78. Tag: Samstag, der 2. Juli 2011

Melancholie auf Birkenrinde

Ruhetag in Novosibirsk, Stadtspaziergang und gemütliches Abhängen (Chillen)

Gut, dass wir das Frühstück im Hotel nicht dazu gebucht haben, das Buffet ist mehr als mager, wir wären die einzigen Gäste gewesen und die fettleibige Matrone, die das Buffet bewacht, ist auch nicht begeistert über den Gedanken, dass nun doch Gäste kommen. Also drehen wir um und verlegen das Frühstück aufs Zimmer, einen Supermarkt gibt es schließlich gleich um die Ecke.

Novosibirsk ist nicht die klassische Stadt mit Denkmalen und Sehenswürdigkeiten, aber das Zentrum ist schon einen Bummel wert. Am südlichen Ende des Krasnui Prospekt befindet sich eine kleine Kapelle mit goldener Kuppel, die 1905 hier zur Einweihung der ersten Brücke der Transsibirischen Eisenbahn erbaut wurde und den Mittelpunkt des damaligen Russlands markiert. Sehenswert sind die sozialistisch-klassizistischen Fassaden einiger Häuser aus der Zeit Stalins und der Sowjetunion und das eigentliche Zentrum der Stadt ist der Lenin Platz. Hier findet heute so etwas wie ein Kunstgewerbe-Markt statt und darüber lässt sich schön bummeln. neben dem üblichen russischen Kitsch wie geschnitzte Löffel und Matroshkas, finden sich Händler mit traditionellen russischen Leinenhemden in modernen Design, handgeschneiderte Teddys, gestrickte Socken und Handschuhe für die langen Winter, sowie viel warme Schuhe und Stieflinge aus Filz. Die Filzlatschen sind äußerst praktisch, wenn man in Berlin in einer fußkalten Wohnung wohnt, aber für ein Paar Filzschuhe mit kleinem Teufelchen drauf, will der Händler 60 € haben und das finde ich ein wenig heftig. Der Winter ist ja noch weit entfernt und Filzschuhe gibt es auch in der Mongolei.

Interessant ist der Stand einer Künstlerin namens Ljubow Karkawina. Sie macht Kunst aus Birkenrinde. Sie sucht sich dramatisch gemaserte Stücken des typischsten aller russischen Bäume, schält diese aus dem Baum und fügt sparsam mit Pinsel und Farbe einige wenige Details ein. Das Ergebnis sind dann wunderschöne russische Landschaften mit verschneiten Ebenen, wilde, reisende Flüsse oder Gebirgslandschaften. Die Dame hat bereits in 53 Ländern ausgestellt und ist dabei eine Webseite zu erstellen, ich weiß natürlich nicht, ab wann diese zu sehen sein wird: www.berezovaya-rus.ru.

Erstaunlich ist auch, dass wir eine Händlerin treffen, die uns im Omsk schon hat radelnd auf der Straße gesehen, deshalb bekommt Barbara ein Fähnchen mit der Aufschrift: „Frieden der Welt!“ und freut sich riesig darüber.

So schlendern wir hier noch eine Weile über den Leninplatz mit der gigantischen Statue des Vordenkers in Kombination mit ein paar anderen Figuren des Sozialistischen Realismus. Vor allem die schönen Reliefs am Opernhaus sind auch mehr als einen Blick wert.

Da es im lande an Postkarten mangelt, seit Moskau sieht es da mehr als schlecht aus, beginnen wir heute mit der Produktion eigener Postkarten aus dem reichen Fundus meiner Bilder. Die Resultate werden dann so in zwei oder drei Wochen oder gar später zu Hause eintrudeln.

Den Nachmittag nutzt jeder für sich: Karten schreiben, spazieren…..ich sitze wieder am Computer, eine Datensicherung ist überfällig und die letzten beiden Tage fehlen noch im Blog.

Dann geht es schon wieder zum Abendessen und ich habe dann noch meine nächtliche Sitzung im Internet vor mir. Mit einiger Wahrscheinlichkeit tauchen wir jetzt wieder für mindestens eine Woche in den sibirischen Weiten unter, wo es zwar Moskitos im Überfluss, aber kein Internet mehr gibt. Wir melden uns dann wieder aus Krasnojarsk!

2 Reaktionen zu “78. Tag: Samstag, der 2. Juli 2011”

  1. Wiebke

    Ihr Lieben, (Onkel, Cousine und Mitradler), wir verfolgen regelmäßig die kurzweiligen Berichte und erfreuen uns auch an den vielen tollen Aufnahmen, das macht alles sehr anschaulich. Wir wünschen Euch weiterhin ausreichend Energie, wenig(er) Insekten und viel Wind von achtern.
    Wiebke und Günter aus Tostedt
    P.S.: Habe erst im Dez. Geburtstag, dennoch Dank für den Gruss aus Kaunas zum 2.7., habe ihn an Onkel Werner weitergeleitet 😉

  2. Karin

    Hallo,heute früh schnell ein blick in den blog,um zu wissen wo und wie ihr inzwischen angekommen seid.Inzwischen müßt ihr ja schon blutarm von den Insektensäugetieren sein-wie wärs den mal mit einreiben mittels sibirischer Zwiebel?Hier ist momentan sibirsche Sommerkälte von 12 grad brrr.
    gute fahrt und setzt die 1000 r. nicht nur in wodka um-
    Bis zum nächsten mal
    Karin
    Übrigens war ein kommentar von mir auf der Seite vom 28.6.gelandet.

Einen Kommentar schreiben