140. Tag: Freitag, der 2. September 2011
Abschied, kleine Katastrophen und die größte Holzpagode der Welt
Abschied von weitern 4 Teilnehmern, 84 Kilometer von Datong nach Yingxian, 100 unbedeutende Höhenmeter bei diesigen bis 28 Grad
Heute Morgen dann der nächste Abschied Emma, Karin, Wulf und Jochen machen sich heute mit schweren Koffern auf den Weg nach Hause. Wir genießen noch einmal das gigantische Frühstücksbuffet unser 4 Sterne Luxushütte mit Käse, Sushi, Nürnberger Würstchen, gutem Capuchino oder toller chinesischer Spätzlesuppe. Aus dem frühen Aufbruch wird nichts, denn heute hat Gerhard seinen ersten Plattfuß, gerade als er wieder vor Chinesen prahlt, dass er 11.000 Kilometer ohne einen solchen zurückgelegt hat. Wir flicken und dann fliegt uns das Ventil um die Ohren, also wieder den Mantel runter. So wird es fast halb 10 als wir endlich loskommen.
Am Ortsausgang ist dann die Straße gesperrt und unser Fahrer Pang muss irgendwo außen herum gurken, wir können über die Baustellenbrücke schieben. Am Anfang sah es gut aus, dann kommen dicker Schlamm und große Pfützen, nur gut, dass wir in Datong die Räder nicht, wie eigentlich geplant, gewaschen haben. Dann können wir fast ungestört auf der fast fertigen Straße fahren. Einmal wird es später noch eng, in einem Tunnel haben sich vier LKW so verkeilt, dass man werde vor und zurück kommt und ich muss eine Umfahrung suchen, das ist nicht zu schwer und wir kommen dabei durch nette kleine Dörfer.
In Huairen, auf halbem Wege zum Ziel haben wir dann erstmals zum Mittag Nudeln. Wir verursachen in dem Laden einen riesigen Auflauf mit abschließender Mundorgelvorführung und Fotosession. Es ist wirklich begeisternd durch China zu radeln, die Leute sind überall fasziniert und aufgeschlossen und freundlich.
Auf einer größeren Straße geht es dann flott nach Yingxian, auch das war vor 19 Jahren noch ein kleines Kaff und hat sich zu einer netten Kleinstadt mit neu gestaltetem Stadtkern gemausert. In der Mitte der Stadt überragt eine große 9stöckige Pagode von 70 Metern Höhe den Tempel und die Stadt. Das besondere an der Pagode ist einmal ihr Alter, sie wurde vor 956 Jahren nur aus Holz errichtet und soll die größte Holzpagode Chinas und damit wohl auch der ganzen Welt sein. Leider kommt man nur bis in die zweite Etage des beeindruckenden Holzturmes, aber man hat von dort auch schon eine schöne Aussicht. Der Tempel rundherum ist recht gut gestaltet und die Anlage ist ihre 60 Yuan Eintritt schon wert.
Nch unsere Luxusbude in Datong sind wir jetzt wieder auf Chinesischem Niveau, das heißt die Zimmer sind groß und sauber und die Betten auch angenehm hart, lediglich an der Wand gibt es Flecken und im Badezimmer klappern die Armaturen und es fließt nur dünnes Wasser aus der Dusche, aber zum Duschen reicht es und was wollen wir mehr an einem solchen Tag, außer vielleicht noch ein gutes Abendessen und das sollte eigentlich kein Problem sein.
War es dann auch nicht, denn auf dem Platz am Kaufhaus gab es ein Grillrestaurant mit Lamm- und Rindspießchen, dazu gab ein paar Gerichte und Gemüse und kaltes Bier und wir sitzen draußen unter Chinesen und genießen den lauen Abend.
Am 4. September 2011 um 20:11 Uhr
Liebe unbekannte Durchradler, lieber unbekannter Tomtom,
seit Eurem Start in Berlin habe ich Eure Reise im blog verfolgt und bin schwer beeindruckt, wie Ihr diese bewältigt habt. Die Fotos von Tom haben einen tollen Eindruck bei mir hinterlassen und jetzt, da Ihr in China seid, will ich Euch noch für den Rest der Tour alles Gute wünschen!
Datong und den vor Euch liegenden Teil mit dem hängenden Kloster und dem Wutaishan kenne ich von einer Gruppenreise (mit dem Bus!) vor 23 Jahren und es hat sich tatsächlich einiges geändert in Datong. Ich habe die Stadt auch sehr schwarz in Erinnerung gehabt. Aber die hölzerne Pagode war auch damals sehr beindruckend und die Menschen haben das Getreide (oder die Hirse) auch damals auf der Strasse gedroschen und vom Spreu getrennt!
Bei Eurem sicher triumphalen Einzug in Beijing kann ich Euch leider nicht zeitnah beglückwünschen, weil selber auf Radreise (in den Alpen). Deshalb noch mal für Euch und die ganze Truppe weiterhin „Naben- und Speichenbruch“!
Regina aus Berlin