146. Tag: Donnerstag, der 8. September 2011

Hochzeitsflopp und taoististischer Berg

Wanderung auf dem Hengshan und halber Faulenztag in Hunyuan

Eigentlich wollen wir los und es ist auch recht frisch, trotzdem stehen wir uns vor dem Hotel die Füße in den Bauch, wegen einer Hochzeit, die hier in ein paar Minuten stattfinden soll. Dafür sind vor dem Hotel fünf gigantische Böllerkanonen aufgefahren, ein Torbogen wird mit Luft gefüllt und daneben werden auch noch zwei gigantische Löwen aufgeblasen. Als ein Konvoi mit Hochzeitsautos auftaucht werden auch ein paar Böller gezündet, doch der Konvoi steckt wegen eines falsch geparkten Autos fest. Als das mit Gerhards und meiner Hilfe beiseite geschoben ist, passiert gar nix mehr. Irgendwann kommt der Bräutigam mit der rot verhüllten Braut im Arm aus dem Hoteleingang, ignoriert den Torbogen und trähgt dahinter in Affengeschwindigkeit die Braut zu einem der Autos: Tür auf, Braut rein, Bräutigam hinterher, Tür zu und weg! Der Konvoi fährt ab und die Löwen werden wieder demontiert. Also Vollflopp!

Zum Hengshan sind es vielleicht 6 Kilometer, es geht bis zum Parkplatz gut 400 hm hoch, aber wir haben ja Ruhtag und nehmen den Bus. Dann scheiden sich die Geister in Seilbahnfahrer und Läufer, aber nach oben zu den ersten Tempeln ist es nicht zu weit und wir treffen uns nach einem langen Treppenanstieg schnell wieder.

Im Gegensatz zuim Wutaishan ist der Hengshan kein buddhistisches Heiligtum, sondern ein taoistischer Berg. Von Außen unterscheiden sich die Tempel kaum, aber im Inneren findet man keine Buddhas, sondern taoistische Himmelgötter und Göttinnen. Während es im Buddhismus darum geht seinem schlechten Charma und dem ewigen Kreislauf der Wiedergeburten zu entrinnen, ist es das Ziel des Taoismus mit der Natur und der Gesellschaft in äußerster Harmonie zu leben. Dazu muss alles schön ausbalanciert werden und die Lehre vom Yin-Yang entstand.

Die Tempel am Hengshan sind reizvoll in die Berge eingebettet und meist spektakulär in Felsnischen untergebracht. Mit einigen chinesischen Gruppenpilgern wir uns auf den treppenreichen Wegen von Tempel zu Tempel und dann noch ganz nach oben auf den 2016 Meter hohen Gipfel. Wäre es nicht so trüb, könnte die Aussicht spektakulär sein, so liegt alles in hinter einem trüben Schleier.

Wieder machen wir ein spätes Mittagessen in unserem Stammlokal und beschließen, diesem auch heute Abend treu zu bleiben. Am Nachmittag bleibt dann wieder Zeit für ein Schläfchen, der Tag will schließlich gut ausbalanciert sein und nicht nur Barbara hofft ein biblisches Alter zu erreichen.

Am Abend im Restaurant ist dann schon ein bisschen Abschiedsstimmung, nur noch 6 Tage trennen uns von der chinesischen Hauptstadt und das soll es dann schon wieder gewesen sein. Für unsere Blogleser gibt es eine gute Nachricht, denn im nächsten Jahr legen wir die Tour noch einmal auf! Nein, nein, nicht die ganze Tour, aber von Irkutsk über den Baikalsee und dann durch die Mongolei und dann wieder durch den Norden Chinas über den Wutaishan an der Großen Mauer vorbei bis nach Beijing. Der Zeitrahmen wird ähnlich der diesjährigen Tour sein, also morgen auf den Freitag die gute Laune des Chefs ausnutzen und ihm verklickern, dass ihr 54 Tage Urlaub braucht!

3 Reaktionen zu “146. Tag: Donnerstag, der 8. September 2011”

  1. Karin

    Grandios,wie ihr all die riesigen berge mal wieder bewältigt habt!!
    und Ihr schaut dabei so locker drein.
    Das neue und das alte china-
    einfach wunderbar so erleben zu können,
    Ich werde morgen mal meinen Chef fragen, ob er mir 54 Tage nächstes Jahr frei gibt .
    Viele grüße Karin

  2. Hannelore

    Hallo Bärbel,
    danke für Deine Karte aus Ulan Baataar, ich war 2 Wochen in Deutschland und habe sie erst heute zu Hause vorgefunden. Die Mongolei hat mich anhand Eurer Fotos auch so beeindruckend, dass ich mir eine Reise dorthin
    durchaus vorstellen könnte, allerdings nur bis Ulan Baataar, die Wüste danach mit all den Disteln würde mich weniger reizen.
    Interessant sind hingegen auch Eure Grenzübergänge: zunächst ward Ihr nach dem asiatischen Teil Rußlands (und dem Fahrradklau) von der Mongolei begeistert, um dann an der chinesischen Grenze wieder einen positiven Kulturschock in China zu erleben.
    Nun seid Ihr ja gleich am Ziel, und ich kann nur bewundernd gratulieren.

    Schade, dass Du nicht am 25. 9. zum Klassentreffen kommen willst, die paar Kilometer von Hamburg nach Dresden schaffst Du mit dem Rad doch locker in 2 Tagen. Soll ich nicht noch ein Zimmer im Maritim bestellen?
    Nach 5 Monaten und 12.000 km Radfahren kannst Du Dich doch in Zukunft nicht mit einem morgendlichen Radeln zum Bäcker begnügen! Oder hast Du schon bei Tom die nächste Tour im Oktober nach Tibet gebucht?

    Herzliche Grüße und für die nächsten Tage noch viel Spaß
    Hannelore

  3. Henner und Sonja

    Hallo Opa und Mirjam,
    wann kommt ihr endlich wieder nach Hause? Ich warte schon ganz doll auf euch!
    Opa, vergiss aber nicht dein Versprechen einzulösen und auf dem Weg nach Hause unsere Hühner zu begucken…
    Euer Marek

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