112. Tag: Freitag, der 5. August 2011
Donnergrollen und zurück in die Zivilisation
Langwieriges Procedere an der russischen Grenze, keine Probleme bei der Einreise in die Mongolei, 28 Kilometer von Kjachte nach Suchbaatar, mongolisches Essen, am Morgen Gewitter, dann schön und abends wieder Gewitter
Über der Mongolei auf der anderen Seite ziehen dunkle Wolken zusammen und pünktlich, als wir auf unsere Rädersteigen fängt es an zu regnen. Das wird ja eine tolle Begrüßung! Wir radeln schnell die zwei Kilometer bis zur Grenzstation, dort ziehen wir erst einmal ins kleine Lokal von gestern Abend ein und plündern diesmal die Frühstücksvorräte.
An der Grenze stehen die LKW und ein paar Autos vielleicht 500 Meter lang. Eine Kolonne von 5 Trucks, die uns gestern Mittag überholt hat steht irgendwo in der Mitte, das heißt die Grenz-oder Zollabfertigung bei den Russen ist nicht die schnellste. In einer Regenpause huschen wir vorne ans Tor, dort werden immer nur 4 Fahrzeuge eingelassen und wir dien „Generalin“ dort verlauten lässt, sollen auch wir in kleinen Gruppen zu vier Leuten dort die Grenze überwinden dürfen, aber erst in einer Weile. Wieder grollen die Donner und es fängt an zu schütten und die Weile dauert 45 Minuten, ehe wir eingelassen werden und auszureisen. Wir dürfen dann doch in der ganzen Gruppe ins Niemandsland und glücklicherweise ist die Zollstation überdacht. Dort werden gerade Russen, Mongolen und Burjaten gründlich auseinander genommen, aus jedem Fahrzeug muss alles Gepäck raus und dann steigen die Zöllner ein und führen auch ihre „bekiffte Töle“ (Drogenhund) durch. Auch an unseren Rädern wird der Schäferhund vorbei geführt. Man fürchtet Drogenhandel und Schmuggel und es geht zu wie an der innerdeutschen Grenze einstmals. Probleme bereiten die neuen deutschen Pässe mit der Passnummer aus Buchstaben und Zahlen, was für die Deutschen ein „C“ ist für die Russen ein „S“ und die ist das „O“ nun ein „O“ oder eine „0“, das kann der Computer nur schwer erkennen und so dauert es hier auch noch einmal eine gute Stunde, bis wir alle ausgestempelt sind. Russland, der Baikal und Sibirien liegt hinter uns!
Bei den Mongolen geht alles ganz fluffig, schnell haben wir unsere Stempel, für den Zoll sind wir nicht interessant und eine Wechselstube gibt es auch. „Tugrug“ heißt die mongolische Währung, für ein Eurolein gibt es ruckzuck 1.750 Tugrug, der größte Schein ist 20.000, also ein 12 Euro-Schein. dann verlassen wir wieder durch ein Tor das Niemandsland und sind in der Mongolei. Die Regenwolken haben sich auch verzigen und die Sonne lacht uns an. Hinter dem Tor wartet dann Mugi, die Organisatorin unseres Mongolei-Trips mit dem Bus auf uns und wir werfen erste neugierige Blicke umher. Die vorwiegend Holzhäuser unterscheiden sich hier kaum von der russischen Seite, aber alles macht einen ein wenig ordentlicheren Eindruck und man sieht mehr Menschen auf der Straße und natürlich keine Russen mehr, sondern rundgesichtige Mongolen. Neugierig werden wir bestaunt und man sieht viele freundliche und lachende Gesichter. Leider bin ich jetzt an meinem Sprchenhorizont angelangt und kann mich auch nur noch durch Gestik und Mimik unterhalten.
Die Landschaft wird für die nur 24 Kilometer, die wir hier zu fahren haben offener und weiter und wir rollen durch eine weite Grassteppe bis nach Suchbaatar. Die Stadt macht einen gepflegten Eindruck, zwar dominieren auch sozialistisch Plattenbauten aus den 70er Jahren, allerdings sind diese gelb angemalt und mit „Ethnodekor“ versehen. Im Zentrum wimmelt es vor Leuten und in der Stadt gibt es zahlreiche kleine Hotels und Restaurants. Mit gebratemen reis und Gemüse oder Fleisch genießen wir eine erste Portion mongolisches Essen. Das Bier müssen wir von außerhalb holen, da der Laden keine Ausschanklizenz hat.
Im Hotel sieht es auch besser aus als in Russland, nette große Zimmer, vernünftige nicht zu weiche Betten und ein funktionierend warme Dusche. Wir sind zurück in der Zivilisation- der sozialistische Trott schein in der Mongolei besser überwunden als bei den Russen.
Der Spaziergang durch die Stadt fällt leider gründlich ins Wasser, ein weiterer Gewitterguss geht in regen über und wir bestürmen lieber Mugi im Restaurant mit vielen Fragen zum Lande. Die Portionen an Salat, Suppe und gebratenen Nudeln sind mehr als riesig, wir haben gründlich zu viel bestellt, da wir immer noch die russischen Miniportionen gewohnt sind und es gelingt uns nicht im Ansatz aufzuessen. Schlechte Aussichten also für das morgige Wetter. Mit übervollen Bäuchen schleppen wir und dann in die Betten und lauschen dem Regen, der draußen weiter fällt.