Mittwoch, der 27. Juli 2011
Freiwillig im Ort der Verbannten
Ruhetag in Irkutsk mit Stadtrundfahrt und Stadtspaziergang
Natürlich starten wir heute nicht sehr zeitig, die meisten sehen beim Frühstück noch recht müde aus, die 7 Stunden Zeitverschiebung machen sich bemerkbar. Um 10 Uhr wartet dann Natascha, eine Lehrerin und Stadtführerin am Eingang des Hotels auf uns. Ich muss lachen, die nette Frau haben meine Freundin und ich schon vor drei Tagen in Listwjanka getroffen und mit ihr geschwatzt.
Gemeinsam singen wir noch ein Lied für Mirjam, die heute Geburtstag hat und natürlich Leckereien und Geschenke von ihrer Schwester aus der Heimat geliefert bekam. ich denke etwas traurig an meine Tochter Hannah, die heute ebenfalls Geburtstag hat und werde heute Abend noch anrufen.
Zuerst laufen wir das Zentrum ab und die „Durchfahrer“ sehen nun einiges zum dritten oder zum vierten Male, aber das ist nicht so tragisch, denn es finden sich ja gleich ein Dutzend neuer Gesprächspartner. Wir besichtigen noch einmal die Kirche und die Brücke an der Angara und steigen dann in einen Bus, um auch die Sehenswürdigkeiten der Umgebung abzuklappern. Es gibt doch noch einige Viertel mit schönen alten Holzhäusern, einige davon gut restauriert und äußerst prächtig.
Irkutsk war eine Stadt in die der Zar sehr gerne politische Gegner in die Verbannung verschickte, was gleich mehrere Vorteile hatte. Einmal waren die Umstürzler sehr, sehr weit vom Zentrum der Macht entfernt, auf der anderen Seite etablierte sich hier im kulturellen Nirwana eine Elite, die half die Region voranzubringen, indem sie sich für Schulen, Zeitungen und Theater engagierte. Geblieben sind die schönen Gebäude und die Grabsteine der „Dekabristen“, wie die Verbannten hier genannt wurden.
Am interessantesten ist der große Markt, die erste Halle wird von Fisch und Fischprodukten dominiert und ich bekomme Appetit auf Räucherfisch und Kaviar und nehme mir von Beidem auch eine kleine Portion plus frisches Brot und Knoblauch und Gurken mit, die draußen vor den hallen angeboten werden. Eine kleine Flasche Wodka steht noch im Kühlschrank des Hotels und so ist mein spätes kleines Mittagessen schon organisiert.
Unseren Stadtrundgang beenden wir wieder an der Angara am Denkmal für den Zaren Alexander III, der die Entwicklung Sibiriens vorangetrieben hat und der auch den Bau der Transsib vorangetrieben hat.
Am Abend ist es nicht ganz so einfach, ein Lokal zu finden, welches allen Geschmäckern recht ist und mein Zielobjekt hat geschlossen, aber nach einem weitern schönen Spaziergang werden wir fündig, das Mahl war zwar nicht grandios, aber alle sind satt geworden.