87. Tag: Montag, der 11. Juli 2011

Schönwetterfront

124 km von Ujar nach Kansk, 790 hm bei Sonne und angenehmen 20 Grad, kräftige Hügelei mit 790 hm auf Nebenstraße und Hauptstraße

Die Nacht war trotz der echt nahen Straße recht angenehm, früh steigen die Nebel auf und wir starten zeitig. Einzig kleines Problem ist der zähe Schlamm auf den 500 Metern zu Straße zurück, der sich zwischen Schutzblech, Bremsen und Mantel verkeilt und irgendwann das Rad blockiert. So müssen wir diesen dann mit Stöckchen wieder herauspulen und es dauert den halben Tag in der Sonne bis die letzten Klumpen wieder abgefallen sind.

Wir scheinen das schöne Wetter jetzt wieder zurück zu bekommen, allerdings habe ich etwas Angst, dass es zu schön werden könnte, im Internet wurden über 30n Grad vorausgesagt und das ist ja dann nicht mehr so angenehm. Heute ist es jedenfalls ideal zum Radeln, es sind so um die 20 Grad und ab und zu schiebt sich eine kleine Wolke vor die Sonne. Auch haben wir das Glück eine kleine Nebenstraße zu finden, auf der wir 50 Kilometer fernab vom großen verkehr fahren können und die Strecke ich auch noch gut in Schuss. Wieder geht es durch viele Sommerwiesen, zum Lila des gestrigen Tages gesellt sich noch viel Gelb und allerhand andere Farben.

An einem „Baggerdenkmal“ machen wir eine schöne lange Mittagspause und ich kümmere mich wieder einmal ein bisschen um die Räder. Bei mir muss wieder einmal die Kette gewechselt werden und die Bremsen an den meisten Rädern müssen nachjustiert werden. im frischen Sommerwind trocknen die Schlafsäcke und zelte derweil.

Am Nachmittag treffen wir zwei Motorradfahrer aus Kirgistan und wir erzählen von unseren Reisen und machen noch ein paar Fotos. Sie sind im letzten jahr die M 61 gefahren, das ist der grandiose Pamir Highway und der Ansob-Pass bei Dushanbe ist wieder geöffnet- dieses Abenteuer steht noch ganz weit oben auf meiner Liste, die große Runde durch den Pamir, nur einen Steinwurf von der afghanischen Grenze entfernt, durch endloses Hochland und ein paar 4000er Pässe und dann rein nach Kirgisien. Das sollte eine 4 Wochen Tour 2013 werden: Samarkand- Dushanbe- Pamir- Issyk Kul- Biskek.

Vor Kansk befindet sich ein riesiger Armeestützpunkt, von der Straße sind die zwischen den Bunkern geparkten MIG 29, die heute schon ihre Runden über uns gezogen haben, zu sehen und einen Hügel weiter drehen sich die Radarstationen. Alles ist wunderbar einsehbar und ich traue mich dann sogar ein Foto zu machen, obgleich ein Wachposten in der Nähe ist, aber der winkt nur freundlich grinsend herüber.

In der Abendsonne erreichen wir Kansk, die Stadt ein kleines nettes Zentrum mit klassizistischen Fassaden und das Hotel ist einfach und in Ordnung. Das einzige Lokal befindet sich im Hotel, eine kleine Stolowaja, es gibt nur Grütze und ein paar Bouletten, alles andere ist schon aus. Wir vernichten dann alle Restbestände.

Da alle recht müde sind mache ich als einzige noch einen abendlichen Spaziergang und genieße die warmen Strahlen der Abendsonne. Im Zentrum gibt es einen großen Soldatenfriedhof, die Namen der Soldaten sind alphabetisch geordnet, das ist alles was übrig blieb und so langsam wächst das Unkraut drüber und inzwischen engagieren sich alle beteiligten Parteien wieder in neuen Konflikten. Wie schon irgendein großer Militärtaktiker sagte: „Frieden ist die Zeit zwischen zwei Kriegen!“

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