145. Tag: Mittwoch, der 7. September 2011
Das Hängende Kloster am Hengshan
Tagesausflug zum Hängenden Kloster und beschaulicher Spaziergang in einer chinesischen Kleinstadt
Wäre da nicht der Hengshan, ein taoistisches Heiligtum und das Hängende Kloster, würden wohl kaum inländische oder gar ausländische Touristen diesen Ort betreten. Dabei ist Yuxian eine typische chinesische Kleinstadt und man könnte eigentlich sagen, wenn man Yuxian gesehen hat, dann hat man China gesehen, weil hier eben alles so typisch chinesisch ist.
Überall ist enges Gewusel auf den Straßen, die Autos versuchen sich wild hupend einen Weg durch Radfahrer, Transportrikscha und Fußgänger zu bahnen und alle anderen geben sich reichlich Mühe, das Gehupe zu ignorieren. Schon der Blick aus dem Hotelfenster auf die Kreuzung wird nicht langweilig. In der Mitte stehet eine fesche Politesse und regelt den Verkehr, obwohl das gar nicht notwendig ist. Einmal gibt es eine Ampelschaltung und zum anderen macht eh jeder, was er will, allerdings im Vergleich zu anderen Ländern recht gemächlich, genauso, dass eben nix passiert.
Die Straße aus der Stadt weist in die Zukunft, sechs Spuren plus Fahrradstreifen und hinter den letzten Blocks ist die Straße verwaist und hört dann einfach auf, es gibt einen kleinen Feldweg, der die 50 Meter bis zur alten Straße überbrückt.
In einer engen Schlucht vor der Stadt liegt oder besser schwebt oder klebt das Hängende Kloster an der Felswand. Scheinbar nur auf ein paar dünnen, in den Fels gerammten Balken ruhend beeindruckt das Gebäude, das wie ein Schwalbennest in der Felswand hängt, den Betrachter.
Der Eintritt ist mit 14 € wieder richtig fett, aber die Anlage ist es wert, auch wenn es mit den vielen chinesischen Reisgruppen fast nur im Gleichschritt nach oben geht. Auch einige Ausländer hat es hierher verschlagen und sogar einige Deutsche und Holländer sind darunter, die sogar Gerhards „Plattdutsch“ verstehen können.
Über eine Treppe geht es den Berg hoch und dann in steilen Stiegen durch die einzelnen hängenden Gebäude. man traut sich kaum einen Blick herunter zu werfen, so schwindelerregend ist es. Auch ich bin nicht ganz frei von Höhenangst und es grummelt ordentlich im magen, der sich erst freut, alsi ch wieder festen Boden unter den Füßen habe. Die Tempel sind eine Mischung aus Buddhismus und Daoismus. Man sieht also die üblichen Biddhafiguren, aber daneben oder in der nächsten Kammer des taoistischen Götterreigens.
Zurück in die Stadt kehren wir nun zum nächsten male in unserem Lokal von gestern Abend ein und bestellen auch schon Gerichte für den Abend. Die Cheffin soll uns auf dem Markt Zuckerschoten und Lotoswurzel besorgen und verspricht dies auch.
Am Nachmittag ziehe ich durch die Stadt, erst durch den alten Hotong, das Wohnviertel mit den alten chinesischen Höfen. Überall sitzen die Alten auf der Straße und Schwatzen oder payssen auf die Enkel auf. In der Hauptstraße tobt das handelsleben, alte Männer mit Obstkarren und am späten Nachmittag werden auf dem Platz neben der Post die Grillstände aufgebaut. Alles was dazu gehört befindet sich auf einem Dreiradkarren: Kochgeschirr, Lebensmittel, Tische und Stühle. 20 Minuten dauert der Aufbau und dann ist das Straßenrestaurant arbeitsfähig.
Einfach nur an einer Stelle muss man an der Straße stehen und 20 Minuten die Leute beobachten, dann hat man das gesamte chinesische Kompendium zusammen, doch trotzdem wird es nie langweilig und der sinnlose thailändische Spruch: „Same, same, but different“ beginnt wieder an Bedeutung zu gewinnen.
Der Abend wird grandios, natürlich werden unser Wunschgerichte geliefert und wir essen wie üblich viel zu viel und bezahlen viel zu wenig, wer möchte da wohl zurück nach Russland.