10. Tag: Sonntag, der 6. Februar 2011
Tag der Wasserbüffel
105 km von Yen Cat nach Tan Ky auf dem Ho Chi Minh Pfad und auf Nebenstraße, kleine Dörfer und unendlich viele Wasserbüffel, 620 hm auf guter Straße bei angenehmen 25 Grad
Nebelig und grau ist es am Morgen, aber nicht kalt und das ist gut so. Frühstückssuppe bekommen wir in der „russischen“ Kneipe, als wir um 7.45 dort einrücken wäscht sich die Wirtin in der schmuddeligen Küche gerade noch die Haare. Allgemein ist die vietnamesische Provinz noch weit entfernt von jeglichen Standards, das betrifft die spärlichen Restaurants genauso wie die lausigen Hotels. Gestern haben wir mit einiger Mühe im Hotel noch Handtücher und Toilettenpapier zusammengesucht, im Bad liegen noch gebrauchte Zahnbürsten, die Klos müssen vor der Benutzung noch mal gereinigt werden und Heino findet gebrauchte Kondome im Zimmer. Und genauso schmuddelig war es auch im Restaurant, aber hier lautet die erste Regel sowieso, niemals einen Blick in die Küche werfen.
Es rollt super auf dem Ho Chi Minh Pfad, die Straße ist gut ausgebaut und zieht sich über leichte und mittlere Hügel. Nach einer Stunde verschwinden dann auch die Nebel und wir bekommen auch etwas von der Landschaft zu sehen. Heute gibt es wieder viel Zuckerrohr, erst später kommen wieder Reisfelder. Diese sind entweder schon bestellt oder werden gerade umgepflügt. Ich bin fast schon verzweifelt auf der Suche nach dem Zwischenschritt, denn ich möchte gerne Fotos vom Stecken der Reispflanzen machen, aber wir sind ja auch noch eine Weile unterwegs.
Der verkehr ist sehr ruhig und es gibt nicht zu viel davon, den größten teil machen immer noch die Mopeds aus, die von Ort zu Ort düsen. Mittags am Abzweig nach Tai Hoa kommt wieder der Tet-Fest Effekt, das einzige Restaurant hat geschlossen. Wir pfeifen uns ein paar Kekse rein und trinken eine Kaffee, den der Besitzer so dick in die Filter gefüllt hat, dass es eine Viertelstunde dauert, bis auch nur ein halbes Tässchen durchgelaufen ist. Die dicke Brühe ist zwar super stark, aber auch immer wieder extrem lecker, ich freue mich schon auf die Kaffeeanbaugebiete im Süden des Landes. Im Ort findet sich ein Lokal mit Reis und Gemüse und ein wenig Fleisch und Tofu. Der Geschmack ist, wie fast überall ok, aber so die richtigen Gourmetköche sind die Vietnamesen nicht, vor allem das Gemüse ist fad und langweilig, dabei sieht man so viel auf den Märkten, womit zumindest ich eine Speisekarte mit leckersten Gerichten füllen könnte, zumal auch nur auf den Märkten eine Fülle an verschiedensten Kräutern, wie Dill, Basilikum und Zitronenmelisse zu finden ist. Um nicht die gleiche Straße 8 km wieder zurück fahren zu müssen probieren wir einen parallele Nebenstraße zum HCM-Pfad und das war eine sehr gute Entscheidung, denn es geht wieder unablässig durch kleine Dörfer und die Fotomotive schießen nur so aus dem Boden. Es scheint heute der Tag der Wasserbüffel zu sein, überall laufen die Tiere durch die Landschaft, vor dem Ochsenkarren, auf den Feldern hinterm Flug oder hinter der Egge. letzteres sieht witzig aus, den der Bauer oder die Bäuerin steht auf der Egge und „surft“ förmlich über den nassen Modder des Reisfeldes, wir taufen diese Sportart als „Mudsurfing“ und wollen das zu Hause dann auch für Großstadtkinder und ausgebrannte Manager anbieten.
Am Straßenrand haben wir viele witzige Begegnungen, es scheinen nicht all zu viel Radler oder andere Touristen aus fernen Ländern hier vorbei zu kommen und entsprechend groß ist die Begeisterung und alle lassen sich mit großer Freude fotografieren. Die Mopeds werden langsamer, damit Fahrer und Beifahrer uns beschnuppern können und wir tauchen gegenseitig ein dickes Grinsen aus.
Die letzten Kilometer wieder auf dem HCM Pfad zurücklegend erreichen wir gegen halb 5 Tan Ky, auch wieder ein winziges Städtchen, es gibt zwei Hotels, im zentraleren gibt es nur noch drei Zimmer und das am Ortseingang sieht zwar von außen ganz schick aus, aber es ist noch muchtiger, als der Schuppen vom Vortag, was soll’s, mit einigen Bemühungen kann man der Dusche warmes Wasser abringen, das „Management“ besorgt uns eine Runde Bier und angeblich soll es sogar Internet geben, wir werden sehen.
Wir finden ein einziges Restaurant, das uns drei Fleischgerichte zaubert, das Krautgemüse ist mehr als blass. Ich will versuchen den Koch zu überreden, die Babyaubergienen zu frittieren, aber er lässt mich nicht an die Pfanne, dafür sammele ich ein große Bündel Kräuter in der Küche zusammen und schneide sie klein und verrühre sie dann mit sechs Eiern, die ich finde und übergebe dann zum Braten an den Chef und es wird lecker! Also es geht doch.
Morgen wollen wir dann wieder eine Nebenstraße versuchen, auch wenn es dann 110 Kilometer werden, die heutige Erfahrung hat uns mutig gemacht, die Strecke auf dem Highway ist nicht so schön, denn es gibt nur wenige Dörfer und Siedlungen und wir wollen ja einmal mitten durch durchs vietnamesische Leben.