3. Tag: Dienstag, der 27. September 2011
Nachtfahrt im Land der Hui
72 Kilometer vom Flughafen in Lanzhou nach Yongdeng bei 15 Grad und Wolken, ruhige und belebte Straßen im Lande der moslemischen Hui Minorität, 500 hm
Ein zeitiger Flug wäre mir viel lieber gewesen, aber so können wir gemütlich ausschlafen und frühstücken, bevor um 9.30 Uhr das Taxi zum Flieger kommt. Dort kündigt sich das trübe Wetter in der Provinz Gansu schon an, der Flieger wird ordentlich durchgerüttelt, bevor wir gegen 14.30 in Lanzhou ankommen.
Die Stadt interessiert uns heute noch nicht, hier kommen wir am Ende der Tour noch einmal hin und haben auch einen Tag Zeit. Wir wollen endlich aufs rad, auch wenn das Wetter gar nicht radelfreundlich ist, es nieselt ein wenig und ist trüb und der Wind bläst natürlich aus der falschen Richtung.
Nach Norden geht es leicht bergan auf einer leicht belebten Straße mit vielen kleinen Dörfern. Industrie gibt es nicht und ein kleiner Hof reiht sich an den nächsten. Welch arger Kontrast zum quirligen und weltstädtischen Beijing. Und bei dem trüben Wetter scheinen sich alle in ihre Häuser verzogen zu haben, außer einem Hirten, der auf seine drei Schafe aufpasst und ein Bauer, der seinen Acker mit dem Maultier umpflügt.
Erst in der nächsten Kleinstadt bekommen wir wieder mehr Leute zu Gesicht, meistens mit den weißen Mützen der Moslems. Wir sind im Gebiet der Hui Minorität, die sich ethnisch kaum von den Chinesen unterscheidet, das wichtigste Merkmal ist, es sind alle Moslems und sie sprechen Chinesisch und keine eigene andere Sprache. Die meisten sind Nachfahren moslemischer Händler, die sich entlang der Seidenstraße angesiedelt haben.
Die Schule ist gerade zu Ende und wir werden von vielleicht 50 Schülern und Kids umringt, echte Begeisterung, die Tour der France ist nix dagegen.
Bei schönem Wetter könnte die Landschaft grandios sein, zwischen den trockenen Hügeln überall kleine Dörfer und ein erstes Minarett ragt in die Höhe. Überall gibt es kleine Felder, die Gewächshäuser sind inzwischen abgeerntet, ebenso die zum Teil terrassierten Getreidefelder. Die Maisernte ist gerade im Gange und uns komme kleine Traktoren entgegen, die das Maisstroh zwei Meter nach oben und vier Meter in die Breite geladen haben.
Die letzten 20 Kilometer auf der Hauptstraße müssen wir dann im dunklen zurücklegen, mit dem späten Start sind die ca. 500 Höhenmeter nicht zu schaffen gewesen. Aber unser Begleitfahrer Xiao Pang gibt uns Licht und Schutz von hinten und so erreichen wir gegen 20.30 unseren Zielort Yongdeng. Am Ortseingang essen wir noch schlicht, einfach und gut, ein paar gebratene Fleisch und Gemüsegerichte und Reis.
Gegen 22 Uhr verlassen wir den Laden wieder und unser Hotel ist schnell gefunden, viel zu luxuriös für die angebrochene Nacht und nach der warmen Dusche ist nur noch zeit zum Schlafen. Morgen wollen wir nicht zu spät los, knacken wir doch gleich die 3000 Meter Marke, das ist aber nicht zu schwer, denn hier nördlich von Lanzhou befinden wir uns schon auf 2100 Meter Höhe über dem Meeresspiegel und es ist natürlich auch schon viel kühler als gestern noch in Beijing.