16. Tag: Sonntag der 1. Mai 2011
Regenmarathon nach Kaunas
143 Kilometer von Vilnius nach Kaunas, 713 hm über kleine Straßen und 32 km Piste und Waldweg, kalt bei 10 Grad und ab späten Vormittag Regen
Kein Wölkchen trübt den Himmel am Morgen und kein Wind. Es ist Sonntag und dazu noch Feiertag und auf den Straßen so gut wie keine Menschenseele und auch kein Verkehr. deshalb blasen wir auch gleich einmal 30 Kilometer ohne zu stoppen auf der Hauptstraße nach Trakai zurück und biegen dann auf eine kleine Nebenstraße. Hier ziehen dann langsam dunkle Wolken auf und verdichten sich. Diesmal sind wir vorsichtiger und hüllen uns gerade rechtzeitig in die Regenklamotten, bevor es dann erst langsam tröpfelt, dann richtig regnet und zwischendrinnen kommen auch ein paar kleine Hagelkörner mit runter. Dann beginnt auch wieder die Piste mit üblem Wellblech und Schotter und wir holpern im Regen vor uns hin. Ich bin froh meinen MP 3 Player dabei zu haben, im Gore-Tex ist es gemütlich warm und die Akustik unter der Kapuze ist noch besser. So ziehen wir dann dahin über die litauischen Hügel zwischen den kleinen Dörfern mit ihren gelben Häusern. In manchen Dörfern ist es wie im Freilichtmuseum, die Bauern kommen mit Pferd und Wagen in die Kirche, zumindest steht vor der Kirche ein angespannter Wagen, die meisten fahren dann aber doch mit dem Auto, beliebt sind VW und BMW und nur vereinzelt noch ein alter Lada oder ein Lada Niva.
Gegen Mittag machen wir den Fehler einer zu langen Pause und kühlen dabei ordentlich aus. Dagegen hilft dann nur eine kleine Flasche Wodka, zumal es heute auch Karins 1000sten Kilometer zu feiern gibt und sich wieder aufs rad zu schwingen. Der Asphalt hält nicht lange und dann geht es wieder auf die Holperpiste und es dauert zwei oder drei Hügel bis wir wieder einigermaßen warm sind.
Gegen halb fünf sind wir in Rumsiskes im Freilichtmuseum. Die Anlage ist riesig, der Rundweg führt über 7 km durch kleine Museumsdörfer und ein winziges Städtchen und alles ist recht interessant. Wir gucken uns einige Häuschen an, innen sieht es recht gemütlich aus, während wir langsam wieder abkühlen und so macht die eigentlich beeindruckende Anlage doch keinen Megaspaß. Am Ausgang treffen wir dann auch Fahrer und Auto wieder und ich kann die Tendenz aufs Auto umzusteigen aber noch abbiegen und so machen wir uns dann auf die letzten 30 Kilometer nach Kaunas. Die Straße wird immer kleiner und dann stehen wir vor einem winzigen Feldweg, auch die „Lokals“ sind nicht sehr hilfreich, aber dann steht dort die Polizei. Die zeigen uns auch nur den Weg in den Wald, kommen aber noch vier oder fünf Kilometer mit ihrem Jeep mit uns mit, denn es gibt zwei Gabelungen, an denen ich garantiert in die andere Richtung abgebogen wäre. Wir danken für die Hilfe und erfahren, dass wir schon die zweite Gruppe sind, die sich hier durch den Kiefern- und Birkenwald schlägt.
Der Waldweg ist zwar ab und zu etwas sandig, aber es gibt keine Wellblechpiste und es lässt sich auch ganz angenehm fahren, zumal es kaum noch nieselt.
Die Einfahrt nach Kaunas zieht sich, es kommt ein Vorort nach dem anderen, viele spätsozialistische Siedlungen, die bei dem trüben Wetter noch trüber aussehen. Die Stadt ist sehr weitläufig und es gibt zwischen den Plattenbauten viel Grün. Nach fetten 143 Kilometern sind wir endlich am Hotel, mitten in der Altstadt. Wir werfen nur schnell das Gepäck ab und stürzen hungrig ins Zentrum. nach zwei Versuchen in Lokalen, in denen die Karte nur Snacks anzubieten hat, landen wir dann beim Chinesen, es ist nicht der schlechteste Chinese außerhalb Chinas und wir haben sowieso großen Hunger. Danach sind nur noch der Heimweg und eine lange warme Dusche angesagt und morgen ist Ruhetag und das heißt Ausschlafen.