106. Tag: Samstag, der 30. Juli 2011

 

Feucht-kalter Baikal

118 Kilometer von Tanchoi nach Posolskoje, 920 hügelig Höhenmeter, kühles wolkiges Wetter bei nur 11 Grad, bis zum Abend kein Regen, sehr schöner Rückenwind

Das Frühstück hier in der Hütte des Naturschutzgebietes ist mehr als reichlich, so wie auch schon das Abendessen am gestrigen Tag und es ist einfach ein komisches gefühl, so viel auf dem Tisch stehen lassen zu müssen. Die Nacht in den Jugendherbergszimmern haben wir alle gut überstanden und selbst die Wodkatrinker von gestern Abend (bis 1 Uhr) sehen recht frisch aus. Wodka ist wirklich das perfekte Getränk für Alkoholiker, man kann die Geschwindigkeit des Betrunkenwerdens ganz gut regulieren und braucht am nächsten Morgen keinen Kopfschmerz zu befürchten, lediglich ein bisschen Müdigkeit vom späten zu Bett gehen.

Draußen sieht es mehr als ungemütlich aus, grau und verhangen hängen die Wolken am Himmel und wollen sich wohl jeden Augenblick ausschütten, die Temperaturen liegen nur knapp über 10 Grad. Alle haben sich richtig eingepackt, als wir auf die Räder steigen, die Gruppe leuchtet in Gelb-Rot oder orangfarbenen Regenjacken, wie frisch einem Globetrotter Laden entsprungen. Doch wir haben doppelt Glück, einmal bläst der Wind aus rückwärtiger Richtung und es nieselt nur zwei oder drei Mal, aber der Regenguss bleibt uns erspart.

Die Landschaft hier auf der Seite des Sees ist schöner als drüben in Listwjanka. Hier beginnen schon nach ein paar hundert Metern die „richtigen“ Berge, das Massiv rechts neben uns ragt bis zu 2000 Meter in die Höhe, leider kann man heute davon nicht all zu viel sehen. Ab und zu kreuzen wir einen schönen, wilden Gebirgsfluss mit klarem Wasser, der hier die letzten hundert Meter zum Baikalsee zurücklegt. Der See liegt den ganzen tag zur linken, mal näher zur Straße und mal etwas weiter weg. Für eine Uferstraße geht es mächtig hoch und runter und wir sammeln über den tag in unzähligen Hügeln verteilt wieder einmal fast 1000 Höhenmeter zusammen.

Nach einem letzten Berg biegen wir dann am frühen Abend ins Delta des Selenga Flusses ab. Hier dominieren weite Grasflächen, durch das ab und zu ein Wässerchen mäandriert. Dazwischen Weiden und hohes Riedgras, das sich im Wind biegt, der uns für die letzten 5 Kilometer kräftig ins Gesicht bläst. Doch der Kirchturm von Posolskoje ist schon in Sicht und so sind wir wenig später am Guesthouse. Wegen einer dort stattfindenden Party fehlt uns ein Zimmer, aber wir bekommen uns recht schnell sortiert. Duschen gibt es keine und die Toiletten sind auch im Hof, aber dafür dampft es schon ordentlich aus der Sauna. Wir teile uns beim Abendessen aus leckerem gedünstetem Omul-Fisch in Gruppen und ziehen dann zum Durchwärmen und Schwitzen in die „Bannja“ und das ist ebenso gut wie eine Dusche oder vielleicht sogar noch besser. nach den langen 118 Kilometern sitzen wir heute nicht mehr so lange und verschwinden so gegen 22 Uhr in den Betten.

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