1. Tag: Samstag der 16. April 2011
Gelungener Auftakt
90 Kilometer von Berlin nach Bad Freienwalde bei angenehmstem Frühlingswetter bis 22 Grad und guter Stimmung, 300 Höhenmeter
Was für ein schreckliches Wetter, es regnet und der Wind treibt in kalten Böen graue Wolken am niedrigen Himmel entlang; so sah es noch in der letzten Woche in der Hauptstadt aus, doch heute ist alles gut.
Die Vögel zwitschern laut in Berlin, die Sonne strahlt und es ist glasklar- Kaiserwetter. Am Brandenburger Tor finden sich fast 30 Leute ein unsere Berlin- Beijing Radler, einige Radler die erst in Irkutsk dazukommen, einige die heute bis Bad Freienwalde mitfahren und Familien und Freunde. Alte Bekannte sind dabei, die schon ein oder mehrfach mit „China By Bike“ geradelt sind, die Mitveranstalter der Tour, Mugi für „Mongolei Reiser“ und Gerhard für „Weit-Blicke“, der diesmal den Mammutteil der Reise zu organisieren hat, von hier bis zum Baikalsee.
Ein paar kleine Tränen fließen, doch die Freude überwiegt und um 9 Uhr geht es los- Unter den Linden entlang und dann die Greifswalder und dann Weißensee und Falkenberg und schon liegt Berlin hinter uns und als wir in Ahrensfelde bei beginnendem Stau von der Hauptstraße nach Altlandsberg abbiegen die Brandenburger Weiten vor uns.
Es ist wunderschön im Frühling in Brandenburg, alles beginnt leuchtend zu grünen und zu blühen, Bäume in voller Pracht und zarte Sprosse links und rechts der Straße. Ein perfekter Tag, eine Radtour von 11.000 Kilometern zu beginnen.
Und am heutigen Tag ist alles dabei, was uns in den nächsten Wochen und Monaten erwarten wird. Aus berlin heraus der heftige Verkehr, die Einkaufsfahrer nach Polen, dann kleine Landstraßen und sogar Feldwege, denn ich habe eine nette Route nach Bad freienwalde zusammen gestellt. Hinter beiersdorf geht es in den Wald und, damit die Leute gleich auf den geschmack kommen, verfransen wir uns ein wenig und der Weg endet auf einer Wiese. Der Umweg ist nicht groß, vielleicht ein oder zwei Kilometer, aber es sorgt natürlich für Humor an einem „perfekt“ organisierten Tag. „Immer schön aufpassen, wohin ihr fahrt und am Baikalsee müsst ihr rechts abbiegen!“ hagelt es dann an gut gemeinten Navigationshilfen.
Durch den Wald ist es idyllisch, dann wieder ein paar Häuschen und auf der Weide staunen drei Pferde über die 13 bunten Radler auf dem Feldweg. Nach 6 Kilometern „offroad“ haben wir dann wieder Asphalt. Inzwischen ist es fast 14 Uhr und der Hunger zwickt, doch in Gersdorf an der Ecke, wo vor ein paar Wochen noch der Gasthof stand, sieht es aus wie nach einem Terroranschlag, ein Bagger schaufelt hier die reste der Restauration weg.
Also müssen wir noch ein paar Kilometer weiter nach Hohenfinow und dort haben wir dann mehr Glück mit unserer späten Mittagspause.
Gut gesättigt geht es wieter nach Niderfinow und wir besichtigen das Schiffshebewerk, neben dem technischen Meisterwerk aus den 30er Jahren soll ein neues Werk gebaut werden. Wir machen den Rundgang über die 80 Jahre alte Hebebühne und schwingen uns dann wieder auf die Räder für die letzten Kilometer. Und auch hier wird es noch einmal witzig, denn wir kommen wieder nicht weiter, der Felweg durch die Oderniederung soll total verschlammt sein, berichtet eine Niedefinower Spaziergängerin. Dafür erfahren wir etwas, was wir schon immer wissen wollte. Die Erfinder der „Naturschutzeule“, ein gewisses Ehepaar Erna und Kurt Kretschmann stammen aus Bad Freienwalde und sind dort Ehrenbürger, die Eule steht nun hier genau vor uns und wir kehren der Schlammstrecke den Rücken.
Verkehr gibt es fast keinen nach Bad Freienwalde, weil es eine Baustelle gibt, man kommt aber mit dem Rad dran vorbei, wird uns von den „Lokals“ gesagt; kommt man auch, aber es ist ein ordentlicher Kraftakt die Räder 200 Meter durch den Dschungel neben der Straße zu schieben und zu tragen. Doch dann haben wirs geschafft und lassen den Abend im „Löwen“ ausklingen, bei deftigem Essen und ein paar Bieren. Viel wird erzählt von alten Touren und erlebnissen und es wird diskutiert, was uns wo und wie zustoßen könnte, aber keine Angst, wir setzen alles daran, wohlbehalten in Beijing anzukommen in 156 Tagen und werden dann viel zu erzählen haben.
Am 17. April 2011 um 21:52 Uhr
Hallo ihr 5 Abenteuer-Radler !
Der 1. Blog war ja schon sehr interessant. Es sind ja jetzt schon abenteuerliche Wege, die Ihr fahrt.
Viele Grüße aus Ahrenswohlde an Alle!
Henner