136. Tag: Montag, der 29. August 2011
Die Chinesen und das Achte Weltwunder
77 Kilometer von Jining nach Fengzhen, anfangs sehr schöne Nebenstrecke durch kleine Dörfer, dann auf ruhiger Hauptstraße hügelig bis zum Ziel, sonnig bis 28 Grad
Das Schlimmste haben wir hinter uns gebracht, bis zu den nächsten Ruhetagen in Datong haben wir nur noch zwei relativ kurze Fahrtage. Heute sind wir in mehrfacher Hinsicht in China richtig angekommen. zum einen sieht man kaum noch Mongolen und andere Minoritäten, die meisten Leute sind jetzt Chinesen. Auch wird auf jedem freien Quadratzentimeter Landwirtschaft betrieben. Wir folgen einer winzigen Straße nach Süden, eine Bäume bestanden Alle windet sich durch kleine Dörfer und unsere Fahrt, heute nur mit leichtem Wind, ist eine regelrechte Landpartie. Ab und zu sehen wir in den kleinen Dörfern eine Moschee, ein Zeichen für die Hui-Minorität. Eigentlich sind die Hui keine eigene ethnische Gruppe, sondern auch Han-Chinesen, die allerdings wegen ihrer Religion als eigene Volksgruppe gezählt werden.
Es ist so angenehm, durch das viele Grün zu radeln, links und rechts der Straße viele Maisfelder und die Tupfen der gelben Sonnenblumen. Ab und zu rattert ein kleiner Traktor vorbei oder wir überholen einen Eselskarren. Auf der Straße stehen die Leute und schwatzen. Wenn unsere Gruppe vorüber zieht, dann verstummen die Gespräche und man winkt uns zu und versucht sich an einem „Hellouu“, wir winken und geben ein freundliches „Hello“ oder „Moin, moin“ zurück.
Als wir in einem winzigen Städtchen auf dem Markt anhalten sind wir von Chinesen nur so umringt, manch einer versucht seine drei „Broken Englisch“, Gerhard ist wie immer das Kommunkationswunder und redet platt mit den Chinesen und kommt prima damit klar. Zwar versteht keine der beiden Seiten viel, aber alle haben Spaß und jetzt kennt auch der letzte Chinese in der inneren Mongolei das kleine Fischerdorf Bokel. (Das ist ein kleiner gruppeninterner Scherz, natürlich sind auch wir Süddeutschen, die südlich von Hannover wohnen, der Meinung, dass sich alle Dörfer im hohen Norden natürlich nur von Fischfang ernähren.)
Nach dem Bananen und Getränkestopp verlassen wir mit Mühe den riesigen Auflauf auf der Straße, den wir verursacht haben und das kleine Städtchen, leider auch die winzige Straße. Aber auch größere Straße ist nicht schlecht zu fahren, leider geht es nicht mehr so direkt durch die kleinen Dörfer.
Mittag haben wir dann in einem winzigen Restaurant, es dauert eine Weile, bis wir genug Stühle zusammen gesammelt haben, bevor wir uns eine kleine Mahlzeit aus drei oder vier Gerichten und Maultaschen gönnen.
Zum Glück haben wir es nicht mehr weit bis zum Ziel nach Fengzhen. Die Stadt ist keine Retortenstadt, wie die Städte in der Wüste, also in den letzten 20 Jahren „historisch“ gewachsen. Deshalb gibt es auch keine imposante Einfallsstraße, sondern einen staubigen Weg mit zahlreichen Reparaturbuden für LKW. Da sich das Leben auch hier auf der Straße abspielt, wird überall geschraubt, gebastelt und geschweißt. Motoren liegen auseinander gebaut auf der Straße und dazwischen spielen ein paar Kinder.
Am Ortseingang an einem steilen Hang gibt es noch einen kleinen buddhistischen Tempel, der recht verfallen wirkt, der obere Teil am Berg wird gerade renoviert, die neuen Buddhafiguren stehen unten in einem Schuppen schon bereit und sind noch verpackt. So können wir nur die alten Gebäude von außen betrachten.
Am Abend landen wir in einem winzigen Restaurant, das wir komplett einnehmen, der Koch ist eine Perle und zaubert in der winzigen Küche die schmackhaftesten Gerichte in Sekundenschnelle. Nach dem Essen wird der Fotograf vom Laden nebenan geholt und es muss noch ein Bild geschossen werden. Wenn ich im nächsten Jahr hier vorbeikommen sollte, dann hängt unsere Gruppe hier mit Sicherheit an der Wand. Zum Abschluss probieren wir noch einen Hirseschnaps, der trotz des 65%igen Alkohols noch recht angenehm zu trinken ist, zumindest ab dezweiten Schluck!