50. Tag: Samstag, der 4. Juni 2011
Hohe Luftfeuchtigkeit am Kamaufer
70 Kilometer von Kasan nach Laischewo, 200 Höhenmeter auf erst belebter dann ruhiger Straße, erst sonnig dann Regen, später Gewitte
Alles im Leben hat seinen Sinn, auch der Idiot an der Kreuzung, nach links geht es straff den berg hoch, nach halb rechts flach weiter. beides könnte richtig sein. „Prjamo, prjamo!“ – also geradeaus sagt der Idiot und wir lernen jetzt das schlecht asphaltierte Industriegebiet kennen.
Nach 3 Kilometern ist dann sicher, dass wir verkehrt sind, wir hätten doch den >Berg hoch gemusst. Wieder zurück treffen wir dort auf Farid, der gerade mit dem Rad auf dem Weg zu einem Fahradfestival ist. Wir müssen mitkommen. Es liegt nicht weit ab vom Weg und wir haben ja eh nur 70 Kilometer zu fahren, also sehen wir uns das an.
Es gibt in Kasan einen nigelnagelneuen Unicampus mit Unterkünften für 14.000 Studenten, in zwei Jahren finden hier die Studentenweltmeisterschaften statt und Kasan will sich damit profilieren. Farid ist der Typ des überdurchschnittlich begabten Studenten mit hoher sozialer Kompetenz und Durchsetzungsvermögen, er führt uns durch den Campus und dann zum Treffpunkt der Radfahrer. Vor einer kleinen Bühne haben sich vielleicht 50 Radler versammelt, es gibt ein kleines Programm, ich muss auch ein paar Worte zu meiner Reise sagen, dann werden Fotos gemacht und dann beginnt für die Kasaner Radler eine Sternfahrt, die wieder zum Kreml führt, wo ein paar hundert Leute erwartet werden. schade, schade, dass es nicht in unserer Richtung liegt. Aber kasan als Stadt hat mir sehr gefallen und die Uni ist auch beeindruckend, vielleicht sollte ich hier mal versuchen, ein halbes Jahr Deutschunterricht zu geben.
Endlich sind wir dann auf dem richtigen Weg aus der Stadt. Die Straße ist auch recht groß, aber es gibt kaum Schwerverkehr und der Seitenstreifen ist gut ausgebaut. Während wir nach Süden kommen verdichten sich langsam die Wolken und als wir dann die letzten 16 Kilometer auf kleiner Straße übers land tingeln, fängt es an zu regnen.
In Laischewo am Ufer der Kama gibt es ein kleines Hotel mit moderaten Preisen, recht gemütlich und so steigen wir hier ab. Es ist gerade 14 Uhr, draußen regnet es und so haben wir Zeit für ein kurzes Schläfchen. Dann drehen wir eine Runde durchs Dorf. Viel gibt es nicht zu sehen, eher ist es etwas trist. Überrascht werden wir lediglich von einem Gewitter mit heftigem Wolkenbruch. Innerhalb von drei Minuten gehen hier bestimmt 50 mm Niederschlag nach unten, dann kommt die Sonne wieder für eine halbe Stunde heraus. Am Ufer der Kama blicken wir dann fast hinaus aufs Meer, das andere Ufer des Kuibyschewer Stausees lässt sich nur erahnen.
Unten im Hotel wird Geburtstag gefeiert, eine Elena wurde gerade 20 und wir werden dazu eingeladen. Natürlich gibt es jeder Menge Wodka zu trinken und leckere Salate zu essen. nach zahlreichen Runden auf Gastfreundschaft, das Geburtstagskind, auf die tatarischen und russischen Frauen sowie auf das Leben an sich und im Besonderen haben vor allem die russischen Männer genügend getankt und nach einem kleinen Feuerwerk verabschiedet man uns und beginnt eine kräftige Keilerei auf der Straße.