6. Tag: Donnerstag, der 21. April 2011
Alte Städte an der Weichsel
80 km von Torun über Chelmno nach Grudziadz, schlaffe 137 hm bei angenehmen 20 bis 23 Grad und Sonne, zwei schöne Altstädte und Sonnenuntergang an der Weichsel
Wieder ein Morgen wie aus dem Bilderbuch und gleich hinter Torun wird die Straße sehr ruhig, die Landschaft ist nicht spektakulär sondern eher einfach und ländlich, aber ohne Rückenwind ist es ein entspanntes Radeln und Gucken. Ich mag die polnischen Dörfer, es ist nicht so sauber und unerträglich clean wie in Bayern, sondern es sieht ein wenig gemütlich verschlampert aus.
In Chelmno, einer alten kleine Stadt treffen wir wieder auf die Weichsel. Die Stadt ist ein recht beeindruckend, ein tolles Renaissancerathaus auf dem Markt. An der Westseite ist ein eiserner Maßstab angebracht, die Culmer Elle, ein breiter Stahl, 4,37 Meter lang mit einer 14er Unterteilung, im 14 Jahrhundert das hier gültige Maß. Gab es Streit beim Messen von Stoffbahnen, die auf dem Markt gehandelt wurden, konnte man diesen hier schlichten.
Auch die St. Marienkirche ist beeindruckend, der hohe gotische Saal ist reich geschmückt und eine Orgel schmückt die Rückwand. Ich mag diese großen Säle, hier könnte selbst ich religiöse Gefühle entwickeln, Licht, Akustik und Temperatur wirken halt auf Geist und Seele.
Gut für die seele ist auch unsere Mittagspause vor einem bunt mit Blumen geschmücktem Friedhof. Wir haben wieder die geklauten Brötchen vom Frühstücksbuffet und eine Menge an frischem Gemüse und Obst. Zusätzlich habe ich noch eine Flasche Wodka organisiert und bis auf Jarek, unseren netten polnischen Fahrer nehmen alle einen kräftigen Schluck, das „Zoladkowa Gorzka“ Zeug ist wirklich gut und es fährt sich danach sogar noch ein wenig angenehmer. Aber keine Angst, wir haben nicht viel getrunken und auf der Straße gab es faktisch keinen Verkehr.
Den gibt es dann auf dem Weg in die Stadt Grudziadz umso mehr, aber es gibt einen Radweg, der böse haken schlägt, aber vor den Trucks und wilden Autofahrern schützt.
Gegen 15 Uhr ziehen wir wieder los, diesmal zu Fuß, ich mag die Stadt, denn auch hier sind die alten Gebäude nicht auf Hochglanz poliert für den Tourismus, sondern es gibt auch noch graue Gebäude und mehr als ab und zu bröckelt eben auch mal der Putz. Vom Stadtwall hat man einen hervorragenden Blick über die Weichsel und ein schmaler Weg führt durch blühende Sträucher am Ufer entlang. Auf einer Erhöhung werden die Reste der Kreuzritterburg aus dem 12. Jahrhundert ausgegraben und langsam wieder hergestellt und man hat in alle Richtungen eine gute Aussicht.
Wir schlendern durch die alten Straßen mit den historischen Speichern, manche dienen als Wohngebäude, manche sind fast verfallen und manche schon chic renoviert. Der Mix macht eine gute Mischung. Schwieriger wird es ein Restaurant zu finden, die „Pirrogarnia“ war leider schon geschlossen und auf Pommes hatten wir natürlich keine Lust, doch neben dem Hotel gab es einen „Chinesen“. Der hat zwar mit chinesischem Essen so viel zu tun, wie Hodscha Nasreddin mit dem Weihnachtsmann, aber es schmeckt nicht übel und es gibt gigantische Portionen zum netten Preis. Danach sind wir so voll, dass wir einen weiteren Spaziergang brauchen. An der Weichsel geht die Sonne unter und es ist wieder ein wunderschönes Foto für meine „10.000 langweiligsten Sonnenuntergänge der Welt“.
Am 21. April 2011 um 23:54 Uhr
Hallo Abenteurer !
Wirklich tolle Fotos und Berichte, wir verfolgen es gerne.
Macht weiter so !
Viele Grüße von den Ahrenswohldern !