befindet gibt es so gut wie keine Touristen hier und damit im Ort auch kein Hotel.

Bei meinem letzten Aufenthalt hier gab es eine kleine Ferienanlage mit netten kombinierten Ess und Schlafzimmern und auch die hat jetzt zugemacht. Bleiben also nur noch zwei mickrige Herbergen, die noch 80er Jahre Standard aufweisen. Das heißt es gibt schmucklose kleine Zimmer ohne Heizung mit zwei oder drei alten Betten und Bettzeug, das nur einmal in der Saison erneuert wird. Die Toilette ist auf dem Flur und stinkt bis zum Erbrechen

Doch darauf waren wir eingerichtet und entrollen unsere Schlafsäcke. Am Nachmittag ist es hier oben 2400 Metern ziemlich kalt geworden, wenn die Sonne zwischen den Wolken hervorkommt ist es angenehm, kaum schiebt sich eine Wolke davor bläst der Wind eisig. Wir steigen noch auf den Berg hinter dem Dorf und man hat eine tolle Aussicht über das Dorf Qutan. Unten liegen die viereckigen Wohnhöfe und in der Mitte des Dorfes das Kloster. Überall liegen rundherum bis zu den bergen kleine Felderchen, meist sogar terrassiert und weiter hinten auf den Bergen liegt wieder etwas Schnee. Langsam sinkt die Sonne tiefer und taucht alles in ein romantisches Licht.

Schon um 18 Uhr essen wir in dem fast einzigen Lokal im Dorf, das Essen ist recht ordentlich. Ich hatte schon am Mittag bestellt uns so konnte die Wirtin noch Gemüse auf dem kleinen Markt besorgen. Eine Stunde später ist in dem Dorf nichts mehr los, alles ist dunkel und finster, kein Laden hat mehr offen und nur noch in ein paar Fenstern brennt Licht. Ein eisiger Wind bläst durch die Straßen und so bleibt nichts weiter übrig, als im Bett zu verschwinden und sich im Schlafsack einzurollen.

 

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